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Jettingen-Scheppach: Raiffeisenbank trennt sich von einem Vorstand

Jettingen-Scheppach

Raiffeisenbank trennt sich von einem Vorstand

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    Die Hauptstelle der Raiffeisenbank Jettingen-Scheppach. Die Bank trennt sich von einem Vorstand.
    Die Hauptstelle der Raiffeisenbank Jettingen-Scheppach. Die Bank trennt sich von einem Vorstand. Foto: Christian Kirstges

    Seit 1986 gehörte er ihr als Mitarbeiter an, seit 2009 war er im Vorstand. Doch nun trennt sich die Raiffeisenbank Jettingen-Scheppach von Josef Knöpfle. Bei der Generalversammlung gab das der weitere Vorstand Markus Deubler bekannt. Der Grund seien „unterschiedliche Auffassungen zur Ausrichtung und zur Leitung der Bank“. Der „schwere Schritt“ sei aus Sicht des Aufsichtsrats alternativlos gewesen, um die Zukunftsfähigkeit des Geldinstituts zu sichern. Denn wie Deubler unserer Zeitung sagte, sei Knöpfle seit Ende November 2016 krankgeschrieben. Die Bank habe nun handeln müssen. Die Arbeit könne nicht länger umverteilt werden – und die erlaubte Karenzzeit zur Leitung mit nur einem Vorstand laufe ab.

    In seiner Rede betonte Deubler, dass die Mitarbeiter und vor allem er selbst „voll und ganz“ hinter der Entscheidung des Aufsichtsrates stünden. Die sonst üblichen Worte des Dankes in einer solchen Situation fehlten. Ein neues Vorstandsmitglied werde in Kürze bestellt, es werde jeden Tag darauf gewartet, dass die Personalie offiziell wird – vorher könne er dazu noch nichts sagen und auch zu den genauen Hintergründen der Differenzen will er sich wegen des „laufenden Verfahrens“ nicht äußern.

    So blieben die Weichen aber in Richtung Selbstständigkeit gestellt, was in einer Zeit voller Fusionen im Bankenbereich nicht selbstverständlich sei. Aufsichtsratsvorsitzender Josef Hegele wollte sich wegen des laufenden Verfahrens auch nicht weiter gegenüber unserer Zeitung äußern, sagte aber, dass der rechtliche Teil sowohl für die Trennung von Knöpfle als auch für die Bestellung eines Nachfolgers noch Zeit in Anspruch nehmen werde. Knöpfle war gestern nicht zu erreichen.

    Die Sachkosten müssen reduziert werden

    Das vergangene Jahr sei jedenfalls erfolgreich gewesen, betonte Deubler, trotz der durch die Niedrigzinsphase verursachten Branchenprobleme. Nichtsdestotrotz müsse auf die schwierigen Rahmenbedingungen reagiert werden, vor allem durch das Optimieren von Sachkosten, etwa durch eine stärkere Arbeitsteilung im genossenschaftlichen Finanzverbund und der Unterstützung durch Dienstleister in einigen Bereichen. Dazu zähle etwa das Einscannen von Überweisungen, sodass die Mitarbeiter sie nicht mehr selbst erfassen müssen. Eine größere fünfstellige Summe könne eingespart werden. Deubler betonte auf Nachfrage unserer Zeitung, dass es hier nur um die Sach-, nicht um die Personalkosten gehe. Ein Stellenabbau sei nicht geplant. Schließlich müsse die Beratung und Akquise weiter intensiviert werden, um neue Ertragsquellen für die Bank zu erschließen.

    Wichtig für die Kunden: Während manche Geldhäuser zu diesem Mittel greifen mussten, „wollen wir Negativzinsen für Privatkunden vermeiden, solange es die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank und die allgemeinen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen zulassen“. Die Situation müsse aber beobachtet werden, um nicht in einen Teufelskreis zu geraten. Denn wenn andere Banken Negativzinsen verlangen, könne das dazu führen, dass mehr Kunden zu denen ohne diese Belastung wechseln. „Diese Häuser haben dann, wenn nicht Gegenmaßnahmen ergriffen werden, einen unkontrollierten Einlagenzuwachs, der nicht wieder angelegt werden kann. Auf diese Gelder sind dann wieder Negativzinsen der Zentralbank zu zahlen, was zu einer zusätzlichen Belastung der Ertragslage führt.“

    Kleine Banken leiden unter Regulierung

    Die Kritik Deublers an der Zinspolitik der Zentralbank war jedenfalls unüberhörbar – genauso wie der Wunsch, dass kleine, regionale Banken von seit der Finanzkrise verschärften Vorgaben befreit werden. Sie hätten die Krise nicht verursacht, litten aber unter der Regulierung. Alles in allem ist der Vorstand aber zufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr, „dies sehen wir als Bestätigung unserer mitglieder- und kundenorientierten Geschäftspolitik, die auf der Grundlage von Nähe und Vertrauen gelebt wird“. Die Schließung der Filiale in Freihalden war kein Thema.

    Die Bilanzsumme betrug 95,6 Millionen Euro, der Schnitt liege bei 95,2. Es seien mehr Kundeneinlagen registriert worden, zudem habe sich die Zahl der Anteilseigner erhöht. Die vergebenen Kredite lagen bei 43,9 Millionen, insgesamt wurden mehr als 155 Kreditbeschlüsse erfasst. Letzte risikobehaftete Kredite wurden abgewickelt, die Risikosituation der Bank werde als günstig beurteilt. Das Gesamtkundenvolumen habe leicht gesteigert werden können und liege bei 175,6 Millionen Euro. Der Zinsüberschuss betrug 1,83 Millionen Euro, der Provisionsüberschuss 570000 Euro. Vor allem die Altersvorsorge und der Wunsch nach Wohneigentum seien die großen Themen bei Beratungsgesprächen.

    Dieses Jahr wird nicht leichter werden

    Die allgemeinen Verwaltungskosten betrugen 2,2 Millionen Euro, der Umsatz im Lagerhaus mehr als 2,51 Millionen. Vor allem der gesunkene Heizölpreis habe das Ergebnis verschlechtert. Der Bilanzgewinn von gut 125400 Euro fließt mit 14000 Euro in die gesetzlichen Rücklagen, 56000 werden für andere Rücklagen verwendet und 55300 Euro für eine Dividende von drei Prozent. 230000 Euro gingen in die Vorsorgereserven. Das erwirtschaftete und versteuerte Eigenkapital wird um 4,15 Prozent auf 8,3 Millionen Euro erhöht. Die Bank hat knapp 9500 Konten verwaltet, 20000 Euro wurden gespendet.

    Dieses Jahr wird es durch den Niedrigzins nicht leichter, die Zinsmarge wird wohl weiter zurückgehen. „Wir sind aber zuversichtlich, dies zumindest teilweise durch einen Ausbau unseres Kundenkreditgeschäfts sowie unsere Provisionseinnahmen kompensieren zu können“, sagte Deubler. „Unter dem Strich erwarten wir ein leicht rückläufiges Jahresergebnis.“ Und wie es in der Präsentation hieß: „Die Zeiten für Banken werden härter, aber unsere Arbeit wird Bestand haben.“

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