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Interview: Burgaus Bürgermeister spricht über Parken und die Stadtentwicklung

Interview

Burgaus Bürgermeister spricht über Parken und die Stadtentwicklung

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    Konrad Barm beim Gespräch in der GZ-Redaktion: Der Burgauer Bürgermeister spricht im Interview mit unserer Zeitung über Themen, die gerade wichtig für seine Stadt sind.
    Konrad Barm beim Gespräch in der GZ-Redaktion: Der Burgauer Bürgermeister spricht im Interview mit unserer Zeitung über Themen, die gerade wichtig für seine Stadt sind. Foto: Bernhard Weizenegger

    Herr Barm, kürzlich ist der 10000. Einwohner Burgaus begrüßt worden. Wie viele Menschen leben jetzt aktuell in der Stadt?

    Konrad Barm: Mal bewegen wir uns über und mal unter der 10000er-Marke. Gerade sind es 9999 (Stand Donnerstag, d. Red.). Es ist jedenfalls etwas Besonderes, dass wir die Schwelle überschritten haben. Die Familie möchte zwar anonym bleiben, aber ich kann sagen, dass es eine ganz junge Dame war, die die 10000. Burgauerin geworden ist. Für die Familie gab es eine Urkunde, zehn 25-Euro-Gutscheine für Burgauer Geschäfte, eine Flasche Wein aus unserer Partnergemeinde in der Pfalz, Kürbiskernöl von unseren Freunden aus der Steiermark, einen „Kapuziner-Willi“-Schnaps, auch für das Neue Theater und das Eisstadion gab es Gutscheine.

    Wenn am Stichtag, dem 31. März, die Stadt 10000 Einwohner hat, würde der Stadtrat nach der nächsten Kommunalwahl ab Mai 2020 von 20 auf 24 Mitglieder wachsen. Bringen Sie die zusätzlichen Räte denn noch unter?

    Barm: Wir haben schon noch genug Platz im Ratssaal. Wir brauchen noch passende Stühle, aber die lassen wir schon machen. Vielleicht brauchen wir auch noch einen 25. Platz, falls es wieder einen Ortssprecher gibt. Mehr werden es dann aber wohl auf absehbare Zeit nicht. Die Frage ist, wo wir die leitenden Mitarbeiter hinsetzen. Vielleicht machen wir es so wie der Landkreis, dass sie nur zum sie betreffenden Tagesordnungspunkt kommen.

    Auch sonst tut sich in der Stadt ja einiges, zum Beispiel auf dem ehemaligen Zimmermann-Areal.

    Barm: Ich finde das sehr gut, das hat große, positive Effekte auf die Innenstadt. Es ist etwas Besonderes, so eine Fläche zu haben, auf der man etwas entwickeln kann. Das haben nicht viele Gemeinden. Ich bin sehr stolz auf die Ratsmitglieder für ihren Weitblick. Man darf nicht außer Acht lassen, dass auch beim Therapiezentrum gebaut wird, und dass es noch zwei weitere Grundstücke gibt, auf denen sich etwas tun soll. Eines ist in unmittelbarer Nähe vom Rathaus, die Fläche soll künftig der Stadt gehören, und eines an der Augsburger Straße. Dort ist eine Entwicklung in den nächsten ein bis zwei Jahren angedacht, vielleicht eine Wohnbebauung, Handel, eventuell auch Parkplätze. Mehr kann ich jetzt dazu aber noch nicht sagen.

    Auf dem Ex-Zimmermann-Areal schreiten die Bauarbeiten voran.
    Auf dem Ex-Zimmermann-Areal schreiten die Bauarbeiten voran.

    Wie sieht es denn an der Stadtstraße mit den Leerständen aus, beispielsweise dem früheren Sportgeschäft? Sie waren ja guter Dinge, dass dort wieder eines einzieht.

    Barm: Es tut sich ja immer wieder was bei den Leerständen, hier gibt es aber noch nichts Neues. Wir suchen weiter. Insgesamt sind wir gut aufgestellt, wenn man es mit anderen Städten vergleicht. Aber wir haben das Problem, dass wir wegen unserer Topografie keine großen Verkaufsflächen haben. Gerade für die Filialisten ist das schwierig, die fangen erst bei 400 Quadratmetern an und suchen sich auch eher die größeren Städte aus.

    Und was ist mit der ehemaligen Mädchenschule am Kirchplatz?

    Barm: Ich hatte erst kürzlich ein kurzes Gespräch mit Herrn Thoma. Es tut sich momentan nichts, die Auflagen des Denkmalschutzes seien zu hoch. Es ist unklar, wie sich das weiter entwickelt, und ob er das Gebäude weiterverkauft.

