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Interview: Zwei alte Bekannte zurück beim Krippenverein

Interview

Zwei alte Bekannte zurück beim Krippenverein

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    Neue alte Vorsitzende vor neuem Domizil: Die Jettinger Krippenfreunde werden ab sofort von Fritz Gastel (links) und Karl Ewald geleitet. Untergebracht ist der Verein bald nicht mehr im Zeiner- sondern im Franziskushaus.
    Neue alte Vorsitzende vor neuem Domizil: Die Jettinger Krippenfreunde werden ab sofort von Fritz Gastel (links) und Karl Ewald geleitet. Untergebracht ist der Verein bald nicht mehr im Zeiner- sondern im Franziskushaus. Foto: Heike Schreiber

    Herr Ewald und Herr Gastel, Sie wurden jüngst bei den Neuwahlen an die Spitze der Jettinger Krippenfreunde gewählt. Sie sind dort ja keine Unbekannten.

    Stimmt, wir sind die alten Neuen oder die neuen Alten, wie Sie wollen. Wir waren beide schon einmal im Vorstand. Ich war sieben Jahre lang Zweiter und anschließend zwölf Jahre lang Vorsitzender. Außerdem bin ich Gründungsmitglied. Unseren Verein haben wir im Mai 1997 ins Leben gerufen, er wird heuer 20 Jahre alt. Eigentlich wollte ich im vergangenen Jahr nach einem Todesfall in der Familie aufhören oder ins zweite Glied rücken.

    Ich war ab 2004 sieben Jahre lang Zweiter Vorsitzender. Ich habe aus gesundheitlichen Gründen aufgehört.

    Wie kommt es dann, dass Sie jetzt doch wieder im Vorstand weitermachen?

    Nachdem ich mein Amt abgegeben habe, hat Sieglinde Drey den Vorsitz übernommen. Aber sie hat von Anfang an gesagt, dass sie es nur kommissarisch bis zu den nächsten Neuwahlen macht. Wir haben 110 Mitglieder, doch keiner war bereit, den Verein zu leiten. Es war die Rede davon, dass der Verein aufgelöst werden muss. Erstrecht, seitdem feststeht, dass unser Domizil, das Zeinerhaus, mit dem Um- und Neubau des Rathauses abgerissen werden soll. Ich habe mir das Drama eine Zeit lang mitangeschaut und dann mit meiner Frau darüber gesprochen, sie ist selbst Beisitzerin, was sie davon hält, wenn ich wieder einsteige. Mir liegt der Verein einfach am Herzen. Ich habe ihn mitbegründet, wir haben in den vergangenen Jahren viel bewegt. Unsere Ausstellungen, die wir alle drei Jahre machen, haben Niveau und sind weit über den Landkreis hinaus bekannt. Ich habe mir gedacht, wenn unser Verein wegbricht, können wir unseren Enkeln nicht mehr die Krippen zeigen. Mir blieb also keine andere Wahl. Dann bin ich zu Fritz und habe ihm gesagt, dass wir damals gut zusammengearbeitet haben. Fritz, das packen wir!

    Ja, da habe ich mich überreden lassen. Das mit uns hat damals sehr gut gepasst. Wir waren überall auf Ausstellungen, haben unglaublich viele Leute kennengelernt. Der Jettinger Verein hat sich einen Namen gemacht. Aufgelöst ist ein Verein schnell. Aber das wollte ich nicht. Was wir aufgebaut haben, darf man nicht so einfach aufgeben.

    Wie kommt es, dass Sie so ein Faible für Krippen haben?

    Meine Eltern und Großeltern waren sehr christlich. Wir hatten zwar keine eigene Krippe daheim, aber wir sind immer zum Krippenschauen gegangen. Das hat mich wohl inspiriert. Mit sieben oder acht Jahren habe ich meine erste Krippe aus Papier, Torfstücken und Moos gebaut. In der Jugend hatte ich dann keine Zeit mehr dafür, aber als nach unserer Hochzeit der erste Sohn auf die Welt kam, habe ich wieder eine Krippe aufgestellt, die wurde mit der Zeit immer größer. Krippen faszinieren mich bis heute, meine Leidenschaft ist das Bauen von Landschaften und Ställen, aber von orientalischen.

    Mir ging es ähnlich. Wir hatten zwar keine eigene Krippe zu Hause, aber ich habe mir als Kind viele Figuren gekauft. Bis ich eine richtige Sammlung hatte, die habe ich noch heute.

    Was passiert denn mit dem Verein, wenn das Zeinerhaus, die bisherige Heimat, im Zuge des Rathausumbaus abgerissen wird?

    Das war tatsächlich ein großes Problem, das wir zum Glück gelöst haben. Wir waren 19 Jahre lang im Zeinerhaus untergebracht, es war ideal für unsere Werkstatt und die Ausstellungen. Wir hatten viel Platz und es war so schön heimelig. Wir waren sehr zufrieden damit. Aber das Zeinerhaus ist in die Jahre gekommen, nie renoviert worden. Mir war klar, dass es abgerissen werden muss, wenn das Rathaus umgebaut wird. Ich habe mir Gedanken gemacht, wo wir unterkommen könnten, was wir uns auch leisten können. In meiner Funktion als Kirchenpfleger habe ich einen guten Kontakt zum Pfarrer. Der wiederum ist für Krippen sehr aufgeschlossen. Als im Franziskushaus im ersten Stock der bisherige Mieter nach 13 Jahren ausgezogen ist, hat mir der Pfarrer vorgeschlagen, ob der Krippenverein die Wohnung übernehmen will. Es handelt sich um die ehemalige Hausmeisterwohnung, 140 Quadratmeter groß. Die Vereinsmitglieder waren sofort dafür, die Kirchenstiftung hat dafür gestimmt, jetzt fehlt nur noch die Zusage der Diözese. Aber das ist nur noch eine Formalität.

    Das ist doch eine tolle Neuigkeit. Wenn auch der Umzug nicht ganz leicht sein wird, oder?

    Der Umzug wird eine Mammut-Aufgabe werden. Aber wenn wir so ein Angebot bekommen, kann man nicht Nein sagen. Die Räume sind sehr schön, das Haus macht was her. Aber wir müssen einiges umbauen. Wir kriegen zum Glück Unterstützung vom gemeindlichen Bauhof. Wir haben schon angefangen auszuräumen, einen Großteil der Krippen bauen wir im Franziskushaus gleich wieder ein. Aber dafür brauchen wir neue Unterbauten, die müssen wir selbst schreinern. Bis alles so steht, wie es stehen soll, dauert es sicher ein Jahr lang. Aber wir müssen uns schon jetzt ein neues Konzept für die Ausstellung überlegen, die wir 2018/19 stemmen wollen.

    Wie lange bleiben Sie persönlich den Krippenfreunden noch erhalten?

    Neuwahlen sind wieder in vier Jahren. Ich bin jetzt 74, wenn ich es gesundheitlich schaffe, mache ich solange weiter.

    Ich bin 64, ich hoffe, dass ich irgendwann ins zweite Glied rücken kann. Vielleicht rutscht ja einer aus der „Jugend“ nach. Interview: Heike Schreiber

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