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Jettingen-Scheppach: Arbeiten auf der A8: Diese Menschen sind immer in Gefahr

Jettingen-Scheppach

Arbeiten auf der A8: Diese Menschen sind immer in Gefahr

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    Der Mitteltrog wird gereinigt, weil hier eine Baustelle eingerichtet wird und der Verkehr teilweise auf die andere Seite gelenkt werden muss. Handarbeit und die Technik der Fahrzeuge ergänzen sich, direkt neben dem fließenden Verkehr arbeiten die Männer der Autobahnmeisterei – Frauen gibt es bei ihr nicht.
    Der Mitteltrog wird gereinigt, weil hier eine Baustelle eingerichtet wird und der Verkehr teilweise auf die andere Seite gelenkt werden muss. Handarbeit und die Technik der Fahrzeuge ergänzen sich, direkt neben dem fließenden Verkehr arbeiten die Männer der Autobahnmeisterei – Frauen gibt es bei ihr nicht. Foto: Christian Kirstges

    Es ist, als würden die Autos an einem vorbeifliegen und nicht fahren. Auf der A8 gibt es in diesem Bereich normalerweise kein Tempolimit, doch für ein kurzes Stück zwischen den Anschlussstellen Burgau und Günzburg wird der Verkehr an diesem Morgen auf 80 Stundenkilometer heruntergebremst. Daran scheint sich aber kaum einer zu halten, so schnell rauschen die Fahrzeuge an den Männern der Autobahnmeisterei vorbei, die hier gerade die Fläche zwischen den beiden Betonwänden in der Mitte der Fahrbahn reinigen.

    Zuerst kratzen sie die Reste von dem ab, was sich hier festgesetzt hat, bevor sie mit einem großen Sauger entfernt werden. "Man muss sich an die Arbeit direkt neben dem Verkehr gewöhnen", sagt Günther Heinze. Er ist der Autobahnmeister der Firma Pansuevia, die sich von ihrem Betriebshof in Jettingen-Scheppach aus um die Strecke zwischen Augsburg und Ulm kümmert.

    Ein Aufprall auf der Autobahn endet in aller Regel tödlich

    "Die Vorsicht darf man dabei aber nicht verlieren." Lieber beobachte man den Verkehr etwas länger, als dass einen ein unaufmerksamer Fahrer erwischt. Denn bei den Geschwindigkeiten, die hier gefahren werden, sei man bei einem Aufprall in aller Regel tot. Unfälle, bei denen Pansuevia-Fahrzeuge demoliert und Kollegen verletzt wurden, gab es schon.

    Heinze ist nicht nur deshalb, sondern auch wegen der generellen Schwere der Unfälle für ein Tempolimit. Mindestens aber für flexible, elektronische Schilderbrücken (lesen Sie dazu: So oft kracht es auf der A8).

    Bevor hier der große "Staubsauger" eingesetzt werden kann, muss von Hand alles freigekratzt werden.
    Bevor hier der große "Staubsauger" eingesetzt werden kann, muss von Hand alles freigekratzt werden. Foto: Christian Kirstges

    Der Kollege von der Streckenkontrolle repariert ein niedergewalztes Schild

    Wo die Männer gerade tätig sind, wird in Kürze die Fahrbahn erneuert. Damit trotzdem weiter drei Spuren je Richtung befahrbar bleiben, muss eine auf die Gegenseite verschwenkt werden. In bestimmten Abständen wachsen in der Mitte der A8 deshalb keine Pflanzen, um diese Stellen für Baustellen öffnen und den Verkehr vorbeileiten zu können. Doch bevor das möglich ist, muss hier erst einmal ordentlich sauber gemacht werden.

    Währenddessen kümmert sich ein Kollege, der heute für die Streckenkontrolle eingeteilt ist, um eine kleine Reparatur. Kurz vor der Abfahrt Zusmarshausen in Richtung München war ein Wagen zu weit nach rechts gekommen und hatte nicht nur die Leitplanke, sondern auch ein Schild beschädigt, das die Entfernung bis zur Ausfahrt anzeigt. Kleinere Dinge kann die Pansuevia selbst richten, andere wie den Austausch von Schutzplanken vergibt sie an Fachfirmen. Zu den "Kleinigkeiten" gehören auch die weiß-schwarzen Leitpfosten am Rand der Straße, von denen immer einige auf Lager sind. Denn im Jahr "müssen wir bestimmt 50 bis 60 austauschen", weil wieder jemand nicht in der Spur geblieben ist.

