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Ichenhausen: Ichenhausen beschließt Resolution wegen Bahntrasse Ulm-Augsburg

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Ichenhausen beschließt Resolution wegen Bahntrasse Ulm-Augsburg

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    Ichenhausen will verhindern, dass die neue Schnellbahntrasse zwischen Ulm und Augsburg im Bereich des Stadtgebiets verläuft.
    Ichenhausen will verhindern, dass die neue Schnellbahntrasse zwischen Ulm und Augsburg im Bereich des Stadtgebiets verläuft. Foto: picture alliance/dpa (Symbolbild)

    Was Vertreter der Deutschen Bahn zuletzt im Stadtrat Ichenhausen zu den Ausbauplänen der Bahntrasse Ulm-Augsburg mitgeteilt hatten, hatte viele im Gremium nicht nur ernüchtert, sondern regelgerecht schockiert. Da war beispielsweise die Rede davon gewesen, dass ein Heranrücken der neuen Gleise bis auf wenige Meter an ein Wohnhaus bei entsprechendem Schallschutz denkbar und nicht ausgeschlossen sei, dass bei Bedarf auch das ein oder andere Haus abgerissen werden müsste. Solche Aussagen wollte Bürgermeister Robert Strobel auf keinen Fall unkommentiert stehen lassen. Eine Reaktion der Stadt musste her. In den vergangenen Wochen führte er deshalb diverse Gespräche mit allen Stadtratsfraktionen, um auszuloten, ob und welcher Konsens möglich ist. Herauskam eine Resolution, die der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig verabschiedet hat.

    Die Sitzung war eine Premiere: Denn nach eineinhalb Jahren coronabedingten Auswanderns in die Friedrich–Jahn–Halle, kehrten die Stadträte erstmals für eine Sitzung wieder in den Sitzungssaal ins Rathaus zurück. Bürgermeister Strobel begründete die Entscheidung mit einer 100-prozentigen Impf-Quote innerhalb des Gremiums: sämtliche 21 Mitglieder des Stadtrates Ichenhausen inklusive ihm selbst sind gegen Corona geimpft. Von Besuchern wird die Einhaltung der 3G–Regel verlangt.

    Stadtrat Ichenhausen: Planer der Deutschen Bahn stellen fünf Trassenkorridore vor

    Einziger Tagesordnungspunkt war an diesem Abend das Bahnprojekt Ulm-Augsburg und damit verbunden die Haltung des Stadtrats zu den fünf Trassierungsräumen im Rahmen der Vorplanung der Deutschen Bahn. In der September-Sitzung hatten die Planer die überarbeiteten Trassenkorridore erneut präsentiert und erneut nicht überzeugt. Denn die vier Hauptvarianten - derzeit noch 500 Meter breite Trassen - würden weiter im Bereich des Stadtgebietes verlaufen: Zwei davon würden die Stadtteile Autenried und Oxenbronn betreffen und zwei nördlich Hochwang und Rieden. Lediglich die schon im Juli geforderte autobahnbegleitende Trasse würde die Stadt nicht tangieren.

    Die roten Flächen sind besonders schützenswert. Die bunten Linien zeigen die verschiedenen Trassen.
    Die roten Flächen sind besonders schützenswert. Die bunten Linien zeigen die verschiedenen Trassen. Foto: Deutsche Bahn

    Die von Ichenhausens Bürgermeister Robert Strobel angesprochene weitere Untersuchung der Trasse an der Bestandsstrecke wurde zwar geprüft, erreiche aber das vorgesehene Fahrzeitziel von 26 Minuten zwischen Ulm und Augsburg nicht. Nach der Sitzung war keiner der Stadträte zufrieden, im Gegenteil hatte Robert Strobel die ein oder andere Stimme vernommen, "die erschrocken war" über die Pläne der Bahn. Wie er jetzt im Gremium betonte, sei sein Anliegen in den vergangenen drei Wochen gewesen, eine gemeinsame Haltung zu finden und diese auf Papier zu bringen. Diese Resolution legte er in der jüngsten Sitzung dem Stadtrat vor und hoffte, "dass wir uns darauf einigen können". Er wolle keineswegs eine Diskussion abwürgen. Dass die Wortwahl die richtige war, spiegelte sich im Abstimmungsergebnis wieder. Ohne Wortmeldung und ohne Gegenstimme plädierten die Räte für die Resolution.

    Trassenvarianten, die durch das Stadtgebiet Ichenhausen führen, werden abgelehnt

    Darin heißt es klipp und klar, dass die beiden neuen Schnellbahn-Gleise im Landkreis Günzburg nur im lila Trassierungsraum entlang der Autobahn, der nördlichsten Variante im derzeit laufenden Vorplanungsverfahren, verlaufen können. Die blauen und grünen Trassenvarianten, die auch durch das Stadtgebiet Ichenhausen (Autenried, Deubach, Hochwang, Ichenhausen, Oxenbronn und Rieden) führen, werden "kategorisch abgelehnt". Im weiteren Planungsprozess müsse eine deutliche Verbesserung des ÖPNV als wichtiges Ziel für die Region definiert werden.

    Als Begründung für diese Entscheidung heißt es in dem Papier, dass eine Konzentrierung der Verkehrswege Autobahn und neue Schnellbahntrasse nötig sei, um den Eingriff in die Region und die Natur so gering wie möglich zu halten und die Güterlogistik Schiene-Straße zu optimieren. Bei einer engen Trassenbündelung an die A8 wäre der Eingriff in die Natur sowie die Zerschneidung der ländlichen Landschaften "geringstmöglich gehalten".

    Kommunen an der heutigen Bahnstrecke Ulm-Augsburg haben ausschließlich Vorteile

    Im Trassierungsbereich entlang der Autobahn führten die neuen Gleise dort entlang, wo am meisten Güter transportiert werden könnten, nämlich an den großen Gewerbegebieten der Städte Leipheim, Günzburg, Burgau und Jettingen-Scheppach. Dies führe bei entsprechenden Anbindungen mittelfristig zu einer direkten oder stärkeren Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene, "ganz im Sinne einer klimaorientierten Zukunftspolitik", heißt es weiter.

    Kritik wird im vierten Absatz deutlich: Denn die Kommunen an der bestehenden Bahnstrecke profitierten von allen Trassenvarianten. Sie erfahren eine Reduzierung des Schnellbahn-Verkehres und eine deutliche Verbesserung des Nahverkehrs auf den bestehenden Gleisen. "Im Sinne einer ausgewogenen Nutzen-/Lastenverteilung empfänden wir es als ungerecht, wenn die Kommunen an der heutigen Bahnstrecke ausschließlich Vorteile, andere Kommunen, wie Bibertal, Burtenbach, Ellzee, Kammeltal, Kötz, Waldstetten und Ichenhausen, ausschließlich Nachteile hätten." Anderenorts gelinge eine deutlich bessere Verknüpfung und Verzahnung von Schnellbahn und Regionalverkehr. Das sollte die Deutsche Bahn hier in der Region auch schaffen. Die Einbindung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) in den weiteren Planungsprozess sei dafür dringend nötig.

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