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Jettingen-Scheppach: Der Umzug ins neue Jettinger Rathaus kann beginnen

Jettingen-Scheppach

Der Umzug ins neue Jettinger Rathaus kann beginnen

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    Der neue Anbau an das Rathaus von Jettingen-Scheppach ist fast fertig. Noch vor Weihnachten wird die EDV für die neuen Büros eingerichtet.
    Der neue Anbau an das Rathaus von Jettingen-Scheppach ist fast fertig. Noch vor Weihnachten wird die EDV für die neuen Büros eingerichtet. Foto: Bernhard Weizenegger

    Jettingens Bauamtsleiter Markus Guckler kann aufatmen: Im Lauf der vergangenen Jahre war es in seinem eigenen Büro und in den Räumen seiner Kollegen so eng geworden, dass ein Großteil der Ordner auf dem Boden gestapelt werden musste. Am 18. Dezember ändert sich das: Der Bauamtsleiter und sein Team dürfen in die neuen Räume des Erweiterungsbaus umziehen, in dem sich künftig auch ein Archiv befindet. Von Mittwoch bis Freitag ist deshalb das gesamte Rathaus geschlossen, da Möbel eingebaut werden und die komplette EDV umgestellt werden muss. Bis der Neubau ganz bezugsfertig und für die Öffentlichkeit zugänglich sein wird, werden noch ein paar Wochen vergehen. Laut Bürgermeister Hans Reichhart ist die offizielle Einweihung für den 16. Februar geplant. Obwohl momentan noch die Baustelle überwiegt, schwärmt Reichhart: „Wir waren vor dem Baubeginn glücklich, jetzt sind wir es noch viel mehr. Es ist einfach toll.“

    Das Foto zeigt Bürgermeister Hans Reichhart im Sitzungssaal, wo bereits die neue EDV-Ausstattung auf Installation wartet.
    Das Foto zeigt Bürgermeister Hans Reichhart im Sitzungssaal, wo bereits die neue EDV-Ausstattung auf Installation wartet. Foto: Bernhard Weizenegger

    Der Weg hin zu einem neuen Rathaus war ein langer und nicht immer einfacher. Am Anfang stand ein Architektenwettbewerb für den Rathausumbau, den die Gemeinde Jettingen-Scheppach erstmals in ihrer Geschichte ausgelobt hatte. Das Architekturbüro um Arthur Numrich aus Berlin hat im Oktober 2016 mit seinen Plänen die Jury überzeugt. Reichhart bezeichnete dies damals als Startschuss für ein „Leuchtturm-Projekt“.

    Schrader- und Zeinerhaus mussten abgerissen werden

    Bevor die Arbeiten aber überhaupt beginnen konnten, rückten im Juni 2018 die ersten Bagger an und rissen das Schrader- und Zeinerhaus ab. „Das war ein Glücksfall, dass wir beide Nachbargrundstücke erwerben konnten“, sagt Reichhart rückblickend. Und erinnert sich noch genau daran, dass im Anschluss die ersten Schwierigkeiten begannen und sich der Zeitplan gleich mal verzögerte. Denn Bodenuntersuchungen ergaben, dass das Grundwasser an dieser Stelle sehr hoch war und die Bodenplatte für das neue Gebäude im Grundwasserbereich liegen würde.

    Ein besonderes Augenmerk musste somit der Statik gelten. Ein Teil des jetzigen historischen Rathauses, das aus dem 15. Jahrhundert stammt, musste unterfangen werden, um zu vermeiden, dass sich Risse im alten Komplex bilden. Der Bürgermeister spricht von acht Meter langen Bohrpfählen, die mit Beton und Stahlseilen gesichert wurden. „Das war eine riesige Aufgabe, aber es gab keinen einzigen Riss im Gebäude“, sagt Reichhart stolz.

    Bürgermeister Hans Reichhart ist angetan von den verschiedenfarbigen Solnhofer Platten, die als Bodenbelag verwendet wurden.
    Bürgermeister Hans Reichhart ist angetan von den verschiedenfarbigen Solnhofer Platten, die als Bodenbelag verwendet wurden. Foto: Bernhard Weizenegger

    Was in den Monaten danach folgte, „war eine Herausforderung für alle, für die Verwaltung, für die Mitarbeiter, für die Handwerker“, sagt der Bürgermeister. Die größte Schwierigkeit sei gewesen, den Umbau bei laufendem Betrieb zu stemmen. Nicht nur Krach und Lärm mussten ausgehalten, sondern teilweise in andere Büros umgezogen werden, weil im Altbau die über 40 Jahre alten Fenster ausgetauscht wurden. Die Belohnung: Alle Räume sind auf einmal viel heller. In den nächsten Wochen sollen dann noch die Bodenbeläge erneuert und das Eingangsportal saniert werden.

