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Kammeltal: Dorfladen Ettenbeuren bietet der Konkurrenz die Stirn

Kammeltal

Dorfladen Ettenbeuren bietet der Konkurrenz die Stirn

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    Durch Bürgerinitiative zur Versorgung der einheimischen Bevölkerung im Kammeltal organisiert: Im Dorfladen Ettenbeuren, der im Dezember 20 Jahre besteht, kümmern sich Elfi Miehle, Waltraud Göppel und Andrea Steber Dorfladen, drei von zwölf Teilzeitkräften, um den Verkauf.
    Durch Bürgerinitiative zur Versorgung der einheimischen Bevölkerung im Kammeltal organisiert: Im Dorfladen Ettenbeuren, der im Dezember 20 Jahre besteht, kümmern sich Elfi Miehle, Waltraud Göppel und Andrea Steber Dorfladen, drei von zwölf Teilzeitkräften, um den Verkauf. Foto: Wolfgang Kahler

    Mit Bürgerinitiativen ist es so eine Sache. Die einen sind gegen Verordnungen von oben, die anderen organisieren die Versorgung mit Nahrungsmitteln. In Ettenbeuren ist lange vor vergleichbaren Geschäften im Landkreis ein Dorfladen als Bürgerprojekt entstanden. Die Bewährungsprobe hat es nach fast einer Generation längst bestanden. Doch immer mehr Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung machen sich bemerkbar. Neue Ideen sollen die Existenz des Dorfladens sichern.

    Es wuselt ganz schön am Samstagvormittag in dem Ettenbeurer Geschäft an der Ecke Sonnen- und Ichenhauser Straße. Vier Mitarbeiterinnen kümmern sich um Warennachschub und den um diese Zeit beachtlichen Ansturm von Kunden im Alter zwischen sechs und über 80 Jahren. „Samstag ist am meisten los“, bestätigt Alfred Sailer, seit zehn Jahren Geschäftsführer des Dorfladens, ebenso wie Dominika Wiemer und Brigitte Bestler als Vorsitzende des Vereins ehrenamtlich aktiv.

    Mitarbeiterinnen stammen alle aus der Gemeinde Kammeltal

    „Die Idee dahinter war die Nahversorgung für die nicht mobile Bevölkerung“, beschreibt Sailer das Konzept. Und er liefert auch gleich die Erklärung für das seit 20 Jahren anhaltende Erfolgsrezept: „Nummer eins ist das Team der zwölf Mitarbeiterinnen im Verkauf.“ Sie stammen alle aus der Gemeinde Kammeltal und zeigen schon damit eine Verbundenheit mit der Kundschaft, erklärt der Geschäftsführer. „Für die Mitarbeiterinnen ist der Dorfladen nicht nur Arbeitsplatz, sie identifizieren sich auch damit.“ Vom Startteam sind heute noch fast alle mit dabei. In das Tagesgeschäft mischen sich weder Sailer noch Wiemer ein, das sei Sache von Brigitte Bestler mit ihrem Team. Sie organisieren das Warenangebot und den Verkauf.

    Immer wieder bestätigen Kunden, wie gut dieses bürgernahe Konzept statt anonymer Supermärkte ankommt: „Es ist toll, dass wir am Ort was haben, wo man einkaufen kann“, freut sich Elisabeth Kowalt. Die 65-Jährige kommt fast immer mit dem Rad zum Dorfladen, „wegen der Zeitersparnis“, sagt sie. Schön findet sie es, dass es viele regionale Produkte gibt. Sie lobt die Freundlichkeit des Personals und fügt noch einen besonderen Aspekt hinzu: „Das Preisniveau ist für mich kein Kriterium.“ Wenn sie mit dem Auto kilometerweit zum Einkaufen fahren müsste, wäre ohnehin nichts gespart.

    Großes Sortiment auf kleinem Raum

    Klar kann der Dorfladen mit seinem Warenangebot nicht mit einem Supermarkt mithalten, aber „es gibt ein großes Sortiment auf kleinem Raum“, bestätigt Geschäftsführer Sailer. Stattdessen liegt der Schwerpunkt auf einer gesunden Mischung, die nahezu sämtliche Artikel des täglichen Bedarfs umfasst. Und die Lebensmittel kommen fast durchweg von Lieferanten aus dem eigenen Ort oder der näheren Umgebung. Dieses Angebot werde tatsächlich auch von neu nach Ettenbeuren gezogenen Bürgern genutzt, weiß Vorsitzende Dominika Wiemer.

    Zu den jüngeren Kunden des Dorfladens gehört Nina Glöckler. Die 18-Jährige aus Egenhofen ist schon als Kind mit dem Fahrrad zum Einkaufen gekommen: „Das ist schon was Gutes für die Gemeinde“, sagt sie und ergänzt: „Wäre er nicht mehr da, wäre es ein Verlust.“

    Ist am Samstag meistens weibliche Kundschaft im Laden, herrscht während der Woche schon morgens großer Andrang, wenn Männer im Dorfladen ihre Brotzeit holen. „Dann geht die Schlange bis zur Tür“, lacht Bernhard Göppel. Der 38-Jährige wohnt gleich um die Ecke und macht gern einen kleinen Spaziergang, um fürs Frühstück einzukaufen. „Kurze Wege“, sind für Angelika Anwander ebenso wie „freundliche Beratung und regionale Produkte“ die wichtigsten Argumente für ihren Besuch im Geschäft. Ähnlich sieht es der 64-jährige Gerhard Sprenger. Er kommt mit dem Fahrrad „weil’s naheliegend ist“ und viel besser, als für den Einkauf weit in der Gegend „rum zu kutschieren“.

    Dorfladen bekommt die Discounter zu spüren

    Natürlich machen sich die in den vergangenen Jahren in der Umgebung entstandenen Discounter bemerkbar, weiß Geschäftsführer Sailer. Aber gegen diese Konkurrenz will sich der Dorfladen abheben.

    „Bei uns gibt’s keine Großpackungen“, unterstreicht der 64-Jährige, „und so gut wie kein Plastik, sondern Papier zum Einpacken“, denn auf Nachhaltigkeit wird großen Wert gelegt. Beispielsweise beim Energieeinsatz: So heizt das Kühlaggregat der Frischetheke den Laden, und mit der Umstellung auf LED-Beleuchtung konnte der Jahresverbrauch einer fünfköpfigen Familie eingespart werden.

    Zweitgrößter Arbeitgeber im Ort

    Zum 20-jährigen Bestehen, das am kommenden Samstag mit einem Gründungsfest einschließlich Nikolausbesuch gefeiert wird, sollen die Weichen für den dauerhaften Bestand des Dorfladens gestellt werden, der übrigens zweitgrößter Arbeitgeber im Ort ist. Sailer kündigt gegenüber unserer Zeitung ein Investitionsvolumen von circa 35000 Euro an. Damit wird unter anderem das Café im Geschäft erweitert, eine neue Kühltechnik eingesetzt sowie eine Fotovoltaikanlage zur Eigenstromerzeugung installiert.

    Problematisch für die Existenz des genossenschaftlichen Unternehmens wäre die Ansiedlung eines größeren Supermarkts im Dorfgebiet, glaubt der Geschäftsführer. Doch bisher sind derartige Anfragen von Handelskonzernen im Gemeinderat auf Ablehnung gestoßen. So könnte das einst zukunftsweisende Projekt der Bürgerinitiative im Kammeltal realistische Chancen auf Fortbestand haben.

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