Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Ichenhausen: Corona: Abstriche für die Gesundheit

Ichenhausen

Corona: Abstriche für die Gesundheit

    • |
    Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts macht durch ein Autofenster hindurch einen Abstrich bei einem Kind.
    Ein Mitarbeiter des Gesundheitsamts macht durch ein Autofenster hindurch einen Abstrich bei einem Kind. Foto: Bernhard Weizenegger

    Es erinnert an Szenen aus einem Katastrophenfilm. Menschen in weißen und gelben Schutzanzügen, die im kräftigen Wind leicht flattern, laufen auf dem Gelände des Busunternehmens Zenker-Probst in Ichenhausen umher. Zusätzlich tragen sie blaue Gummihandschuhe, gelbliche Atemschutzmasken und Brillen. Ihre Köpfe sind mit Hauben bedeckt. Rot-weißes Absperrband, das an Verkehrshütchen angebracht ist, markiert eine Fahrspur, entlang dieser sind dunkelgrüne Hinweisschilder aufgebaut. Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks stehen in voller Montur an der Einfahrt. In einer großen Garage, in der normalerweise die Busse stehen, ist ein Tisch aufgebaut, an dem drei Personen in Schutzkleidung arbeiten. Hier werden Verdachtsfälle auf das Coronavirus getestet.

    Über 100 Menschen werden auf das Corona-Virus getestet

    Kreisbrandmeister Bernhard Ziegler, der die Einsatzkräfte vor Ort koordiniert, schätzt die Zahl der Menschen, die am Freitag getestet werden sollen, auf etwa 55 bis 60 Leute ein. Am Samstag seien es dann noch mal etwa genauso viele. Allerdings werden ausschließlich Menschen getestet, die explizit vom Gesundheitsamt eingeladen worden sind. Dabei handle es sich laut Dr. Patrick Dudler, dem Leiter des Gesundheitsamts in Günzburg, um Personen, die mit einem Infizierten in Kontakt gestanden haben. Die Menschen kommen aus dem gesamten Landkreis zu der zentralen Abstrichstation.

    Ein Auto hält an und will in die Einfahrt einbiegen. Der Fahrer möchte sich auf das Virus testen lassen. Er wird abgewiesen, denn es werden ausschließlich Leute aufs Gelände gelassen, die auch auf der Liste des Gesundheitsamts aufgeführt sind. Diese Menschen haben einen festen Termin zugewiesen bekommen. Etwa alle zehn Minuten ist eine Person an der Reihe, sagt Dudler. Von 10 bis 15 Uhr soll die Aktion jeweils an beiden Tagen dauern.

    Der Schutz vor einer Infektion der Mitarbeiter steht im Fokus

    Die Tests laufen so ab, dass die Mitarbeiter möglichst nicht mit den möglicherweise infizierten Personen in Berührung kommen. Die Menschen kommen im eigenen Auto und werden von Mitarbeitern des THW, die den Verkehr dort regeln, angewiesen, zur markierten Spur zu fahren. Dort stehen grüne Schilder mit Anweisungen, auf denen steht, was sie zu tun haben. An der ersten Station wird von einem Mitglied des Bayrischen Roten Kreuzes die erste Eingangskontrolle durchgeführt. Dafür soll die Person im Auto das Fenster geschlossen lassen und nur den Personalausweis durch die Scheibe zeigen. Der Mitarbeiter überprüft dann, ob der Name auf der Liste vermerkt ist und lässt das Auto weiterfahren, wenn dem so ist. Vor der Halle, in der die Mitarbeiter des Gesundheitsamts warten, gibt es eine weitere Kontrolle. Dort dürfen die Autofahrer die Scheibe herunterlassen und müssen sich erneut identifizieren.

    Danach fahren sie in die Halle. Hier führen die Leute vom Gesundheitsamt einen Abstrich durch. Dabei streichen sie mit einem Stäbchen, an dessen Spitze ein Wattekopf sitzt, über den Hals- und Rachenraum der Untersuchten, erklärt Bernhard Ziegler. Das Stäbchen werde in einer Kunststoffhülse mit einem Schraubverschluss aufbewahrt. Diese werde im Anschluss an den Abstrich mit einem Code versehen, über den der Getestete später identifiziert werden kann. Die Probe gehe dann an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, sagt der Kreisbrandmeister. Nach dem Test fahren die Personen wieder vom Gelände. Das Besondere: Während der ganzen Prozedur verlassen sie nicht einmal ihr Auto. Das seien laut Dudler Konzeptvorgaben, die eine Arbeitsgruppe auf bayrischer Ebene erarbeitet hat und die nun auch für den Landkreis angewendet werden. Damit soll der direkte Kontakt so weit wie möglich vermieden werden.

    Schutzanzüge werden nach Gebrauch verbrannt

    Als weitere Vorsichtsmaßnahme tragen die beteiligten Mitarbeiter Schutzanzüge und Atemschutzmasken, die besonders hohen Schutz bieten. Die Anzüge sind aus Kunstfasern, erzählt Ziegler. Sie seien nicht sehr atmungsaktiv, deshalb schwitze man schnell in ihnen. Auch das Atmen durch den Mundschutz sei anstrengend. Wenn gerade kein Verdachtsfall in der Nähe ist, ziehen sie die Masken etwas herunter und atmen die kühle Luft. Die Tester werden deshalb nach zweieinhalb Stunden ausgetauscht. Dann erst können sich die Mitarbeiter stärken und etwas trinken. Die Anzüge werden in einen speziellen Entsorgungssack mit einer dickeren Wandstärke gepackt, der nicht so leicht reißen kann und anschließend in der Müllverbrennungsanlage entsorgt.

    Patrick Dudler und Roman Gepperth, der Leiter des Fachbereichs für öffentliche Sicherheit und Ordnung, kommen mittags vorbei und klären Fragen der Mitarbeiter. Die Stimmung vor Ort ist verhältnismäßig gut. Nach und nach kommen Autos angefahren und die Menschen darin unterziehen sich dem Prozess – manchmal dicht nacheinander, manchmal mit längerer Pause dazwischen.

    Verdachtspersonen nehmen die Situation locker

    Ziegler ist erleichtert, dass die eingeladenen Menschen die Situation bisher locker nehmen. „Es ist schon ein psychischer Ausnahmezustand“, sagt er. Zwei Frauen, die nacheinander in die Halle fahren, winken einander lächelnd zu und machen eine Geste, die als „Was soll’s“ interpretiert werden könnte. Manche Jugendlichen scheinen Fotos von der ungewöhnlichen Situation zu machen. Ob so eine Maßnahme in Zukunft nochmals ergriffen wird, bleibt abzusehen. Der Einsatz am Freitag sei sogar schneller gegangen als gedacht, sagt Gepperth. Organisatorisch sei die Aktion zu seiner Zufriedenheit abgelaufen. Ob es die Ergebnisse auch tun, wird sich zeigen.

    Wer dringende Fragen zu Corona hat, kann am Samstag und Sonntag unter 08221/95-718 von 11 bis 14 Uhr Antworten bekommen.

    Mehr dazu lesen Sie hier:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden