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Gundremmingen: Wie lange bleibt die AKW-Feuerwehr im Dienst?

Gundremmingen

Wie lange bleibt die AKW-Feuerwehr im Dienst?

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    Die AKW-Feuerwehr hat einen großen Fuhrpark. Hier besprechen sich der Leiter Markus Lanzerath (links) und sein Vize Georg Keller mit Kameraden.
    Die AKW-Feuerwehr hat einen großen Fuhrpark. Hier besprechen sich der Leiter Markus Lanzerath (links) und sein Vize Georg Keller mit Kameraden. Foto: Christian Kirstges

    Zum 1. Januar 2019 geht das Atommüll-Zwischenlager in Gundremmingen vom Kernkraftwerksbetreiber KGG auf die recht neue bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) über. Wie Bürgermeister Tobias Bühler unserer Zeitung sagt, mache man sich in der Gemeinde Gedanken, was das für die Sicherheit bedeutet. Denn eine eigene Feuerwehr für die Einrichtung sei wohl nicht geplant, und wenn es irgendwann die Werkfeuerwehr des Kraftwerks nicht mehr gibt, würde der Brandschutz auf die örtliche Wehr übergehen. Deren Kommandant Martin Wecker sagt, dass dies zur Debatte stehe, aber konkrete Informationen fehlten, um das zu bewerten. „Ich weiß nicht, was da auf uns zukommt.“ Zumindest sei das Gelände kein komplettes Neuland. Wegen des Kraftwerks sei in

    Vielleicht wird es am 24. Oktober Details geben. Dann ist zumindest ein Informationsabend zum Betreiberwechsel des Zwischenlagers geplant. Der ehemalige Kraftwerkssprecher Tobias Schmidt, der inzwischen für die Kommunikation bei der BGZ zuständig ist, erklärt bereits jetzt auf Anfrage, dass es keine gesetzliche Pflicht gebe, für ein Zwischenlager eine Werkfeuerwehr vorzuhalten. Es sei zu prüfen, ob die bislang dafür zuständige Wehr dies auch weiter sein könne. Und genau das strebe die Bundesgesellschaft „für die kommenden Jahre“ an. Es gebe zudem deutliche Unterschiede beim Brandschutz zwischen einem Atomkraftwerk (AKW) und einem Zwischenlager. Dort gebe es beispielsweise keinen offenen Umgang mit radioaktiven Stoffen, deutlich geringere Brandlasten und nahezu keine elektrischen Aggregate. „Die Kombination aus dem Zwischenlagergebäude und den Transport- und Lagerbehältern gewährleistet, dass das radioaktive Inventar auch bei extremen Brandszenarien wie dem Kerosinbrand nach einem Flugzeugabsturz sicher in den Behältern eingeschlossen bleibt“, betont er.

    Örtliche Feuerwehr soll unterstützen

    Was die Übertragung der Zuständigkeit angeht, würden Gespräche mit RWE und KGG geführt. Der sichere Betrieb solle nahtlos gewährleistet bleiben. „Es liegt daher auf der Hand, in der ersten Zeit nach der Übertragung des Zwischenlagers Leistungen des Kraftwerksbetreibers im Rahmen eines Dienstleistungsvertrags für die BGZ zu nutzen.“ Langfristiges Ziel sei aber der autarke Betrieb des Standort-

    Auch Markus Lanzerath, Chef der Werkfeuerwehr, und sein Vize Georg Keller sehen das so. „Formaljuristisch ist die KGG ab 1. Januar nicht mehr für den Brandschutz des Zwischenlagers zuständig“, erklärt Lanzerath. Aber solange die Anlage sich innerhalb des Geländes befinde, werde sich erst mal nichts ändern, und das wohl über Jahre hinweg. Erst wenn das Zwischenlager völlig autark ist, könne das anders werden. Bis dahin würden bestimmt fünf bis zehn Jahre vergehen, sodass sich alle Beteiligten vorbereiten können. Es müssten aber noch die laufenden Gespräche abgewartet werden, bevor sich dazu mehr sagen lasse. Die Feuerwehr des Kraftwerks werde jedenfalls auch noch lange nach der Abschaltung von Block C Ende 2021 erhalten bleiben, wenngleich sie irgendwann sicher entpflichtet werde. Zu diesem Zeitpunkt müsse die örtliche Freiwillige Wehr den Brandschutz übernehmen können. „Das wird aber noch lange nicht der Fall sein“, sagt Lanzerath. Es handele sich schließlich bei dem AKW um ein Sonderobjekt mit einem großen Kontrollbereich, „ohne Ortskenntnisse geht es hier nicht“. Nur weil er und seine Kollegen Tag für Tag in der Anlage sind und sich dabei um die Wartung der Brandschutzeinrichtungen kümmern, würden sie das Kraftwerk bestens kennen.

    Personalabbau spürt auch die Werkfeuerwehr

    Jedoch geht auch an der Werkfeuerwehr der Personalabbau durch die Abschaltung und den Rückbau des Kraftwerks nicht spurlos vorübergehen. Gab es früher 76 Angehörige der Abteilung, so sind es heute noch 61. Die Zahl der nebenberuflichen Kollegen aus anderen Werksbereichen wurde reduziert, der Sicherungsdienst ganz herausgenommen. Dafür wurde die Zahl der hauptberuflichen Wehrleute von 30 auf 32 erhöht und von einem acht Stunden dauernden Wechselschichtdienst auf einen 24-Stunden-Dienst umgestellt. Aus fünf Schichten wurden zwei Wachabteilungen mit je zwölf Mann, die Mindeststärke von sechs sei behördlich vorgegeben. Nach einer Übergangsphase soll über die Altersteilzeit zwar ein weiterer leichter Personalabbau ermöglicht werden, durch die bereits abgeschlossenen Umstellungen werde die Sicherheit aber nicht leiden.

    Dass sie dem Betreiber auch weiterhin wichtig sei, zeige sich nicht zuletzt an der kompletten Erneuerung des Fuhrparks und der Einrichtung von schönen Aufenthalts- und Ruheräumen, die durch das neue Schichtmodell nötig wurden. „Es wurde viel investiert.“ Weniger Aufgaben gebe es nach der Abschaltung von Block B nicht, der Brandschutz müsse sichergestellt bleiben.

    Die Werkfeuerwehr, die unter anderem über sieben Feuerwehrfahrzeuge, vier Abrollcontainer und drei Boote verfügt, hilft im Ernstfall auch außerhalb des Werkgeländes, wenn sie angefordert wird. Beispielsweise verfügt sie über große Mengen von Schaummittelkonzentrat und große Pumpaggregate. Der Austausch mit den örtlichen Wehren sei intensiv, man besucht sich gegenseitig und übt zusammen.

    Sorgen, auch künftig Personal zu finden, gebe es nicht. Die für die Sicherheit wichtigen Abteilungen hätten im Gegensatz zu anderen Bereichen so etwas wie Kontinuität und seien gefragt. Die Werkwehr ist übrigens eine Männerdomäne, Frauen sind darin nicht tätig – obwohl jeder hier für weibliche Kameraden offen sei. Aber die körperlichen Anforderungen seien eben groß. Die Abteilung sieht sich auch als eine Art Botschafter des Kraftwerks und werde oft von Gruppen besucht. Mancher sei dann sehr positiv überrascht, wie viel Wert im AKW auf Prävention gelegt werde. „An der Sicherheit wird bei uns nicht gespart.“

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