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Jettingen-Scheppach: Per Eilantrag zum Golfvergnügen?

Jettingen-Scheppach

Per Eilantrag zum Golfvergnügen?

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    Ein einsamer Golfer übt auf der weitläufigen Anlage des GC Schloss Klingenburg. Ein Ansteckungsrisiko können die Vereinsverantwortlichen hier nicht erkennen. Für ihr Hobby erbitten sie eine Ausnahmeregelung.
    Ein einsamer Golfer übt auf der weitläufigen Anlage des GC Schloss Klingenburg. Ein Ansteckungsrisiko können die Vereinsverantwortlichen hier nicht erkennen. Für ihr Hobby erbitten sie eine Ausnahmeregelung. Foto: Bernhard Weizenegger

    Deutschland droht in diesen ersten Tagen, nach zaghafter Rückkehr zur Normalität, in einen Flickenteppich verschiedenster Ver- und Gebote zu zerbröseln. Was im einen Bundesland gnädig gestattet wird, bleibt ein paar Meter weiter strikt verboten. Doch Geduld einzufordern ist natürlich immer leichter als geduldig zu bleiben. Deshalb tobt derzeit ein Ringen um Sonderregeln für alle tatsächlich Geschädigten und vermeintlich Zukurzgekommenen. Die Motivlagen wechseln, es geht um echte Nöte, um wirtschaftliche Vorteile, ums persönliche Wohlbefinden oder einfach nur ums Rechthaben. Aus dem Potpourri aller Antragsteller erflehen nun auch die Klingenburger Golfer eine Ausnahmegenehmigung. Per Eilantrag an den noch amtierenden Landrat Hubert Hafner und seinen Mitte März gewählten Nachfolger Hans Reichhart bittet Vereinspräsident Joachim Lichtblau um die Erlaubnis, die auf dem Gemeindegebiet Jettingen-Scheppach idyllisch gelegene Golfanlage ab Samstag, 25. April bespielen zu dürfen.

    Unterstützung erhofft er sich von entsprechenden Regelungen in den Bundesländern Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern. Dort dürfen die Golfer seit Montag wieder eingeschränkt zum Schläger greifen. Für Lichtblau ist diese Sondergenehmigung nur konsequent, denn: „Irgendwann müssen Politiker nachbessern, eine stufenweise Anpassung bestehender Regelungen formulieren.“

    Präsident spricht von drohender Isolation der Bevölkerung

    Als Hauptargument für seinen Vorstoß nennt Lichtblau das aufgrund der Corona-Krise ausgesprochene Abstandsgebot. Dieses sei beim Golfen vergleichsweise einfach und jederzeit einzuhalten, sodass „der Golfsport – wenn man entsprechende Infektionsschutz-Maßnahmen einhält – kein großes Ansteckungspotenzial hat“. In seinem Antrag beschreibt der GC-Präsident eine drohende soziale Isolation der Bevölkerung, der es vorzubeugen gelte. „Nach meiner Überzeugung wird der Sport dabei eine überragende Rolle spielen“, formuliert Lichtblau. Er stellt Golf insofern auf eine Stufe mit bereits jetzt zulässigen Varianten der sportlichen Ertüchtigung wie Laufen oder Radfahren, als es sich hier um einen „Distanzsport im Freien“ handle.

    Infektionsrisiken könnten die Klingenburger auf verschiedene Weise zusätzlich minimieren, heißt es im Antrag weiter. So würde der Zutritt zur Anlage über die Vergabe klarer Startzeiten geregelt sowie jeglicher Aufenthalt in Räumen ausgeschlossen. Alle Besucher würden über wichtige Hygienemaßnahmen informiert, die Golfregeln seien seitens des Deutschen Golfverbands den Erfordernissen der augenblicklichen Lage angepasst worden.

    Auch das wirtschaftliche Argument ist wichtig

    Das wirtschaftliche Argument gewichtet Lichtblau in seinem Antrag ebenfalls stark. Angesichts der Sperrung der Gaststätte und der Einstellung des Spielbetriebs hätte der GC Schloss Klingenburg „keine Möglichkeit, zusätzlich zu unseren Beitragseinnahmen weitere Einnahmen zu generieren.“ Es sei absehbar, „dass wir unser Wirtschaftsjahr mit einem erheblichen Verlust abschließen werden“. Ein teilweise ernstes, teilweise gefühltes Problem kommt laut Vereinschef obendrauf: Auf der weitläufigen, öffentlich zugänglichen Anlage tummeln sich mittlerweile mehr Jogger, Wanderer und Radfahrer als Golfer. Das führt einerseits beinahe zwangsläufig zu nennenswerten Schäden und andererseits zu erheblichem Frust, „wenn du all die Leute siehst und du selbst darfst zehn Meter von ihnen entfernt keinen Ball schlagen“.

    Auf eine Antwort seitens der beiden Politiker warten die heimischen Golfer noch. Es ist ihnen bewusst, dass es höchstwahrscheinlich keine „Lex Klingenburg“, sondern (falls überhaupt) eine gesamt-bayerische Lösung geben wird. Dass eine solche bis Samstag auf dem Tisch liegen könnte, glaubt Lichtblau nicht ernsthaft. „Aber man muss ja auch mal ein Signal setzen“, sagt er mit einem verschmitzten Lächeln.

    Veranstaltungen zum Jubiläum sind abgesagt

    Die Vorfreude war riesig: Sein 40-jähriges Vereinsbestehen wollte der GC Schloss Klingenburg in diesem Jahr ausgiebig feiern. Corona-bedingt wird nichts draus; die Veranstaltungen rund ums Jubiläum sind abgesagt.

    In einer Information an die Mitglieder heißt es seitens des Vorstands: „Es ist uns nicht leicht gefallen, aber zum aktuellen Zeitpunkt sehen wir keine Chance, unser Jubiläum so zu feiern, wie es sich für unseren Club gehört hätte.“ Zu den schmerzlichsten Einschnitten zählt gewiss das Aus für die Jubiläums-Golfwoche. Sie war vom 24. Juni bis 4. Juli geplant.

    Allerdings gibt es laut Vereinsspitze bereits Überlegungen, den sportlichen und den gesellschaftlichen Teil des Fests 2021 nachzuholen. Auch die geplante Turnierserie der Günzburger Zeitung zugunsten der Kartei der Not kann nicht stattfinden. Ebenfalls nicht stattfinden wird heuer der Mannschaftssport. Der Bayerische Golfverband hat sämtliche Spiele abgesagt. Ein Fünkchen Hoffnung tragen die in der Landesliga spielenden Männer vor sich her: Für sie ist der Deutsche Golfverband zuständig, der bislang noch keine Generalabsage verkündet hat.

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