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Jettingen-Scheppach: Wie Jettingens Zentrum einmal aussehen könnte

Jettingen-Scheppach

Wie Jettingens Zentrum einmal aussehen könnte

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    Der Gasthof Adler  könnte zu einer Kulturscheune mit Außenbestuhlung werden – vorausgesetzt, die Weberstraße wird schmaler gemacht.
    Der Gasthof Adler  könnte zu einer Kulturscheune mit Außenbestuhlung werden – vorausgesetzt, die Weberstraße wird schmaler gemacht. Foto: Schirmer Architekten und Stadtplaner GmbH

    Ein Dorfladen gegenüber dem Rathaus, ein grüner Marktplatz, eine Kulturscheune im Gasthaus Adler und ein Brauhaus im Gasthof Sonne: Was Alexandra Franzke vom Architektur- und Stadtplanungsbüro Schirmer am Dienstagabend in Wort und Bild dem Gemeinderat an Umgestaltungsmöglichkeiten für den Ort präsentierte, ließ so manchen schon von einer wunderbaren Zukunft träumen. Die Rahmenplanung, in die auch Anregungen der Bürger aus einer Projektwerkstatt miteingeflossen waren, stieß rundum auf Befürwortung. Als „bahnbrechend“ gelobt wurde sie von Zweitem Bürgermeister Hermann Högel. Schon im März soll mit der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange gestartet werden, ehe der Gemeinderat zeitnah einen Beschluss fasst und das Sanierungsgebiet festlegt. Bürgermeister Hans Reichhart trat dennoch auf die Euphoriebremse: „Es muss allen klar sein, dass dies ein Projekt für die nächsten zehn bis 15 Jahre ist. Das kann nicht von heute auf morgen umgesetzt werden.“

    Zumindest komme die Gemeinde wieder einen kleinen Schritt in Sachen Stadtsanierung weiter, freute sich Reichhart. Seit Juni vergangenen Jahres arbeitet das Büro Schirmer an einer Planung: Nach einer Bestandsaufnahme wurden Bürger wurden per Fragebogen befragt, es folgte im September eine Infoveranstaltung, in der die Bewohner auflisten konnten, was ihnen am Altort Jettingen gut oder weniger gut gefällt.

    Gebäudeleerstand und Verkehrsbelastung als Negativpunkte

    So punktet der Ort beispielsweise mit einer historischen Siedlungsstruktur und Baudenkmälern. Negativ bemerkbar machen sich vor allem der Gebäudeleerstand, der unattraktive Ortseingang, das wilde Parken und die hohe Verkehrsbelastung. Im November wurde das Ganze noch konkreter, die Bürger durften sich bei einer Projektwerkstatt beteiligen (lesen Sie hierzu mehr). Alle vorgebrachten Ideen und Anregungen flossen in ein Konzept, das Alexandra Franzke mit Grafiken und Visualisierungen untermalt, dem Gemeinderat vorstellte. Im Mittelpunkt stehen die fünf Handlungsfelder Neue Mitte, Wohnen im Altort, Versorgung, Freizeit und Tourismus sowie Verkehr.

    Neue Mitte Das Ortszentrum soll als sogenannte Neue Mitte gestärkt werden, Alexandra Franzke sprach von „Herz des Ortes“. Es schließt neben Rathaus mit Anbau die Neugestaltung des Rathaus- und Kirchplatzes die Gestaltung eines grünen Marktplatzes und eines öffentlichen Ortsgartens ein. Dabei könnte auch der Rieder Bach, der bisher unterirdisch fließt, durch eine Freilegung erlebbar gemacht werden. Komplett neu entwickelt werden müsste das „Areal Stock“. Dazu müsste das eingeschossige Gebäude, das wie ein Fremdkörper wirkt, abgerissen werden. Es würde Platz machen für Neubauten in Form von giebelständigen Langhäusern, die zentrale Wohn- und Einzelhandelsangebote schaffen. All das ist jedoch Zukunftsmusik, solange der Eigentümer nicht befragt ist und sein Einverständnis gibt. Franzke sprach von einem mittel- bis langfristigen Projekt.

