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Jettingen-Scheppach: Jettingen ohne Fasching: „Das wird sehr leer“

Jettingen-Scheppach

Jettingen ohne Fasching: „Das wird sehr leer“

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    Große Wagen, bunt verkleidete Fasnachter und begeisterte Zuschauer wird man heuer am Faschingsdienstag vergeblich in Jettingen-Scheppach suchen. Der traditionelle Umzug fällt aus.
    Große Wagen, bunt verkleidete Fasnachter und begeisterte Zuschauer wird man heuer am Faschingsdienstag vergeblich in Jettingen-Scheppach suchen. Der traditionelle Umzug fällt aus. Foto: Bernhard Weizenegger

    In vielen Gemeinden geht das Faschingstreiben jetzt richtig los, am vergangenen Wochenende lockten die ersten Hofbälle im Landkreis von Burgavia und Offonia Hunderte Faschingsbegeisterte an. Nur in der Marktgemeinde Jettingen-Scheppach bleiben die Hallen leer. Der Jettinger Fasnachtsverein Burkhardia hatte im vergangenen September beschlossen, keine Veranstaltungen zu organisieren (hier lesen Sie mehr dazu). Erstmals seit Jahrzehnten fällt die komplette Faschingssaison heuer aus, keine Bälle, keine Fahnenübergabe, kein Umzug am Faschingsdienstag. Bürgermeister Hans Reichhart gibt seinen Rathausmitarbeitern trotzdem an diesem traditionsreichen Tag komplett frei, wie all die Jahre zuvor auch. Er selbst ist zuversichtlich, dass der Fasching 2020 wieder an Ort stattfindet, andere wie Peter Potsch, noch Burkhardia-Präsident, ist sich da nicht so sicher. „Wenn niemand bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, sieht es zumindest für den Faschingsverein schlecht aus. Dann kommt es zur Auflösung.“

    Ende der 80er Jahre war die Burkhardia gegründet und die Fasnacht im Ort in Vereinsform gegossen worden. Traditionell haben die Fasnachter immer mit dem Kinderball begonnen, dann ging es weiter mit dem Fähnrichsball und den Abschluss bildeten der Fasnachtsumzug mit vorherigem Rumäckra und dem Kehraus. Dass es all das heuer nicht gibt, „tut schon sehr weh“, sagt Potsch, der seit mehr als 20 Jahren im Verein und seit fünf Jahren als Präsident an der Spitze ist.

    Faschingsmitstreiter zu finden, wird immer schwieriger

    Doch in der vergangenen Zeit sei ihm die Lust am Fasching immer mehr vergangen. „Organisatorisch wurde es immer schwieriger“, sagt Potsch und nennt neben dem großen Aufwand auch die deutlich strengeren Vorschriften, Sicherheitskonzepte, Regelungen und Genehmigungen. Größtes Problem sei es jedoch gewesen, Mitstreiter zu finden. „Wer den Fasching organisiert, hat nicht so viel Spaß wie die, die den Fasching erleben“, sagt Potsch. Der Verein habe zwar an die 200 Mitglieder, es gebe genug Helfer, aber zu wenige, die Verantwortung tragen und organisieren wollten. Im Komitee sei jedes Jahr ein Kommen und Gehen gewesen, all das habe den Ausschlag gegeben, den Fasching abzusagen. „Leicht ist es uns nicht gefallen“, sagt Potsch.

    Er persönlich hat einen kompletten Schlussstrich gezogen. Ende März, wenn die Faschingssaison 2018/19 beendet ist, wird er bei der anstehenden Generalversammlung inklusive Neuwahlen von Vorstand und Komitee nicht mehr antreten. Auch Stellvertreter, Kassierer und Schriftführer werden sich nicht mehr aufstellen lassen. „Ich habe immer gesagt, dass ich das Amt nicht ewig übernehme“, betont Peter Potsch. Seit September sei genug Zeit geblieben, sich auf neue Herausforderungen vorzubereiten. Die Versammlung mit Wahlen solle nicht das Ende des Vereins oder gar des ganzen Faschings in der Kommune bedeuten, „aber es sieht nicht gut aus“, sagt er ehrlich.

    Bürgermeister Hans Reichhart hofft, dass der Fasching wieder auflebt

    Nicht ganz so schwarzmalen möchte Bürgermeister Hans Reichhart. Er sei „sehr, sehr traurig“, dass heuer überhaupt kein Faschingstreiben in Jettingen-Scheppach sei, ein Stück Tradition und Leben gehe damit verloren. Er habe lange überlegt, wenigstens am traditionellen Rumäckra festzuhalten. Man sei aber zu dem Schluss gekommen, es ausfallen zu lassen, da sich auch das Interesse der Zuschauer in Grenzen gehalten habe – laut Reichhart sollen es nur um die 30 bis 50 Interessierte gewesen sein. „Ich hoffe, dass es 2020 weitergeht“, sagt Reichhart.

    Dass der Fasching für längere Zeit stirbt, daran will er nicht glauben. Zuletzt hatte es Ende der 60er Jahre eine neun Jahre lange Unterbrechung gegeben. Er selbst habe die Veranstaltungen dann ab 1976 mitorganisiert. „Damals war eine andere Zeit, da hat kein Gesundheitsamt nachgefragt. Heute sind andere Voraussetzungen“, weiß er und bleibt trotzdem zuversichtlich.

    Die Jettinger Wagenbauer waren sehr aktiv

    Sorgen darüber, dass die Fasnachter in Jettingen heuer nichts mit sich anzufangen wissen, macht sich Reichhart nicht. „Echte Fasnachter finden schon eine Nische, wo sie hinkönnen.“ Die Wagenbauer seien zum Glück auch sehr aktiv gewesen und starten auf diversen Umzügen. Ihm selbst werde es ganz sicher auch nicht langweilig werden. Am Rosenmontag mischt er sich unter die Ballgäste in Freihalden, in diesem Ortsteil besucht er am Faschingsdienstag traditionell um 10 Uhr den kleinen Umzug. Und vielleicht ergebe sich ja spontan am Faschingsdienstag ein Faschingstreiben im Ortszentrum. Eine Gruppe, die Willi-Freunde, hätte Andeutungen gemacht. „Aber so eine Veranstaltung muss sich natürlich rechnen“, betont der Bürgermeister.

    Reichharts Personal muss auf jeden Fall wie sonst auch an diesem Tag nicht im Büro erscheinen. Auch die Mitarbeiter des Bauhofs können erstmals davon profitieren, müssen sie doch nicht für eine Umzugs-Beschilderung sorgen. Eine Mitarbeiterin des Rathauses, die nicht namentlich genannt werden will, deutete jedoch schon an, sich lieber in Arbeit stürzen zu wollen. Sie habe bisher keinen Umzug verpasst, ohne einen solchen „wird es sehr leer werden“. Kein Fasching in der Marktgemeinde sei ein „sehr gewaltiger Einschnitt“.

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