Eigentlich gehört das Alphorn ja in die Berge – würde man zunächst meinen. Tatsächlich waren die Burgauer Alphornbläser, als sie vor 30 Jahren gegründet wurden, auch weit und breit die einzige Gruppe dieser Art in der Region. Norbert Haas, gelernter Schreiner aus Burgau, hatte 1986 im Allgäu ein Alphornbläsertreffen besucht. Er war von den Instrumenten derart begeistert, dass er noch vor Ort Maß nahm und sich zu Hause aus Fichtenholz sein eigenes Alphorn in Handarbeit baute. Kurze Zeit später kamen noch zwei weitere hinzu. Zusammen mit Hermann Rau und Alois Saumweber folgte nur ein Jahr später, am 26. Juli 1987, der erste Auftritt auf dem Burgauer Pfarrfest. Die Burgauer Alphornbläser waren entstanden.
„Es war etwas Neues“, erzählt Klaus Hammerschmidt, der seit 1989 der Alphorngruppe angehört. Klar: Hätte es den Leuten nicht gefallen und wäre der Erfolg ausgeblieben, dann wäre die Gruppe wohl sehr schnell wieder von der Bildfläche verschwunden. Das Gegenteil ist passiert: Die Auftritte wurden immer mehr, teilweise wurde zwischen 40 und 50 Mal im Jahr gespielt. Sogar in einem Bierzelt in Nordrhein-Westfalen, beim Bayernfest in Schallern, einem Ort zwischen Dortmund und Paderborn, traten die Burgauer Alphornbläser schon auf. Und im „Duftgarten“, einer Gärtnerei im Nachbarlandkreis Neu-Ulm, soll anstatt der Alphörner gar von „Dufthörnern“ die Rede gewesen sein. 1999 bestanden die Burgauer Alphornbläser übrigens aus acht Musikern, weiter gehören sie dem Allgäu-Schwäbischen Musikbund (ASM) an.
1991 stieß Wilhelm Stadter, der heutige „Alphornchef“ dazu, acht Jahre später seine Frau Birgit. „Schuld daran war Theo Waigel und der Auftritt der Alphornbläser bei der 800-Jahr-Feier in Schnuttenbach“, verrät sie schmunzelnd. Dem war nämlich spontan eine Einladung des Ex-Bundesfinanzministers nach Berlin gefolgt. Um in die Bundeshauptstadt mitfahren zu können, habe sie eben schnell noch das Alphorn spielen gelernt, erzählt sie weiter. Das war auch gut so, denn: Seit 2011 bilden Birgit und Wilhelm Stadter zusammen mit Klaus Hammerschmidt, der bereits seit 1989 mit dabei ist, den festen Stamm. Aus Altersgründen hatten sich die anderen Musiker nach und nach zurückgezogen. „Mir sind scho lustig drauf“, sagt Klaus Hammerschmidt lachend. Das liegt sicherlich auch an Verena, 9, und Andrea, 12, den beiden Töchtern der Stadters. Denn die sind seit zwei Jahren mit Begeisterung ebenfalls mit dabei.
Klavier, Trompete - und ein Alphorn
Wie kommt man eigentlich dazu, in so jungen Jahren und noch dazu als Mädchen, ein über dreieinhalb Meter langes Instrument zu spielen? Klar, weil Mama und Papa das auch machen, wie Andrea bemerkt. Aber wenn man wie die beiden bereits mit fünf angefangen hat, Klavier und anschließend Trompete zu spielen, dann darf es ruhig auch noch ein Alphorn sein. „Mir ham’ a Mordsfreud’ und vor allem, mir passen zusammen und das hört man an der Musik“, bemerkt Hammerschmidt. „Jeder spielt seine eigene Stimme und ist somit gewissermaßen Solist“, fügt Wilhelm Stadter hinzu. Jeder brauche eben jeden. Und ohne „a Liab“ zu den Instrumenten ginge es sowieso nicht, meint seine Frau Birgit. Die stammen übrigens von einem renommierten Alphornbauer aus dem Landkreis Biberach. Nur das von Klaus Hammerschmidt, das ist eines, das noch in der Werkstatt von Norbert Haas entstanden ist. Überhaupt kommen die Burgauer Alphornbläser recht fesch daher, wenn sie bei „Geburtstagsständla“ bis hin zu größeren Veranstaltungen, wie vor Kurzem beim Abschiedsabend für die Gäste aus Günzburgs Partnerstadt Lannion, auftreten: Ihre Tracht haben sie sich speziell anfertigen lassen und die Hüte stammen von einem Handwerksbetrieb aus Unteregg.
Apropos Musik: Die reicht von traditionellen Alphornrufen bis hin zu Walzern, Märschen und Polkas. Einige davon, eigentlich „a Haufa“, wie Willi Stadter sagt, habe er selbst komponiert, wie den „Mindeltaler Alphornwalzer, der bei der Volksfesteröffnung immer vor dem Burgauer Rathaus gespielt wurde. Der war übrigens auch sein erstes Werk in dieser Art. Aber sie haben auch für Alphörner etwas ungewöhnliche Stücke drauf: Beispielsweise den „Tiger Rag“ oder Boney M.’s „Rivers of Baylon“. Und bei „Amazing Grace“ sei das Publikum vor Ergriffenheit immer ganz still, erzählt Wilhelm Stadter und lacht. Manchmal wird auch draußen geprobt – verständlich, um auf die dreieinhalb Meter langen Alphörner zurückzukommen. Am liebsten in Violau, in der Natur auf der Anhöhe oberhalb der Wallfahrtskirche St. Michael. Das Alphorn ist ja auch ein Naturinstrument und wird gerne auf dem Berg gespielt.
Eine Jubiläumsfeier, wie zum 20-jährigen Bestehen, als sechs Alphorngruppen mit 35 Musikern am Burgauer Generationenpark gut 500 Zuhörer begeisterten, wird es zwar nicht geben. Aber sämtliche Auftritte werden im Zeichen der vergangenen 30 Jahre stehen. Der nächste wird am 2. Juli um 11.30 Uhr in Günzburg sein – das Sonntagskonzert an der Reisensburger Straße im Rahmen des Günzburger Kultursommers. Und was sie sich für die Zukunft wüschen, da sind sie sich einig: So weitermachen, wie bisher. Weil es einfach passt.