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Ichenhausen: Stellenabbau in Fachklinik: "Geschäftsmodell der Schande"

Ichenhausen

Stellenabbau in Fachklinik: "Geschäftsmodell der Schande"

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    Das Foyer der Fachklinik Ichenhausen, gesehen aus dem 2. Stock.
    Das Foyer der Fachklinik Ichenhausen, gesehen aus dem 2. Stock. Foto: Bernhard Weizenegger

    In der Fachklinik Ichenhausen herrscht dicke Luft. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind verunsichert, nicht wenige arbeiten mit Angstgefühlen. Grund sind Stellenabbau, Privatisierung und die Gründung einer klinikeigenen Leiharbeiterfirma.

    Ergebnis für die Betroffenen: Lohnkürzung - und das, obwohl die Klinik offenbar noch nie rote Zahlen geschrieben hat. "Wir fragen uns: Was kommt als Nächstes?" steht auf einem Blatt, mit dem die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) im Namen der Beschäftigten jetzt an die Öffentlichkeit gegangen ist. Geschäftsführer Helmut Schwering spricht von einem "Geschäftsmodell der Schande". Eine Unterschriftensammlung ist angelaufen.

    Nach dem Eindruck der Gewerkschaft verschärft die Geschäftsleitung den Kurs gegenüber den Beschäftigten schon seit längerer Zeit ständig:

    Vor einigen Jahren seien Mitarbeiter aus der Reinigung in eine eigene Firma ausgegliedert worden. Dabei handelt es sich laut Verdi um 30 Beschäftigte an den Standorten Ichenhausen, Herzogenaurach und Hohenurach. "Das Ergebnis ist einzig und allein die Lohnkürzung", kritisiert Schwering. Im Zusammenhang mit einem kleinen kalendertäglichen Urlaubsgeld habe die Gewerkschaft schon mehr als ein Dutzend Arbeitsgerichtsprozesse gegen die Verantwortlichen geführt - und alle gewonnen. "Dennoch macht der Arbeitgeber immer so weiter. Man kann hier durchaus den Eindruck von einer Zermürbungstaktik haben", so Schwering.

    Später seien der Kiosk (2006/2007) und die Cafeteria (2009) privatisiert worden. Zwölf Mitarbeiter waren betroffen. Sie seien zwar nicht entlassen worden, mussten aber finanzielle Einbußen hinnehmen.

    Mehrere Tausend Überstunden

    Im Pflegebereich sind laut Verdi mindestens fünf Stellen gestrichen worden. In der Therapie betreffe der Stellenabbau insbesondere die Physiotherapie - "trotz eines Berges von mehreren Tausend Überstunden", prangert der Verdi-Geschäftsführer an.

    Die Finanzbuchhaltung in Ichenhausen soll aufgelöst und am Stammsitz bei Füssen zentralisiert werden. Drei Kräfte sind betroffen.

    Was bei den Verdi-Vertrauensleuten vor Ort der Verdi-Geschäftsführung in Augsburg das Fass zum Überlaufen gebracht habe, sei die Gründung einer klinikeigenen Leiharbeitsfirma gewesen. "Hier soll alles eingestellt werden, was der Arbeitsmarkt hergibt", sagt Schwering. Die Dienstleistungs-GmbH, wie sie offiziell heißt, sei einzig und allein zum Zweck der Lohnsenkung initiiert worden - "mit unabsehbaren Folgen für alle Beschäftigten".

    Vollzeitbeschäftigte Leiharbeiter hätten auf diese Weise für dieselbe Tätigkeit statt 2200 Euro nur noch 1600 Euro brutto auf dem Konto. "Das ist unserer Meinung nach nicht geeignet, den Ruf der Klinik zu fördern und dem Anspruch gerecht zu werden, mit hoch qualifizierten Mitarbeitern Menschen gesundheitlich wieder herzustellen." Schwering spricht von einer "schier unglaublichen Kurzsichtigkeit der Klinikgruppe, hier die Sparpresse in Gang zu setzen". Die Gewerkschaft kündigte an, diese Konstellation rechtlich prüfen zu lassen.

    Bei einer Betriebsversammlung am vergangenen Freitag herrschte, wie Teilnehmer berichteten, "eine Ruhe wie bei einer Beerdigung". Verunsicherte Mitarbeiter fragten: "Was kommt als Nächstes? und "Was können wir dagegen tun?" Verdi appelliert im Namen der Beschäftigten an die Geschäftsführung, den Kurs der ständigen Rationalisierung, Auslagerung, Stellenreduzierung und Zentralisierung zu beenden. Schwering: "Beschäftigte werden mehr bekämpft, als die Zusammenarbeit gepflegt wird. Sie sagen: Wir lassen uns unsere Klinik nicht kaputt machen. Es reicht!" Die Gewerkschaft schließt Streik nicht aus und will "jeden Arbeitsplatz bis aufs Messer verteidigen". (Georg Schalk)

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