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Interview in Günzburg: Gerd Müller: „Fair einkaufen muss nicht teurer sein“

Interview in Günzburg

Gerd Müller: „Fair einkaufen muss nicht teurer sein“

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    Bundesentwicklungsminister Gerd Müller.
    Bundesentwicklungsminister Gerd Müller. Foto: Stefan Reinbold (Archiv)

    Ein kurzer Besuch im Günzburger Fair-Welt-Laden stand auf Ihrem Besuchsprogramm in

    Gerd Müller: Die Fair-Trade- und Fair-Welt-Läden sind Pioniere einer Entwicklung, den Globus als Ganzes zu sehen und unseren Handel und unseren Warenaustausch auf faire Grundlagen zu stellen. Das fängt beim Kaffee an und darf aber nicht beim Kaffee enden. Wenn ich heute ein Kilo Bananen um 99 Cent kaufe, dann muss ich wissen, dass man am Anfang der Kette keine existenzsichernden Löhne zahlen kann. Das ist bei Baumwolle der Fall, auch bei Ressourcen wie Öl, wie Gas, wie Coltan, Kobalt. Der Reichtum unserer Industrieländer baut auf Afrikas Ressourcen auf. Und wir müssen am Anfang der Kette Mindeststandards umsetzen durch unsere Konzerne im Bereich des Sozialen, das heißt existenzsichernde Löhne zahlen, aber auch ökologische Standards setzen.

    Viele Verbraucher sagen aber, dass sie sich die höheren Preise für fair gehandelte Produkte nicht leisten können. Sehen sie eine Möglichkeit, wie die Politik hier einwirken kann?

    Müller: Ja. Ich habe einen Vorschlag dazu gemacht – nämlich den Fair-Trade-Kaffee von der Kaffeesteuer zu befreien. Am Kilo Kaffee verdient der Staat 2,20 Euro – zusätzlich zur Mehrwertsteuer. Fair-Trade-Kaffee soll und muss davon befreit werden. Das ist die Forderung an den Finanzminister. Dann hätten wir sofort eine andere Preissituation und es könnten sich auch viel mehr Leute den fairen Kaffee leisten. Aber es muss nicht immer teurer sein, fair einzukaufen: Ein Beispiel ist die Kleidung, die unter anderem in Bangladesch hergestellt wird. Zum Beispiel eine Jeans, die dort für fünf Dollar produziert und in Günzburg für 50 oder 100 Euro verkauft wird. Natürlich wissen Sie auch, dass dazwischen Kosten anfallen und die Kaufhäuser leben müssen. Aber es kann nicht sein, dass am Anfang der Textilkette hunderttausende Frauen 16 Stunden am Tag arbeiten für 15 Cent in der Stunde, sechs Tage die Woche, damit der Einkaufspreis von fünf Euro gehalten werden kann. Wenn wir den Frauen einen existenzsichernden Lohn bieten – das wären 25 Cent –, verteuert sich der Einkaufspreis auf sechs Dollar. Das ist, was wir an Wohlstandsbeitrag bringen müssen – und das kann sich jeder leisten. Die Jeans muss dann nicht teurer werden in Günzburg.

    Lesen Sie hier mehr über den Besuch des MInisters in Günzburg.

    Lesen Sie hier mehr über den Besuch des Ministers in Thannhausen.

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