    Mit Verkehrskegeln wird die Spur abgesichert.
    Mit Verkehrskegeln wird die Spur abgesichert. Foto: Christian Kirstges

    Der Autobahnmeister wurde schon mit Flaschen beworfen

    Verständnis für ihre Arbeit hätten die wenigsten, die auf der Autobahn unterwegs sind, sagt Heinze. Man werde als Hindernis wahrgenommen. Er sei schon mit vollen Wasserflaschen beworfen worden, ansonsten müsse man sich viel anhören. Dank für ihre Arbeit gebe es selten, aber dann sei es umso schöner. Wie die Geste einer Frau, die einen Karton Süßigkeiten spendierte, weil Mitarbeiter der Pansuevia ihr nach einem Unfall halfen (lesen Sie hier dazu: Nach Horror-Unfall auf A8: Bonbons für die Retterin ).

    Obwohl die Arbeit sehr abwechslungsreich ist, will derzeit keiner eine Ausbildung zum Straßenwärter machen. Zwei Interessenten seien zum Probearbeiten da gewesen, hätten aber nichts mehr von sich hören lassen. Es werden daher weiter Bewerbungen angenommen. Drei Jahre dauert die Ausbildung, die unter anderem in Würzburg an der einzigen Berufsschule für die Tätigkeit in Bayern absolviert wird. Vom Motorsägenkurs über Feinheiten beim Winterdienst bis zu Regeln der Verkehrssicherung werde viel beigebracht. Heinze, 34, ist selbst vom Straßenwärterfach, viele Kollegen sind Quereinsteiger. Jeder ist vielfältig einsetzbar, aber trotzdem Spezialist für bestimmte Aufgaben. Und eine eigene Werkstatt gibt’s auch.

    Ein Mitarbeiter, der für die Streckenkontrolle eingeteilt ist, repariert ein Schild kurz vor der Abfahrt Zusmarshausen.
    Ein Mitarbeiter, der für die Streckenkontrolle eingeteilt ist, repariert ein Schild kurz vor der Abfahrt Zusmarshausen. Foto: Christian Kirstges

    Die Pansuevia ist immer in Bereitschaft

    Wer hier tätig ist, hat eine 40-Stunden-Woche. Normalerweise wird montags bis donnerstags von 7 bis kurz nach 16 Uhr und freitags von 7 bis 13.30 Uhr gearbeitet. Hinzu kommen Bereitschaften, schließlich kümmert sich die Pansuevia auch um die Absicherung, wenn es mal wieder gekracht hat. Wenn die Kollegen im Einsatz waren – was einem je nach Schwere des Unfalls sehr nahe gehen kann und weshalb bei Bedarf auch professionelle Unterstützung angeboten wird –, haben sie entsprechend frei. Weil dann die Mannschaft kleiner ist, muss manche Aufgabe geschoben werden. Die Streckenkontrolle aber wird täglich absolviert, und gerade in den Ferien müssen die Rastplätze öfter sauber gemacht werden.

    Die Pansuevia – wie die Kollegen von Autobahnplus, die sich von Dasing aus um den Bereich von Augsburg bis München kümmern – ist eine Privatfirma, die im Auftrag des Bundes in ihrem Gebiet für die A8 zuständig ist. Der Vertrag läuft bis 2041. Dann würde eine staatliche Autobahnmeisterei übernehmen. "Aber wer weiß, was bis dann passiert", meint Heinze. Schließlich wird viel umstrukturiert, so gehen etwa die Autobahndirektionen des Freistaats in der Autobahn GmbH des Bundes auf. Dadurch werde sich für die Pansuevia nicht viel ändern. Seine Kollegen und er jedenfalls machten ihre Arbeit gerne, sie identifizieren sich damit. Um den Verkehr am Rollen zu halten.

    Lesen Sie hier die bislang erschienenen Folgen unserer Autobahn-Serie:

    Bevor der Dienst beginnt, werden alle Fahrzeuge auf dem Betriebshof in Jettingen-Scheppach aus den Hallen gefahren und vorbereitet.
    Bevor der Dienst beginnt, werden alle Fahrzeuge auf dem Betriebshof in Jettingen-Scheppach aus den Hallen gefahren und vorbereitet. Foto: Christian Kirstges
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