    Wie weit sind die Überlegungen inzwischen in Sachen Parkdeck gekommen?

    Barm: Wir wollen grundsätzlich weitere Parkplätze in der Stadt schaffen und sind in Gesprächen mit einem Grundstückseigentümer. Zur Parkplatzsituation muss man aber auch sehen, dass die Auslastung bei rund 62 Prozent liegt. Ein Parkdeck an der Mühl- und Stadtstraße würde nur 59 neue Plätze bringen, weil es dort ja schon welche gibt. Bei Kosten von viereinhalb bis fünf Millionen Euro für ein Parkdeck wären das rund 80000 pro Stellplatz. Deshalb müssen wir erst prüfen, ob das überhaupt angenommen würde. Man findet ja auch in der Innenstadt immer einen Parkplatz in fußläufiger Entfernung zu den Geschäften, auch wenn man vielleicht nochmal um den Block fahren muss. Am Stadtrand wäre es vergleichsweise einfach, Parkplätze zu schaffen, aber neun Minuten in die Innenstadt zu gehen ist vielen zu weit. Ein Parkdeck auf dem Kirchplatz wiederum will auch keiner, und eine Tiefgarage im Berg wäre viel zu teuer.

    Thema ist auch immer wieder ein Tempolimit auf der Stadtstraße.

    Barm: Wir haben Anfragen an die Behörden gestellt, ob dort Tempo 30 möglich wäre oder die Stadtstraße zur Ortsstraße heruntergestuft werden kann, um den Verkehr zu beruhigen. Darüber und über andere Bereiche habe ich mit Minister Hans Reichhart gesprochen, der sich persönlich darum kümmern will.

    Und was ist mit dem Stück zwischen Unter- und Oberknöringen, das gerne als kurze Rennstrecke genutzt wird?

    Barm: Es gab schon einmal Überlegungen, das Stück als innerörtliche Straße zu deklarieren und den Verkehr, der in die Stadt will, über die Umgehung zu leiten. Das wurde aber schon damals verworfen, daran wird sich jetzt nichts ändern.

    Wie weit sind die Gespräche für die Umnutzung des alten Schützenhofs?

    Barm: Das ist eines der Dinge, die noch nicht geklärt sind. Wir arbeiten dran. Es gab bereits Gespräche mit den beiden Schützenvereinen und einem potenziellen Investor.

    Nicht nur dieses Gebäude, auch der Bahnhof ist in keinem attraktiven Zustand für die Stadt. Tut sich dort etwas? Angedacht war ja auch einmal eine barrierefreie Erschließung der Bahnsteige.

    Barm: Ich weiß nicht, was der Eigentümer vorhat. Soweit ich aber weiß, wird das Gebäude nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Der Bereich dahinter soll vom AMC genutzt werden, die Planungen dafür laufen, um den Verkehrsübungsplatz dorthin zu verlegen. Mit der Barrierefreiheit ist das so eine Sache. Wir versuchen, das für Gleis 1 vom Parkplatz aus zu bewerkstelligen, wegen Gleis 2 und 3 hatten wir mit der Bahn Kontakt. Die steht aber auf dem Standpunkt, das sei Sache der Kommune, obwohl es Bahngelände ist. Wir dürfen daher auch gar nicht dort tätig werden. Sie bezieht sich aber auf ein Gerichtsurteil, in dem so etwas mal behandelt wurde. Für einen Aufzug ist der Bahnsteig zu schmal, um noch genug Sicherheitsabstand zu haben.

    Gerade der Zugang zu den Gleisen 2 und 3 am Bahnhof ist nicht barrierefrei.
    Gerade der Zugang zu den Gleisen 2 und 3 am Bahnhof ist nicht barrierefrei. Foto: Bernhard Weizenegger

    Was auch im Ungewissen liegt, ist die Nachnutzung der Pyrolyse.

    Barm: Ich weiß nicht, ob man noch daran glauben kann. Der Kreis agiert hier sehr besonnen, über das Unternehmen bin ich aber schon verwundert. Man bemüht sich dort offenbar um einen neuen Gesellschafter, nachdem einer ausgestiegen ist. Entweder ist das alles blauäugig oder einfach nicht professionell. Wie es auf dem Gelände weitergeht, wenn die Pyrolyse nicht mehr in Betrieb geht, müssen wir mit dem Landkreis besprechen. Einen Teil der Fläche wollen wir kaufen.

    Wie sieht es beim Schutz vor Starkregen in der Stadt aus? Es gab ja kleinere Maßnahmen, aber ein Gesamtkonzept fehlt hier noch.