    Wohnen im Altort Hier spielt das Gebäude an der Hauptstraße 66 eine Schlüsselrolle. Das denkmalgeschützte Haus steht leer, weist erhebliche Mängel aus und ragt in den Gehwegbereich hinein. Zwar halten es die Städteplaner für wünschenswert, das Gebäude zu sanieren, falls es nicht machbar wäre, sollte ein Neubau entstehen. „Man sollte so sensibel wie möglich eingreifen“, betonte Franzke. In der Gartenstraße wäre eine Nachverdichtung in Form lockerer Bebauung sinnvoll. Hier könnte auch ein Generationenpark mit Nähe zum Kindergarten und Altenheim entstehen. Die leerstehende Metzgerei in der Weberstraße könnte für Wohnungen und die historische Hofstelle als Mehrgenerationenhaus genutzt werden. An diesem „Baustein im Ort“ sollte die Gemeinde unbedingt dranbleiben, betonte Franzke.

    Ein Dorfladen gegenüber dem Rathaus wäre denkbar

    Versorgung Die Einzelhandelssituation im Ort lässt zu wünschen übrig. Die Zahl der leer stehenden Ladenlokale ist hoch. In eines davon, das Gebäude gegenüber dem Rathaus, könnte beispielsweise ein Dorfladen einziehen und der Platz davor gestaltet werden. Denkbar wäre es auch, das medizinische Angebot zu stärken und eine „Arztscheune“ ins Leben zu rufen.

    Tourismus/Freizeit Da viele Bürger in erster Linie fehlende Einkehrmöglichkeiten moniert hatten, griff die Planerin den Vorschlag auf, die Brauerei beim Gasthof Sonne zu reaktivieren. Denkbar seien eine architektonische Inszenierung der historischen

    Bürgermeister Reichhart teilte an dieser Stelle mit, dass es schon „sehr gute Gespräche“ gegeben habe, unter anderem auch ein „sehr zielführendes“ mit der Regierung von Schwaben. Aber es seien noch sehr viele Termine nötig. „Wir rufen mit unseren Plänen nicht überall Begeisterung hervor“, sagte er. Christoph Böhm (Freie Wähler) ermunterte dazu, die Bürger, vor allem Immobilienbesitzer, aktiv anzusprechen und sie ins Boot zu nehmen. „Sie dürfen nicht das Gefühl haben, dass wir über sie hinweg planen“, warnte er. Für das Projekt gewonnen werden sollte auch der Eigentümer des Schlosses. Dieses ist bisher nicht zugänglich für die Öffentlichkeit. In den Augen der Planer wäre viel gewonnen, wenn das Schloss punktuell öffnen würde.

    38 Prozent der Jettinger stört die Verkehrsbelastung

    Verkehr Die Verkehrsbelastung empfinden nach Auswertung der Fragebogenaktion 38 Prozent als störend, 27 Prozent nehmen den Verkehr als „extrem belastend“ wahr. Gebremst werden könnte der Verkehr durch eine Änderung der Vorfahrt an der Kreuzung von Haupt- und Weberstraße, eine Reduzierung der Fahrbahnbreite, gestalterische Elemente und Belagswechsel. Von einer Parkscheune an der Weberstraße, die in der Projektwerkstatt vorgeschlagen worden war, würde Franzke absehen. Es müssten zu große Höhendifferenzen überwunden werden, „wir würden mehr verlieren als gewinnen“. Der ruhende Verkehr könnte unter Bäumen integriert werden, die von Franzke erwähnten Schrägparktaschen hielt Hermann Högel (CSU) für eine „geniale Sache“.

    Am Ende der langen Präsentation nannte Alexandra Franzke noch einmal die fünf wichtigsten Projekte, die die Bürger favorisieren und die die Gemeinde angehen sollte: Umbau der Gasthöfe Sonne und Adler, Nachnutzung für das Baudenkmal in der Hauptstraße 66, Mehrgenerationenwohnen und Stärkung des Zentrums als Neue Mitte.

    Den Ort liebens- und lebenswert zu gestalten, sollte in Hermann Högels Augen keine Floskel bleiben. „Wenn es uns gelingt, die Neue Mitte zu einem Herzstück zu machen, haben wir Entscheidendes geschafft.“ Bürgermeister Reichhart ist es wichtig, dass es im Anschluss an die Fertigstellung des Rathauses nahtlos mit der Stadtsanierung weitergeht. Dazu sei aber Grundvoraussetzung, in das kommunale Förderprogramm zu kommen.

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