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Handel- und Gastroserie (21): Familie Seeberger prägt Vanoni in Günzburg seit Jahrzehnten

Handel- und Gastroserie (21)

Familie Seeberger prägt Vanoni in Günzburg seit Jahrzehnten

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    Sven Seeberger übernahm 2019 das Unternehmen Vanoni Lebensräume von seinen Eltern Josefine und Horst. Das Einrichtungshaus in der Bahnhofstraße 7 in Günzburg ist bekannt für Wohnaccessoire, Betten und Möbel des guten Geschmacks.
    Sven Seeberger übernahm 2019 das Unternehmen Vanoni Lebensräume von seinen Eltern Josefine und Horst. Das Einrichtungshaus in der Bahnhofstraße 7 in Günzburg ist bekannt für Wohnaccessoire, Betten und Möbel des guten Geschmacks. Foto: Bernhard Weizenegger

    Einzelhändler, Gastronomen/Hoteliers und „Lebensmittelhandwerker“ wie Bäcker und Metzger machen eine Innenstadt und ein Dorf lebendig. Doch schon vor Corona haben viele um die Zukunft gekämpft, vielerorts haben Betriebe mangels Nachfolger schließen müssen. Corona hat die Probleme verschärft. In einer Zeit, in der durch das Virus und seine Folgen Innenstädte und Dörfer weiter auszubluten drohen, will unsere Zeitung einen Kontrapunkt setzen und über die berichten, bei denen die Nachfolge geregelt ist. So heißt unsere Serie auch, der Einfachheit halber auf Überbegriffe fokussiert: „Handel und Gastronomie mit Zukunft“. In dieser Folge geht es um das Einrichtungshaus Vanoni in Günzburg.

    Auf ihre Tradition und Geschichte sind die meisten Unternehmen stolz. Sie werben damit, wie lange sie schon Kunden beglücken – ob zehn, 20 oder gar 50 Jahre. Beim Einrichtungshaus Vanoni kann man angesichts solcher Zahlen nur müde lächeln, denn das Günzburger Traditionsgeschäft hat eine sehr lange Historie – und das, obwohl sich das Geschäft sogar etwas jünger macht, als es eigentlich ist.

    Geschichte des Günzburger Unternehmens reicht bis ins Jahr 1851 zurück

    Sven Seeberger hat im Oktober 2019 Vanoni von seinen Eltern Horst und Josefine Seeberger als alleiniger Geschäftsführer übernommen. Doch die Anfänge des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1851. Vor 170 Jahren erwarb der Handelsmann Josef Hertle das Heimatrecht in Günzburg und erfüllte damit die damals geltende gesetzliche Voraussetzung für die Eröffnung eines Geschäfts. Als er starb, übernahmen seine Witwe das Modewaren- und Konfektionsgeschäft in der Institutstraße und führte es unter dem Namen „Josef Hertle’s Witwe“ weiter. Ihre Tochter vermählte sich mit einem Mann aus einer italienischen Familie, die bereits zu Zeiten des spanischen Erbfolgekrieges in die Region gekommen ist. Sein Name: Hans Vanoni. Am 1. Juni 1900 übernahm Vanoni das Geschäft von seiner Schwiegermutter und firmierte unter dem Namen „Hans Vanoni vormals Josef Hertle’s Witwe - Modewaren und Konfektionsgeschäft.“ Da seit diesem Zeitpunkt das Geschäft den Namen Vanoni trägt und das Sortiment entsprechend erweitert wurde, sei dies der Zeitpunkt, an dem die Ära Vanoni begann, erzählt Horst Seeberger. Er selbst ist seit 1979 in der Firma tätig.

    Seine Frau Josefine bewarb sich auf Anraten einer Klosterschwester der Maria-Ward-Schule bei Vanoni und schloss 1965 ihre Lehre als Einzelhandelskauffrau ab. 1985 übernahm das Ehepaar Seeberger das Geschäft und breitete das Warensortiment des Gardinen- und Bettenhauses stetig aus. Die Folge: Das Stammhaus in der Institutstraße wurde zu klein, 1991 erfolgte der Umzug in die heutigen Räume in der Bahnhofstraße. Während einige Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft optisch alles andere als ansprechend sind, sticht das Vanoni-Haus mit seinen insgesamt 25 Mitarbeitern heraus. Und im Inneren finden Kunden alles rund um die Themen Schlafen und Wohnen.

