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Handel- und Gastroserie (20): Günzburger Brillenstudio Hahn hat die Augengesundheit im Blick

Handel- und Gastroserie (20)

Günzburger Brillenstudio Hahn hat die Augengesundheit im Blick

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    Die Inhaber Uschi und Harald Hahn haben mit Sohn Benjamin einen Nachfolger für ihr Brillengeschäft am Günzburger Marktplatz. Hier geht es nicht nur ums Verkaufen von Brillen, sondern vor allem um die Augengesundheit.
    Die Inhaber Uschi und Harald Hahn haben mit Sohn Benjamin einen Nachfolger für ihr Brillengeschäft am Günzburger Marktplatz. Hier geht es nicht nur ums Verkaufen von Brillen, sondern vor allem um die Augengesundheit. Foto: Bernhard Weizenegger

    Einzelhändler, Gastronomen/Hoteliers und „Lebensmittelhandwerker“ wie Bäcker und Metzger machen eine Innenstadt und ein Dorf lebendig. Doch schon vor Corona haben viele um die Zukunft gekämpft, vielerorts haben Betriebe mangels Nachfolger schließen müssen. Corona hat die Probleme verschärft. In einer Zeit, in der durch das Virus und seine Folgen Innenstädte und Dörfer weiter auszubluten drohen, will unsere Zeitung einen Kontrapunkt setzen und über die berichten, bei denen die Nachfolge geregelt ist. So heißt unsere Serie auch, der Einfachheit halber auf Überbegriffe fokussiert: „Handel und Gastronomie mit Zukunft“. Hier erfahren Sie mehr über das Brillenstudio Hahn in Günzburg.

    Eine traditionelle „Optikerecke“ sei das hier, schon seit dem Krieg habe es am Günzburger Marktplatz zur Dillinger beziehungsweise Augsburger Straße hin solche Geschäfte gegeben. Seit 1987 ist hier nun das Brillenstudio Hahn zu finden, gegründet von Harald Hahn und seiner Frau Uschi, beide Augenoptikermeister. Sohn Benjamin ist seit 2012 im Team und zusammen mit den Eltern gleichberechtigter Geschäftsführer. „Ich bin total glücklich, dass wir diesen Übergang geschafft haben, vielen alt eingesessenen Betrieben in der Stadt ist das leider nicht gelungen“, sagt Uschi Hahn. Darunter leide Günzburg, namhafte Geschäfte, Lokale oder Lebensmittelhandwerker seien heute schließlich nicht mehr da.

    Benjamin Hahn wird lieber Augenoptiker als Sportlehrer

    Den Kindern habe man es immer freigestellt, was sie beruflich machen möchten. Der dritte und älteste Sohn habe sich für etwas anderes entschieden, er sei Intensivmediziner. Und eigentlich, erzählt Uschi Hahn, habe Sohn Benjamin ja Sportlehrer werden wollen, doch in der 13. Klasse habe er auf einmal gefragt, wie es denn wäre, wenn auch er Augenoptiker wird. So machte er später den Bachelor in Augenoptik – währenddessen er schon im Geschäft mitarbeitete – und dann berufsbegleitend den Master in Vision Science and Business/Optometry. Er kümmert sich vor allem um die Augengesundheit. Ohnehin, sagen Mutter und Vater, sei dieses Thema für sie sehr wichtig, „aber Brillen verkaufen wir auch“, ergänzt er und lacht. Auch Sohn Samuel, 26, ist im Team. „Wir sind ein Inklusionsbetrieb“, erklärt Harald Hahn, denn Samuel ist behindert. Er assistiert bei vielem – und sei in Günzburg sehr bekannt, „er ist ziemlich kontaktfreudig“. Er komme gut an bei den Leuten in der Stadt.

    Auch die Frau von Benjamin Hahn ist Teil des Brillenstudios, sie ist BWLerin. Und auch die Kinder – drei Mädels im Alter von zwei, vier und sechs – waren vor Corona gerne mit im Geschäft und wollen es danach wieder sein. Das lockere den Kundenkontakt auf, findet der Seniorchef. Hinzu kommt eine angestellte Augenoptikermeisterin. Momentan werde aber nur auf Termin gearbeitet, Laufkundschaft gebe es im Lockdown kaum. „Die Günzburger sind sehr vorsichtig“, sagt Uschi Hahn, das sei gut so. Von Leuten, die vor dem Geschäft in Demos gegen die Corona-Maßnahmen mitlaufen und Lügen verbreiteten, habe sie jedenfalls die Nase voll.

    Ein Herzstück des Günzburger Geschäfts Hahn ist die Kinderoptometrie

    Für Benjamin Hahn gab es kein Aha-Erlebnis, das zu seiner Entscheidung führte, in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Auf der einen Seite begeistere ihn das Handwerk, auf der anderen der Kontakt zu den Kunden. Das Berufsbild wandele sich, es ziele mehr auf die Gesundheit. Ein Herzstück des Geschäfts, sagt die Mutter, sei auch die Kinderoptometrie. Das gute Sehen habe hier immer schon im Vordergrund gestanden, durch den Sohn sei man immer auf dem technisch neuesten Stand. „Wir wollen eine fundierte Antwort auf die Frage der Kunden geben, ob beim Sehtest alles in Ordnung ist“, erläutert der 31-Jährige.

    Sei die Zusammenarbeit mit Augenärzten früher schwierig gewesen, erinnert sich der Vater, so habe sich das inzwischen sehr geändert. Es sei keine Einbahnstraße mehr. Falle ihnen etwas auf, schickten sie den Kunden zum Mediziner, und für spezielle Themen verweise der an sie. „Wir ersetzen auch keine augenärztliche Untersuchung“, betont Benjamin Hahn. Aber man könne mit verschiedenen Tests vieles erkennen, was den Leuten vielleicht erst auffalle, wenn eine Behandlung schwierig wird. Je früher man sie zum Arzt schicken könne, desto besser sei das für ihre Gesundheit. Diese Dienstleistung will er ausbauen.

    Harald Hahn glaubt an das Konzept des Günzburger Brillenstudios

    Er ist froh, ein von seinen Eltern, beide 60 Jahre alt, gut eingeführtes Geschäft weiterführen zu dürfen. Nach Angaben der Handwerkskammer sei die familiäre Geschäftsübergabe die schwierigste. Er treffe sich zwei Mal im Jahr mit Branchenkollegen aus ganz Deutschland zum Austausch, von ihnen hätten aber zwei Drittel den elterlichen Betrieb übernommen, ein Drittel führe ein Fremdgeschäft weiter. „Aber das ist natürlich nicht repräsentativ.“ Der Vater blickt jedenfalls optimistisch in die Zukunft, er glaubt an das Konzept des Brillenstudios und den familiären Zusammenhalt, auch wenn es mit mehreren Generationen in einem Betrieb natürlich nicht immer leicht sei, sagt die Mutter.

    Corona tue auch ihnen weh, aber man wolle sich keinesfalls beklagen, erklärt der Sohn. Andere Branchen habe es schließlich wesentlich härter getroffen als die eigene.

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