    Zu feuchter Sommer ließ den Estrich nicht trocknen

    Doch zurück zum Neubau. Der hätte eigentlich schon ein paar Monate früher fertig werden sollen, doch der zu feuchte Sommer ließ den Estrich einfach nicht trocken werden. Und bevor der nicht komplett ausgetrocknet war, waren die Handwerker zum Warten verdammt. Mit deren Leistung ist Hans Reichhart „mehr als zufrieden“, sie hätten perfekt und schnell gearbeitet. Jetzt müsse er nur den Rechnungen hinterlaufen, um das Projekt finanziell abschließen zu können. Wenn er alles hochrechne, liege man genau bei den angepeilten Kosten von etwa drei Millionen Euro. Was die Gemeinde dafür bekommen habe, könne sich absolut sehen lassen: „Es ist nichts Überzogenes dabei. Für uns war entscheidend, dass es funktioniert und gleichzeitig architektonisch etwas hermacht.“

    Im Neubau gibt es keine Vorhänge mehr. Bürgermeister Hans Reichhart präsentiert die Holzjalousien vor den Fenstern, die von einer Seite zur anderen geschoben werden können.
    Im Neubau gibt es keine Vorhänge mehr. Bürgermeister Hans Reichhart präsentiert die Holzjalousien vor den Fenstern, die von einer Seite zur anderen geschoben werden können.

    Das macht es durchaus, denn Architekt Numrich hat keinen 08/15-Bau geplant, er wollte bewusst den Alt- vom Neubau trennen. Der moderne Komplex, der keine gerade Front hat, wird durch einen gläsernen, 1,20 Meter breiten Spalt vom jetzigen Rathaus getrennt und durch Türen verbunden. Der Putz erinnert an den der gegenüberliegenden Kirche, das Dach ähnelt dem Kirchenanbau. Die Fensterfront im Erdgeschoss ist gewaltig, umfasst von einem riesigen Eichenrahmen.

    Statt Vorhängen gibt es schiebbare Jalousien aus Holz

    Auf Vorhänge wird im gesamten Neubau verzichtet, stattdessen wurden schiebbare Jalousien aus Holz eingebaut. Ein Detail, das dem Bürgermeister genauso fasziniert wie die schmalen Fenster über Eck, die zum Teil nachts beleuchteten Scheiben, die vierfarbigen Solnhofener Platten, die filigrane Treppenhausharfe aus Eichenholz oder die riesige Deckenlampe aus drei Leuchtringen. Dafür gibt es Reichhart zufolge keine maßangefertigten Möbel, sondern nur „welche von der Stange“. Aus heimischem und besonders robustem Akazienholz ist der Fußboden im künftigen Veranstaltungsraum, den Vereine oder Volkshochschule nutzen können.

    Im Neubau gibt es künftig auch rollbare Archivregale.
    Im Neubau gibt es künftig auch rollbare Archivregale. Foto: Bernhard Weizenegger

    Wer sich nach dem Eingang nach links wendet, gelangt zu öffentlichen Toiletten, die laut Rathauschef beim Adventsmarkt schon rege genutzt worden seien, ebenso wie die neue Spülküche mit zwei großen Kühlschränken. All das sei extra nur für Vereine gedacht, um den Ehrenamtlichen in Zukunft die Arbeit zu erleichtern.

    Personen mit Handicap können den neuen Aufzug nutzen

    Bewährt hat sich auch der neue Aufzug, der die längst nötige Barrierefreiheit bringt. Erst kürzlich hat Bürgermeister Reichhart eine Trauung durchgeführt, bei der eine Dame im Rollstuhl erstmals bequem und problemlos in die obere Etage gefahren werden konnte. „Ich habe teilweise selbst mitgeholfen, Menschen im Rollstuhl über mehrere Stockwerke die Treppe hoch zu tragen. Leute mit Handicap sind hier regelrecht ausgesperrt worden“, sagt Reichhart und freut sich, dass diese Zeiten endgültig vorbei sind.

    Der neue Anbau an das Rathaus von Jettingen-Scheppach ist fast fertig. Als Erstes zieht die Bauabteilung um, ab heute wird die EDV installiert. Die Holzharfe aus Eiche ist ein Hingucker in dem Gebäude.
    Der neue Anbau an das Rathaus von Jettingen-Scheppach ist fast fertig. Als Erstes zieht die Bauabteilung um, ab heute wird die EDV installiert. Die Holzharfe aus Eiche ist ein Hingucker in dem Gebäude.

    Fehlt nur noch der Außenbereich vor dem Schmuckstück. Der sieht noch nach nichts gleich, doch im Januar soll das Konzept für den neuen Rathausplatz im Gemeinderat vorgestellt werden. Reichhart denkt unter anderem an einen großen zentralen Laubbaum, drumherum Wasserspiele, am Rand Sitzstufen. Den Beschluss dafür will er auf jeden Fall noch in seiner Amtszeit fassen lassen. Die endet Anfang Mai.

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