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Ichenhausen: Schulmuseum Ichenhausen öffnet wieder

Ichenhausen

Schulmuseum Ichenhausen öffnet wieder

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    Unter dem Titel „In diesen etwas unangenehmen Tagen ...“ eröffnet im Schulmuseum eine Ausstellung mit Zeichnungen und Collagen der Neu-Ulmer Künstlerin Myrah Adams.
    Unter dem Titel „In diesen etwas unangenehmen Tagen ...“ eröffnet im Schulmuseum eine Ausstellung mit Zeichnungen und Collagen der Neu-Ulmer Künstlerin Myrah Adams. Foto: Gertrud Adlassnig

    „In diesen etwas unangenehmen Tagen ...“ ist ein kleiner Lichtblick auszumachen. Denn unter diesem Titel eröffnet am Wochenende im Schulmuseum eine Ausstellung mit Zeichnungen und Collagen der Neu-Ulmer Künstlerin Myrah Adams. Zugleich kann Johanna Haug, die Kuratorin der vorangegangenen Ausstellung „Schalom“, vermelden, dass die Fotoausstellung, die fast zur Gänze dem Lockdown zum Opfer gefallen war, bis zum 25. April verlängert wurde.

    Mit der Doppelausstellung auf drei Etagen bieten sich dem Besucher vielfältige Möglichkeiten, über aktuelle Themen, aber ebenso über sehr grundsätzliche Fragen des eigenen Lebens und das anderer nachzudenken. Diese Chance, sich Anregungen zu holen, sich mit Sichtweisen Dritter auseinanderzusetzen, kommt nach dem langen kulturellen Shutdown wie ein milder Frühlingsregen, der Gemüt und Seele guttut. Doch die Besucher müssen sich den Beschränkungen und Vorschriften unterwerfen, die eine Ansteckung verhindern sollen.

    Wer die Hürde genommen hat, kann sich im Obergeschoss mit einer spannenden Fotoausstellung beschäftigen, die jüdisches Leben in Deutschland zeigt. Drei Fotografen haben Alltags- und Festtagsszenen eingefangen, die einen tiefen Einblick in das Leben deutscher Juden erlauben. Es ist vielschichtig wie das aller Menschen, aber es hat aufgrund der tragischen Vorgeschichte auch zahlreiche Facetten, die den Betrachter befremden: Verspottung jüdischer Symbole, Drohung und Häme, dargestellt in NS-Symbolen, die als gedankenlose Schmiererei ebenso entstanden sein kann wie als antisemitische Botschaft.

    Ausstellung in Ichenhausen: Jüdisches Leben findet in Deutschland nur noch in Großstädten statt

    Wie andererseits jüdisches Leben selbstverständlich seinen Platz in der Bundesrepublik haben kann, lässt sich aus einem Foto erspüren, das einen Bundeswehrsoldaten mit einem Gebetsriemen zeigt. Was die Bilder auch erkennen lassen: Jüdisches Leben findet heute in Deutschland nur noch in Großstädten statt. Das flache Land, das bis zum Dritten Reich auch in Mittelschwaben eine rege jüdische Kultur besaß, hat mit dem Holocaust diesen Teil seiner kulturellen Identität verloren.

    Auch Myrah Adams’ Bilder fordern den Betrachter auf, sich mit der Situation unserer Tage auseinanderzusetzen. Der Künstlerin, die sich mit einem Thema gerne in Bildserien und Mehrteilern befasst, wurden Erd- und Untergeschoss eingeräumt. Ein wesentliches Thema ihrer Arbeiten spiegelt ihre Verarbeitung der erzwungenen Distanz in den Monaten der Pandemie wider. Der Mensch wird in der Pandemie, „in diesen etwas unangenehmen Tagen“, auf sich selbst zurückgeworfen. Häftlingen, Flüchtlingen, Menschen, für die auch normale Zeiten schwer sind, schenkt Adams besondere Aufmerksamkeit. Mit ihrer Technik durch scheinbar unzählige Wiederholungen kleinster Fotoausschnitte zieht sie den Betrachter ins Bild, schickt ihn auf eine Entdeckungsreise zu neuen Gedanken und tiefen Empfindungen. Auch in ihren Bleistift- und Buntstiftzeichnungen greift die studierte Kunsterzieherin und Kuratorin aktuelle Themen auf, wie die Serie Handschuhe und Indirektheit, die aber durchaus auch allgemeine Gültigkeit haben und von der augenblicklichen Situation unabhängig inspirieren. Die Ausnahme, dargestellt in Stuhlreihen, aus denen vier Objekte ausscheren, zeigt auch

    Die Ausstellung von Myrah Adams „In diesen etwas unangenehmen Tagen …“ ist bis 2. Mai zu sehen, „Schalom“, jüdisches Leben in Deutschland, bis 25. April. Geöffnet ist dienstags bis sonntags von 13.30 bis 17 Uhr. Inzidenzwert unter 50: begrenzte Besucheranzahl; Inzidenzwert über 50: telefonische Anmeldung erforderlich unter 08223/6189. Falls nötig, nimmt das Museum am Freitag, 12. März, zwischen 14 und 16 Uhr Anmeldungen für Sonntag entgegen.

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