Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Ichenhausen: Ichenhausen distanziert sich von Ehrenbürger Hitler

Ichenhausen

Ichenhausen distanziert sich von Ehrenbürger Hitler

    • |
    Adolf Hitler wurde 1933 von der Stadt Ichenhausen zum Ehrenbürger ernannt. Jetzt hat der Stadtrat sich von diesem Beschluss distanziert.
    Adolf Hitler wurde 1933 von der Stadt Ichenhausen zum Ehrenbürger ernannt. Jetzt hat der Stadtrat sich von diesem Beschluss distanziert. Foto: Ralf Lienert

    Am 27. April 1933 hat der Ichenhauser Stadtrat beschlossen, dem damaligen Reichskanzler Adolf Hitler die Ehrenbürgerwürde der Stadt zu verleihen. 86 Jahre danach hat sich der jetzige Stadtrat am Dienstagabend in einem symbolischen Akt einstimmig und ausdrücklich von diesem Beschluss distanziert. Hitler die

    In der letzten Sitzung vor der Sommerpause war das Thema zur Sprache gekommen. Unter Punkt Verschiedenes hatte Georg Abt um die formelle Aberkennung der Ehrenbürgerwürde Adolf Hitlers gebeten. Die Stadt möge Hitler von der Ehrenbürgerliste streichen, forderte Abt. Bürgermeister Robert Strobel versicherte, den Antrag in der nächsten Stadtratssitzung auf die Agenda zu nehmen. Schon damals hatte Strobel nachrecherchiert und gegenüber unserer Zeitung betont, dass eine Liste mit Ehrenbürgern gar nicht existiere. Es gebe lediglich eine rein intern verwendete, ohne Gewähr auf Vollständigkeit recherchierte Aufstellung darüber, welche Personen zu welchem Zeitpunkt die Ehrenbürgerwürde in der Kernstadt und den Stadtteilen verliehen bekamen. Da es sich um ein höchstpersönliches Recht handelt, das mit dem Tode seines Inhabers erlischt, ist der Widerruf der Verleihung einer Ehrenbürgerwürde nur zu Lebzeiten des Inhabers möglich. Dies bedeutet laut Strobel, dass Adolf Hitler formal in keiner bayerischen Gemeinde mehr Ehrenbürger ist.

    Bürgermeister Robert Strobel arbeitete sich durch viele Akten durch

    Dies stellte Strobel am Dienstag in der Sitzung vor versammeltem Stadtrat und großem Publikum noch einmal explizit klar. Es sei schlichtweg falsch, wenn behauptet werde, dass Hitler noch Ehrenbürger der Stadt Ichenhausen sei.

    Wie Strobel erklärte, habe er sich durch viele Akten durchgearbeitet. Bereits 1985 sei der Stadtrat schon einmal mit dem Thema konfrontiert worden, als SPD-Stadtrat Gerd Olbrich in nicht-öffentlicher Sitzung nachgefragt hatte, ob Adolf Hitler eigentlich die Ehrenbürgerwürde entzogen worden sei. Als die Verwaltung erklärte, dass eine posthume Aberkennung nicht möglich sei, entschied sich der Stadtrat einstimmig dafür, die Nennung Hitlers als Ehrenbürger Ichenhausens in künftigen Publikationen zu unterlassen.

    2016 beantragten die Stadträtinnen Gerlinde Schweiger und Gabriele Walter dann eine Aberkennung der Ehrenbürgerwürde für Hitler, in der Folge wurde über eine mögliche Distanzierung vom Stadtratsbeschluss von 1933 diskutiert. Dass jetzt wieder nur von einer Distanzierung die Rede sein sollte, ging

    Gabriele Walter und Georg Abt stimmen dagegen

    Dem widersprach Bürgermeister Robert Strobel ganz klar. Es sei schwarz auf weiß belegt, dass die Ehrenbürgerwürde nach dem Tod einer Person nicht mehr aberkannt werden könne.

    „Das ist die Rechtslage. Wir machen, was möglich ist. Machen wir es anders, ist es rechtsunwirksam und wir müssen in zwei Monaten wieder abstimmen.“ Um Fehler, falsche Darstellungen in Medien und Missverständnisse auszuschließen, ließ Strobel einen Beschluss dazu fassen, dass sowohl die an Hitler als auch die an Paul von Hindenburg verliehenen Ehrenbürgerwürden mit deren Tod gegenstandslos und damit erloschen seien. Lediglich Gabriele Walter und Georg Abt stimmten dagegen.

    Letzterer hätte es auch lieber gesehen, wenn über Hitler und Hindenburg in gesonderten Tagesordnungspunkten abgestimmt worden wäre. Den Gefallen tat ihm der Bürgermeister jedoch nicht, da dies schon bei Vorberatungen so festgelegt worden sei. Einig waren sich die Räte dahingehend, sich symbolisch vom Stadtratsbeschluss von 1933 zu distanzieren.

    Der Hindenburgpark im Süden von Ichenhausen wird auf Wunsch des Stadtrats nicht umbenannt.
    Der Hindenburgpark im Süden von Ichenhausen wird auf Wunsch des Stadtrats nicht umbenannt. Foto: Bernhard Weizenegger

    Hindenburgpark ist in Ichenhausen mit positiven Erinnerungen verbunden

    Der Name „Hindenburgpark“ soll hingegen ebenso wenig umbenannt werden wie die Straße „Am

    Lesen Sie hierzu mehr:

    Warum Ichenhausen jetzt über seinen Ehrenbürger Hitler diskutiert

    Das könnte Sie auch noch interessieren:

    Die Vertreibung aus dem Paradies Ichenhausen

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden