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Handel- und Gastroserie (22): Gärtnerei Frischholz Günzburg: Überleben nach Krieg, Krise in Pandemie - und doch Zuversicht

Handel- und Gastroserie (22)

Gärtnerei Frischholz Günzburg: Überleben nach Krieg, Krise in Pandemie - und doch Zuversicht

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    Wilhelm Frischholz (72 Jahre) übergibt seine Gärtnerei in der Stegerwaldstraße 1 in Günzburg an Tochter Anna Terne (28, Floristin), die mit ihrem Lebensgefährten Thomas Opolka (29, Gärtner) und Tochter Helena den Familienbetrieb in dritter Generation in die Zukunft führen wird.
    Wilhelm Frischholz (72 Jahre) übergibt seine Gärtnerei in der Stegerwaldstraße 1 in Günzburg an Tochter Anna Terne (28, Floristin), die mit ihrem Lebensgefährten Thomas Opolka (29, Gärtner) und Tochter Helena den Familienbetrieb in dritter Generation in die Zukunft führen wird. Foto: Bernhard Weizenegger

    Einzelhändler, Gastronomen/Hoteliers und „Lebensmittelhandwerker“wie Bäcker und Metzger machen eine Innenstadt und ein Dorf lebendig. Doch schon vor Corona haben viele um die Zukunft gekämpft, vielerorts haben Betriebe mangels Nachfolger schließen müssen. Corona hat die Probleme verschärft. In einer Zeit, in der durch das Virus und seine Folgen Innenstädte und Dörfer weiter auszubluten drohen, will unsere Zeitung einen Kontrapunkt setzen und über die berichten, bei denen die Nachfolge geregelt ist. So heißt unsere Serie auch, der Einfachheit halber auf Überbegriffe fokussiert: „Handel und Gastronomie mit Zukunft“.

    Für viele Überlebende des Zweiten Weltkriegs muss es eine Heimkehr in eine ungewisse Zukunft gewesen sein. Wilhelm Frischholz hatte Glück: Die Familie besaß Grund im Günzburger Stadtteil Birket. Direkt nach dem Krieg ging es zunächst ums blanke Überleben. Lebensmittel waren gefragt. Und so begann die Familie, Gemüse anzubauen. Damit war der Grundstein für die heutige Gärtnerei an der Stegerwaldstraße gelegt.

    Maya war die lange "Seele" der Gärtnerei

    Das Schicksal schlug erneut zu, als Sohn Wilhelm (der Seniorchef) mit gerade einmal acht Jahren seine Mama durch einen Autounfall verlor. Sein Vater heiratete wieder und Maria Renzhofer, genannt Maya, sollte bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 die „Seele“ der Gärtnerei werden.

    Wie in der Nachkriegsgeneration üblich, sollte Sohn Wilhelm das Unternehmen einmal übernehmen. So lernte „Willi“ Gärtner und kam 1968 in den elterlichen Betrieb zurück. Seine Unterstützung wurde sehnlichst erwartet, weil damals noch dreimal in der Woche auf Wochenmärkten verkauft wurde.

    1975 starb der Firmengründer. Willi baute die Gärtnerei aus eröffnete 1976 in der Augsburger Straße 28 ein Geschäft. 14 Jahre später wurden die 80 Quadratmeter Ladenfläche zu klein und es entstand am Stammsitz in der Stegerwaldstraße ein Laden mit großer Verkaufsfläche. „Wir haben unseren Betrieb immer wieder an die sich ändernden Kundenwünsche angepasst“, blickt der Seniorchef zurück. Innerhalb von drei Monaten hatte die Kundschaft damals den Ortswechsel angenommen. Der Verkauf auf den Wochenmärkten wurde eingestellt. „Es war damals die richtige Entscheidung, alles an einem Ort zu bündeln“, sagt Willi Frischholz.

    Anna Terne wird die Chefin der dritten Generation

    Die aktuelle Lage der Gartenbaubetriebe und Blumengeschäfte in Günzburg gibt ihm recht. In den vergangenen Jahren gab es eine Marktbereinigung, Mitbewerber haben aufgehört. „Wir hatten vor der Corona-Krise steigende Umsätze - jetzt werden wir ausgebremst“, sagt Tochter Anna Terne. Die 28-jährige Floristin stieg 2012 ins Unternehmen ihres Vaters ein. Vier Jahre später wurde wieder modernisiert. „Der Umbau war für mich wichtig, dass auch ich mich im Betrieb wiederfinde“, sagt die Juniorchefin. „Ich wollte schon immer Floristin werden und mein Papa hat mir stets freie Hand und Raum für meine Ideen – und für Fehler gelassen“, sagt sie lachend. „Fehler gehören zum Lernen dazu“, weiß Willi Frischholz. Mit seinen 72 Jahren ist er noch jeden Tag in der Gärtnerei und oft der Letzte, der das Licht ausmacht. Die Kunden kennen seine geradlinige Art. Auf sein Wort ist Verlass, Fleiß und Disziplin gelebte Tugenden.

    Floristin Anna Maria Terne wird die neue Chefin der Gärtnerei Frischholz in Günzburg.
    Floristin Anna Maria Terne wird die neue Chefin der Gärtnerei Frischholz in Günzburg. Foto: Bernhard Weizenegger

    Seit 2017 verstärkt Annas Lebensgefährte Thomas Opolka das neunköpfige Team. Mit dem gelernten Gärtner (und der gemeinsamen Tochter Helena) will Anna das Unternehmen in der dritten Generation in eine blühende Zukunft führen. Zu ihren vielen Ideen zählt eine mögliche Erweiterung der zurzeit etwa 500 Quadratmeter großen Verkaufsfläche. Die größte Hoffnung der Unternehmerfamilie liegt nun aber in einer schnellen Öffnung. Etwa 40.000 Pflanzen wachsen derzeit heran: Frühjahrsblüher wie Primeln, Viola und Ranunkeln, Beet- und Balkonpflanzen sowie Gemüsepflanzen für Kleingärtner. „Spätestens Anfang März muss dafür der Verkauf starten – sonst haben alle Gärtner ein Problem“, mahnt Willi Frischholz. Die Bestell- und Mitnahmemöglichkeit „Click/Call & collect“ nutzen einige Kunden, doch gelohnt habe es sich nicht wirklich.

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