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Kammeltal: Warum der Kammeltaler Gemeinderat sich über Bauanträge ärgert

Kammeltal

Warum der Kammeltaler Gemeinderat sich über Bauanträge ärgert

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    Über zwei Bauanträge war der Kammeltaler Gemeinderat nicht gerade amüsiert.
    Über zwei Bauanträge war der Kammeltaler Gemeinderat nicht gerade amüsiert. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Nicht besonders gut weggekommen sind zwei Bauanträge im Gemeinderat. Vor allem das Vorgehen der Antragsteller, die ihre Gebäude teils schon fertig errichtet haben, wurde kritisch beurteilt. Kritik wurde jedoch auch am Günzburger Landratsamt geübt, das eine Baumöglichkeit im Ortsteil Hammerstetten nicht akzeptierte.

    Wegen der Corona-Lage findet die Sitzung des Kammeltaler Gemeinderats derzeit in der akustisch nicht besonders gut geeigneten Mehrzweckhalle der Grundschule Wettenhausen statt. Am Dienstagabend probte im Nachbargebäude vernehmlich der Nachwuchs des Musikvereins, sodass die Verständlichkeit der einzelnen Wortbeiträge zusätzlich litt.

    Zweiter Bürgermeister spricht von einer "Frechheit"

    Kritisch bewertete Zweiter Bürgermeister Jürgen Kornelli (Behlingen) einen nachgereichten Antrag für die Sanierung und Nutzungsänderung eines Wohnhauses und Lagerschuppens in der von-Rehlingen-Straße im Ortsteil Wettenhausen: „Der Antragsteller will die Genehmigung hintenrum, das ist eine Frechheit“, sagte Kornelli. Genauso wenig Verständnis hatte Dritter Bürgermeister Mathias Englet: „Mit diesem Vorgehen bin ich nicht einverstanden.“ Ein Häuslebauer müsse jeden Carport beantragen. Und Rat Fabian Brosch brachte sogar ein Bußgeld ins Gespräch, das jedoch nicht von der Gemeinde, sondern nur vom Landratsamt erhoben werden könne, so Bürgermeister Thorsten Wick.

    Was hatte die Gemeinderäte so auf die Palme gebracht? Der Bauherr hat auf dem Grundstück bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Ein Stadel wurde ausgebaut, zu Wohnzwecken umgestaltet und mit elf neuen Zimmern versehen.

    Im Wohnhaus eine Art Wohngemeinschaft

    Über die laufenden Arbeiten an dem Objekt wurde die Kammeltaler Verwaltung und das Landratsamt informiert. Ein in der Sitzung Ende Juni behandelter Antrag wurde wegen weiterem Informationsbedarfs zurückgestellt. Nun ging im Rathaus eine Beschreibung über die Nutzung der geschaffenen neuen Räumlichkeiten ein, so die Sitzungsvorlage. Darin heißt es, dass in dem Gebäude keinerlei gewerbliche Nutzung geplant sei. Das Wohnhaus solle als „Wohngemeinschaft“ genutzt werden. Diese Art Nutzung nehme auch im ländlichen Bereich zu. Gemeinschaftsflächen wie Bäder, Küche, Esszimmer, Flure, Waschküche, Hof, Terrasse und Garten würden von Mietern zusammen genutzt. Der dort vorgesehene Personenkreis setze sich aus Mitarbeitern einer Baufirma sowie Einzelpersonen, die über die Jugendbetreuung des Landratsamts vermittelt würden, zusammen.

    Nachbarn des Bauherrn haben nun bei einer Ortseinsicht mit der Verwaltung massive Bedenken gegen das Projekt vorgebracht. Sie befürchten laut Sitzungsvorlage, dass sich das Vorhaben auf einen Beherbergungsbetrieb ausweitet.

    Nachbarn sprechen von einem "Schwarzbau"

    Mittlerweile haben sie ihre Stellungnahme, die der Günzburger Zeitung vorliegt, schriftlich im Rathaus eingereicht. Darin argumentieren sie, dass es sich bei dem umgebauten Stadel um einen „Schwarzbau“ handele, wie ihnen vom Bürgermeister bestätigt worden sei. Außerdem befürchten die Nachbarn, dass auf dem Grundstück ein weiteres Wohngebäude geplant sei, das zu einer massiven Verdichtung in diesem Gebiet führe und die ohnehin kritische Verkehrsbelastung in der engen Straße weiter verschärfe.

    Gemeinderat Johann Anwander stufte die unbefristete Vermietung der Zimmer als problematisch ein und befürchtete einen ständigen Wechsel in den Räumen. Der Antragsteller hat mit zwölf Stellplätzen mehr als gefordert nachgewiesen. Laut Verwaltung sei es zweifelhaft, ob gegen das Bauprojekt Einwände erhoben werden können, da die zeitweise Unterbringung von Montagearbeitern „nicht das typische Bild eines Beherbergungsbetriebes“ ergebe und sich das Vorhaben in die nähere Umgebung einfüge. Diesen Argumenten wollte der Gemeinderat jedoch nicht folgen und lehnte den Antrag einstimmig ab.

    Ungeklärte Fragen zum Wegeunterhalt

    Als ebenso schwierig erweist sich der Antrag für diverse Bauvorhaben auf einem Grundstück in der Brementalstraße im Ortsteil Goldbach. Dort soll, wie berichtet, eine Biogasanlage entstehen und eine bereits gebaute Lagerhalle nachträglich genehmigt werden. Wegen ungeklärter Fragen zum Wegeunterhalt wurde der Antrag nicht behandelt, sondern zurückgestellt.

    Die Stellungnahme des Landratsamts zu einer Bauvoranfrage für ein Einfamilienhaus im Ortsteil Hammerstetten kam beim Gemeinderat nicht gut weg. Die Kreisbehörde argumentierte, das Baugrundstück sei von einer landwirtschaftlichen Fläche abgetrennt und gehöre zum Außenbereich. Es handle sich nicht um eine Baulücke und die gesicherte Erschließung sei unklar. Nach Ansicht des Landratsamtes müsste die Gemeinde dort einen Bebauungsplan aufstellen. Für die ablehnende Haltung hatte der Gemeinderat kein Verständnis. Das Interesse von Einheimischen, im Kammeltal bauen zu wollen, begrüßte Gemeinderat Paulheim und bezeichnete das Vorgehen der Kreisbehörde als „Frechheit“. Der Gemeinderat sprach sich einstimmig zugunsten des Antrags aus, mit der Möglichkeit den Interessenten über einen städtebaulichen Vertrag zu unterstützen.

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