    Feinkostecke ist ein Frequenzbringer bei Vanoni in Günzburg

    Als „Frequenzbringer“ wurde vor mehr als 20 Jahren die Feinkostecke mit Weinen, Prosecco und kulinarischen Köstlichkeiten ins Leben gerufen, erzählt Horst Seeberger. Denn die meisten anderen Waren im Geschäft seien langlebig und würden nur alle paar Jahre benötigt. Mit der Entscheidung, das Einkaufen mit Kulinarischem zu vermischen, sei man laut Sven Seeberger anfangs belächelt worden. „Doch die Umsatzzahlen haben uns recht gegeben“, erinnert sich der 46-Jährige gerne zurück. Außerdem gebe es nichts Langweiligeres für die Kunden, wenn sich im Geschäft nichts verändere. Dinge ausprobieren, experimentieren und daraus die richtigen Schlüsse ziehen – das sei laut Sven Seeberger für ein erfolgreiches Unternehmen wichtig.

    Dass er einmal das Geschäft seiner Eltern übernehmen wird, stand schon früh fest. Sven Seeberger machte eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann, studierte an der Lehranstalt des Deutschen Textilen Einzelhandels in Nagold und machte eine Ausbildung zum Wohnraumberater. Seit 1994 ist er Teil des Familienbetriebs, drei Jahre später wurde er neben seinem Vater Horst Geschäftsführer und hat diese Position seit 2019 alleine inne. Doch seine Eltern, beide inzwischen 73 Jahre alt, helfen noch immer viel im Unternehmen mit. Horst Seeberger bezeichnet seinen Sohn als Ästheten, der ein Auge fürs Einrichten und eine Wohlfühlatmosphäre habe. Das schätzen auch die Kunden, die laut eigenen Angaben den Einrichtungsfachmann im Umkreis von 50 Kilometern zu sich kommen und sich beraten lassen.

    Horst Seeberger ist autorisierter Schlaftrainer

    Bei Vanoni kaufen viele Stammkunden ein, trotzdem ist die Altersspanne sehr gemischt. Von 20 bis 90 Jahre, sagt Sven Seeberger. Vor allem über jüngere Kunden freue er sich, da sich diese in der Regel nicht so häufig mit Wohnungseinrichtungen beschäftigen. Aber immer mehr Menschen erkennen den Sinn und Nutzen eines schönen und gemütlichen Wohnumfeldes und investieren in die eigenen vier Wände. Von großer Bedeutung ist laut Horst Seeberger ein erholsamer und gesunder Schlaf – immerhin verbringe man etwa ein Drittel seines Lebens im Bett. Bereits 2007 hat sich der 73-Jährige zum autorisierten Schlaftrainer ausbilden lassen. Etwa die Hälfte der Deutschen leiden demnach unter Schlafstörungen. „Weil sie sich zu viele Gedanken machen und über Probleme nachdenken“, sagt Horst Seeberger. „Doch das bringt nichts. 95 Prozent dieser Probleme sind für die Katz und für die restlichen fünf Prozent finde ich in der Nacht keine Lösung.“

    Der Erfolg von Vanoni ist in der Vergangenheit nicht unbemerkt geblieben. 2010 wurde das Geschäft von BTH Heimtex, Europas großer Wirtschafts- und Handelszeitschrift für Bodenbeläge, Tapeten und Heimtextilien die Auszeichnung „Bettenfachhändler des Jahres 2010“ verliehen. Ein Jahr später kürt die Jury Vanoni zum „Heimtexstar“ und Fachhändler des Jahres. Die Auszeichnung wurde in der Kategorie „beispielhafter Kundenservice“ verliehen.

    Corona ist nicht die erste Krise in der Firmengeschichte von Vanoni

    Mit einer ungewohnten Situation muss das Unternehmen seit mehreren Monaten zurechtkommen: Die Corona-Pandemie trifft auch Vanoni. Bis zum Lockdown lief das Weihnachtsgeschäft laut Sven Seeberger hervorragend, doch dann mussten die Türen geschlossen werden. Doch Familie Seeberger gibt sich optimistisch, ihre positive Lebenseinstellung ist auch in schwierigen Zeiten zu erkennen. „Es gab in der Geschichte von Vanoni schon deutlich schlimmere Krisen – man denke nur an den Zweiten Weltkrieg. Und auch das hat das Unternehmen überlebt“, sagt Sven Seeberger. Dass viele Menschen nun im Homeoffice arbeiten und mehr Zeit zu Hause verbringen, machen sich auch mehr Personen Gedanken um ihre Einrichtung. Das komme Vanoni in dieser Situation entgegen, die Auftragslage sei zwar nicht so gut wie in „normalen“ Zeiten, aber auch nicht dramatisch schlechter.

    Familie Seeberger merkt zunehmend, wie sehr sich die Menschen nach einem Einkaufsbummel sehnen. Als sie vor Kurzem eine Werbeaktion starteten, waren die Angebote innerhalb weniger Stunden am Telefon ausverkauft. Auch laufe das „Click-&-Collect“-Geschäft immer besser. „Vermutlich weil die Menschen jetzt wissen, dass wir das anbieten und wir zu unseren normalen Öffnungszeiten erreichbar sind“, sagt Horst Seeberger, den den direkten Kontakt mit den Kunden vermisst.

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