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Haldenwang: Ex-Bürgermeister Georg Holzinger macht „Urlaub auf dem Bauernhof“

Haldenwang

Ex-Bürgermeister Georg Holzinger macht „Urlaub auf dem Bauernhof“

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    Georg Holzinger war 24 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Haldenwang. Jetzt möchte er seinem früheren Beruf wieder nachgehen und seinem Sohn Michael in der Landwirtschaft behilflich sein.
    Georg Holzinger war 24 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Haldenwang. Jetzt möchte er seinem früheren Beruf wieder nachgehen und seinem Sohn Michael in der Landwirtschaft behilflich sein. Foto: Peter Wieser

    Ein altes Sprichwort besagt: „Wenn es am schönsten ist, dann soll man aufhören.“ Das hatte Georg Holzinger auch vor seinem Gemeinderat so gesagt. Er gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Das lachende, weil es für ihn künftig keine Sitzungen, keine Abendversammlungen, keine Termine und keinen Stress mehr gebe. Das weinende, weil er jetzt zwei neue Chefs habe, die nun das Kommando führten: Seine Frau Irmgard zuhause und sein Sohn Michael auf dem Bauernhof.

    Georg Holzinger war 24 Jahre Erster Bürgermeister von Haldenwang, zuvor hatte er sechs Jahre lang das Amt des Zweiten Bürgermeisters inne und war in den vergangenen 18 Jahren Mitglied des Kreistags. „Ich hatte das Glück, dass meine Amtszeit in eine Zeit gefallen ist, in der es unserer Gemeinde und unseren Bürgern sehr gut gegangen ist – bis zum Auftreten des Corona-Virus“, so Holzinger.

    Georg Holzinger war mit 33 Jahren der jüngste Gemeinderat in Haldenwang

    Georg Holzinger wurde im September 1950 in Konzenberg geboren und übernahm mit 20 Jahren den elterlichen Hof. 1984 wurde er erstmals in den Gemeinderat gewählt und war mit 33 Jahren damals jüngstes Gemeinderatsmitglied. Auch anderweitig brachte er sich ein, war 15 Jahre Jagdvorsitzender sowie Vorsitzender der Qualitätsgetreide-Vermarktung Aislingen, aber auch mit Gemeindetätigkeiten war er betraut, wie dem Winterdienst (30 Jahre) oder für den Wald zuständig (35 Jahre).

    „Als Landwirt kennt man sich auf den Fluren aus“, sagt Holzinger. Es sei für ihn eine Herausforderung gewesen, für die Bürger da zu sein. Im März 1996 trat er mit zwei weiteren Kandidaten zur Wahl des Ersten Bürgermeisters an. Doch kurz darauf verstarb sein Vater und er habe mit dem Gedanken gespielt, bei der Stichwahl nicht mehr zu kandidieren. Letztlich sei vieles an seiner Frau Irmgard und an seinen vier Söhnen hängen geblieben.

    Gegenkandidaten habe es bei den kommenden Wahlperioden nicht mehr gegeben, die Anzahl der Wählerstimmen hätten jedes Mal bei über 90 Prozent gelegen - für ihn selbst eine Bestätigung. „Wenn ich zurückblicke und mich noch einmal entscheiden müsste: Ich würde wieder für das Amt des Bürgermeisters kandidieren“, erklärt Holzinger. Es habe ihm Freude bereitet, die Gemeinde weiterzuentwickeln.

    Aber im Alter von fast 70 Jahren müsse man aufhören können und Jüngeren die Chance geben, Neues zur verwirklichen. Wichtig sei ihm immer gewesen, dass alle Ortsteile gleich und ohne Ortsteildenken behandelt würden. „Die Bürger müssen mitmachen. Wir sind zu einer Gemeinde zusammengewachsen, das sind wir alle und nicht nur der Bürgermeister.“

    Bürgermeister traut 185 Ehepaare in Haldenwang

    Insgesamt 185 Brautpaare hat Georg Holzinger in den vergangenen 24 Jahren getraut. Er erinnert aber auch an die großen Projekte, während dieser Zeit: an den Bau der Umgehungsstraßen und den Ausbau der Ortsdurchfahrten, die Anbindung aller Ortsteile mit Radwegen oder die Neugestaltung der Dorfplätze mit Dorfbrunnen. Sieben Baugebiete sind während seiner Amtszeit entstanden und nicht zuletzt die Kinderkrippe in Konzenberg, eine der ersten Krippen im Landkreis überhaupt. Jetzt steht der Bau eines weiteren Kindergartens für zusätzlich 90 Kinder an. Auf eines ist Georg Holzinger besonders stolz: Rund 60 Millionen Euro habe die Gemeinde während seiner Amtszeit an Geldern umgesetzt. Würde man die Zuschüsse – angenommen in einer durchschnittlichen Höhe von 50 Prozent – berücksichtigen, dann wären es 30 Millionen Euro mehr.

    Wenn es um das Beantragen von Fördermitteln oder um Spenden ging, war Holzinger stets schnell zur Stelle. Auch jetzt beim Bau des Gemeinschaftsfeuerwehrhauses für die Wehren in Eichenhofen, Hafenhofen und Konzenberg, dessen Kosten damit und nicht zuletzt aufgrund der hohen Eigenleistung voraussichtlich um einiges weniger betragen werden. Die Figur des Heiligen Florian über dem Eingang stammt übrigens von Georg Holzinger selbst, er hat sie der Wehr spendiert.

    Holzinger erinnert sich gerne an das Bezirksmusikfest 2002 in Konzenberg

    Auf die Frage, woran er sich in den vergangenen 24 Jahren besonders gerne erinnere, sagt er spontan: „An das Bezirksmusikfest 2002 in Konzenberg.“ Als 700 Musiker vor dem Dorfplatz gemeinsam aufgespielt hätten, das sei für ihn schon ein bewegender Moment gewesen. Seine letzten Arbeitstage im Rathaus seien recht hektisch gewesen, galt es doch die Abschlusssitzung mit mehreren wichtigen Themen und der Verabschiedung von fünf Gemeinderäten vorzubereiten, sagt Holzinger. Auch einige Bürger seien noch mit Anliegen auf ihn zugekommen, und die Wahl des Ortssprechers von Eichenhofen habe ebenfalls noch stattgefunden.

    Seine letzte Amtshandlung war, den Rathausschlüssel an seine Nachfolgerin Doris Egger zu übergeben. „Am 1. Mai habe ich dann als „Nicht-mehr-Bürgermeister“ einen Ruhetag eingelegt“, sagt Holzinger und lacht. Die Vereine werde er weiterhin unterstützen und natürlich auch nach wie vor am Dorfleben teilnehmen.

    Jetzt sei er wieder in seinem alten Beruf zurück: „Urlaub auf dem Bauernhof, das kann nicht jeder machen“, scherzt Holzinger. Den Hof selbst habe er vor ungefähr 15 Jahren an seinen Sohn Michael übergeben. Jetzt werde er ihm in der Landwirtschaft helfen, beim Schlachten und Wursten unterstützen und seine fünf Enkel auf dem Bulldog mitnehmen. Die seien übrigens seine größte Freude.

    Überhaupt gelte seiner Familie ein großer Dank. Sie habe vieles von seiner Arbeit in der Landwirtschaft selbst in die Hand genommen, damit er seinen Verpflichtungen als Bürgermeister habe nachgehen können. Und jetzt? „Meine Frau freut sich, dass alles, was liegen geblieben ist, jetzt erledigt werden kann“, sagt Georg Holzinger und betont ein weiteres Mal schmunzelnd: „Chef ist jetzt meine Frau.“

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