    Barm: Wir können eine Umweltkatastrophe ja nicht verhindern, da wir nicht wissen, wo der Regen beim nächsten Mal runterkommt. Am besten ist es, wenn es gar nicht soweit kommt. Wir halten die Abflüsse frei, aber wenn es stark regnet, kann es natürlich sein, dass trotzdem Dreck rein geschwemmt wird. Es wäre jedenfalls unverhältnismäßig, alle Straßen für neue Kanäle aufzureißen wegen eines Ereignisses.

    Lassen Sie uns über Bauprojekte sprechen. Das Dominikus-Ringeisen-Werk plant ein Haus für ambulantes betreutes Wohnen. Wann soll es losgehen?

    Barm: Die Genehmigung hat das Landratsamt im Sommer 2018 erteilt, aber es ist noch unklar, wann es dort losgehen soll.

    Dann wäre da der Streit um die Vergrößerung eines Bullenstalls in Unterknöringen.

    Barm: Das Landratsamt hat noch keine Entscheidung getroffen, weil Unterlagen fehlen.

    Laufen eigentlich noch Klagen der Stadt gegen geplante Werbetafeln?

    Barm: Es sind keine neuen Klagen mehr anhängig. Einen Prozess haben wir verloren, bei einem anderen Projekt will die Firma nicht mehr bauen und bei einem dritten Fall steht die Entscheidung noch aus.

    Für die Patenschaften will die Stadt selbst Werbung machen. Wann kommen die neuen Schilder?

    Barm: Da sind wir nicht weitergekommen, wir arbeiten dran.

    Für die Stadtstraße ab dem Tor wird über eine Verkehrsberuhigung diskutiert.
    Für die Stadtstraße ab dem Tor wird über eine Verkehrsberuhigung diskutiert. Foto: Bernhard Weizenegger

    Was ist sonst in diesem Jahr geplant?

    Barm: Das große Thema heuer ist die Kinderbetreuung. Wir wollen 100 zusätzliche Kindergarten- und 30 neue Krippenplätze schaffen durch die Erweiterung in Unterknöringen und die Zusammenarbeit mit Heilig Kreuz in der Kernstadt. Außerdem erweitern wir unsere eigene Kita in Burgau. Auch ist natürlich der Hochwasserschutz wichtig, für das Rückhaltebecken erwarten wir bald die Planfeststellung. Außerdem reden wir hier über die Aufteilung der Kosten. Die Feuerwehr bekommt neue Fahrzeuge. Und Anfang September steigt bei uns der Donautal-Radelspaß.

    Die Jugendarbeit ist also nach wie vor kein Thema, nachdem der Vertrag für den Treff mit der Jugendhilfe Seitz nicht mehr verlängert wurde?

    Barm: Den Raum werden wir als Notgruppe für die Kinderbetreuung nutzen. Mit den Überlegungen zur Jugendarbeit sind wir nicht viel weiter, wir müssten das Konzept grundsätzlich umstellen. Wir hatten schon unterschiedliche Betreiber, und wirklich gut war es nie, was aber nicht an den Personen liegt. Wir haben nun einmal die Hemmnisse des Alkoholverbots und dass wir das WLAN nicht völlig freigeben. Wir werden auch nicht alle Probleme mit der Jugendarbeit lösen können, es gibt ja auch viele Angebote etwa in den Vereinen, mit dem Eisstadion oder dem Freibad als Treffpunkte. Es wird immer jemanden geben, den wir nicht erreichen werden, da wäre dann Streetworking wichtig, und es gibt ja auch die Schulsozialarbeit.

    Würden Sie es als Fehler bezeichnen, ohne ein neues Konzept das alte aufgegeben zu haben?

    Barm: Nein. Es hat zunehmend mehr Geld gekostet, und es einfach irgendwo reinzustecken hilft auch nichts. Für recht viel Geld nur wenige zu erreichen würde ich nicht als Erfolg bezeichnen. Ein „weiter so“ wäre auch nicht sinnvoll. Es gibt sie, die Treffpunkte zum Beispiel an Tankstellen, ja. Ob Streetworking hier die Lösung wäre, kann ich nicht sagen. Alles lässt sich nicht lösen. Es hat sich gezeigt, dass der Bedarf für einen Jugendtreff nicht so stark war.

    Noch eine Frage zum Schluss. Bruder Baderbas hat es beim GZ-Starkbierfest auch schon angesprochen: Sie sind nicht zum BRK-Kreisvorsitzenden gewählt worden, Matthias Kiermasz hingegen schon. Würden Sie die Probleme beim Kreisverband besser in den Griff bekommen als er?

    Barm: Ich kann dazu nur sagen, dass es mir wehtut, wie sich der Kreisverband entwickelt. Ich würde mir das anders wünschen.

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