Ichenhausens Zweiter Bürgermeister Franz E. Zenker (Freie Wähler) und Dritter Bürgermeister Hubert Schuler (CSU) waren sich am Montag in der gemeinsamen Sitzung von Hauptausschuss und Bauausschuss so einig, dass sie dieselbe Wortwahl nutzten. Beide sprachen von einem "guten Tag für Ichenhausen". Gut deshalb, da die Stadt mit einem Megaprojekt vorwärtskommt: Die 53 Jahre alte Friedrich-Jahn-Halle mit ihrem Lehrschwimmbecken soll nicht nur generalsaniert, sondern komplett neu gebaut werden. Die Vorplanung stieß bei allen Räten auf Zustimmung, auf dieser Basis soll demnächst die Bauvoranfrage eingereicht werden.
Dass an der in die Jahre gekommenen Friedrich-Jahn-Halle, von den Ichenhausern nur Jahn-Halle genannt, etwas verändert werden muss, darüber herrscht schon seit Langem Konsens. Wie Bürgermeister Robert Strobel in der Sitzung anmerkte, standen die Räte jedoch angesichts des Zustands des Lehrschwimmbeckens, der Schwimmbadtechnik und der Dusch- und Umkleideräume vor der entscheidenden Frage: "Generalsanierung oder Neubau". Eine Analyse des Büros Schuster aus Neuburg an der Kammel habe schließlich ergeben, dass ein Ersatzneubau kaum teurer als eine Generalsanierung käme. Die Regierung von Schwaben habe auch für einen Neubau Zuschüsse in Aussicht gestellt.
Neue Schwimmhalle soll ebenerdig neben der Jahn-Halle entstehen
In nicht öffentlicher Sitzung des Stadtrats präsentierte das planende Büro bereits im März einen Vorschlag für einen Ersatzneubau und weil er den Räten gefiel, wurde er vorangetrieben. Jetzt stellte Verena Heide vom planenden Büro den ausgefeilten Entwurf erneut und vor Publikum vor. Er sieht neue Gebäude vor, die weiterhin für den Schulsport und für den Mehrzweck genutzt werden können. Der neue Komplex sei auf jeden Fall niedriger als das Haupt- und Schulgebäude.
Die bisherige Jahn-Halle samt Schwimmbecken, das bisher im Keller untergebracht war, werden laut der Architektin dem Erdboden gleichgemacht. An gleicher Stelle soll dann eine moderne Halle und ebenerdig daneben eine neue Schwimmhalle errichtet werden. Während die Beckengröße identisch bleiben soll (16,6 auf acht Meter) wird die Schulturnhalle um gut drei Meter größer. Laut Heide kann sie als Mehrzweckhalle genutzt werden und maximal Platz für 600 Leute bieten.
Im Untergeschoss wird eine Tiefgarage gebaut
War der Bademeister bisher im Keller zu finden, wo Badegäste ihre Tickets kaufen konnten, soll er künftig direkt im Foyer seinen Platz haben. "Dann muss niemand mehr durchs ganze Gebäude wandern und suchen", hob Verena Heide hervor. In einem Mittelbau zwischen den Hallen sind Horträume und ein weiterer Mehrzweckraum vorgesehen. Im Untergeschoss, wo bisher geschwommen wird, wird die Schwimmbad- und die Haustechnik untergebracht - und daneben kann künftig geparkt werden. Hier soll eine Tiefgarage mit 49 Plätzen entstehen für Besucher von Veranstaltungen, die bis nach 22 Uhr dauern. Ein Aufzug befördert die Gäste ins Obergeschoss.
Dazu stellte Lärmgutachter Sebastian Hagenah aus Augsburg extra die Ergebnisse einer schalltechnischen Untersuchung vor. Tagsüber gelte ein Wert von 55 Dezibel, nachts von 40 Dezibel. An zehn Tagen im Jahr dürften die Werte überschritten werden, beispielsweise an Fasching oder bei anderen Großveranstaltungen. Die Immissionswerte würden unterschritten, selbst bei maximalen Zu- und Abfahrten von der Tiefgarage. Allerdings werde der Lärmpegel überschritten, sodass bei Großereignissen Schallschutzwände von zwei bis drei Metern aufgestellt werden müssten.
Kosten für den Neubau der Jahn-Halle summieren sich auf 11,5 Millionen Euro
Was das alles kostet? Wie Kämmerer Michael Fritz darstellte, kommt eine gewaltige Summe zusammen. Allein der Bau von Sport- und Schwimmhalle sowie Mehrzwecknutzung summieren auf gut 8,8 Millionen Euro, Tiefgarage und Parkplatzertüchtigung kosten weitere 2,6 Millionen Euro. Macht insgesamt 11,5 Millionen Euro. Zur Erleichterung aller zählte Fritz aber im Anschluss eine ganze Reihe von Zuschüssen auf, die Bund, Land, Landkreis und Mittelschulverband gewähren. Bleibt es dabei, würde der Eigenanteil der Stadt Ichenhausen sich auf etwa 3,8 Millionen Euro beschränken.
Ein solches "Megaprojekt" ist Drittem Bürgermeister Hubert Schuler in seiner mehr als 30 Jahre wehrenden Laufbahn als Stadtrat noch nicht untergekommen. Es sei ein teures Projekt, aber "wir waren immer ein sparsamer Stadtrat, das kommt uns jetzt zugute". Die Stadt solle jetzt Mut und Courage zeigen und das Projekt umsetzen, es entstehe nicht von heute auf morgen, sondern sei für spätere Generationen gedacht. Er freue sich und sei begeistert von der Planung.
Mit Tiefgarage wird Lärmminderung für Anwohner erreicht
Zweiter Bürgermeister Franz E. Zenker betonte, dass das Projekt nicht nur für den Schulsport und die Vereine wichtig sei, sondern auch für die Anwohner. "Wir investieren eine Menge Geld in die Tiefgarage und erreichen damit eine gewaltige Lärmminderung." Gerlinde Schweiger (SPD) hielt die Planung für "sehr stimmig", man müsse das Vorhaben angehen, "auch wenn es eine enorme Kraftanstrengung" sein werde.
In den Augen von Reinhold Lindner (Freie Wähler) ist es zwar ein guter Tag für Kultur, Stadt und Sport, aber auch ein ärgerlicher Tag für Ichenhausen. Dass 23 Prozent der Kosten in eine Tiefgarage und Parkplätze gesteckt werden müssten, um bestimmte Vorgaben zu erfüllen, sei ihm völlig unverständlich. Da werde ein Gebäude durch ein neues ersetzt und plötzlich gelten völlig neue Bedingungen. "Das muss jeden Steuerzahler ärgern", urteilte er.
Auch Bürgermeister Robert Strobel bedauerte dies, die Stadt müsse sich aber an die Vorgaben halten. Und die Anwohner würden sich sicherlich nicht über eine Tiefgarage ärgern. Dass am Ende alle Räte der Vorplanung zustimmten, darüber freute sich Strobel sichtlich. Mit einem einstimmigen Votum im Rücken könne die Stadt nun eine Bauvoranfrage beim Landratsamt stellen.