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Gundremmingen: Raimund Kamm: Im AKW häufen sich die Schäden

Gundremmingen

Raimund Kamm: Im AKW häufen sich die Schäden

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    Immer wieder in der Diskussion: das AKW Gundremmingen. Foto: bwz
    Immer wieder in der Diskussion: das AKW Gundremmingen. Foto: bwz Foto: bwz

    Gundremmingen Der Vorsitzende des Vereins „Forum – gemeinsam gegen das Zwischenlager“ Raimund Kamm ist nach dem jüngsten Brennelemente-Defekt im Gundremminger Kernkraftwerk empört: „Im letzten Atomkraftwerk Deutschlands mit veralteten Siedewasserreaktoren häufen sich die Schäden an den Spaltelementen“, sagt Kamm. Bei der Revision im Block C wurden an vier Brennelementen Mängel festgestellt (wir berichteten). Diesmal seien gleich vier Spaltelemente defekt – und alle vom heiklen plutoniumhaltigen MOX-Typ, warnt Kamm.

    „Neigung zu Materialschäden“

    Fachleute verwundere dies nicht. Wegen des Siedens des Wassers zwischen den Spaltelementen würden diese schnellen Temperaturänderungen ausgesetzt. Die Brennelemente neigen deshalb laut Kamm zu Materialschäden. In Siedewasserreaktoren sei auch der Wärmeübergang von den Spaltelementen zum Wasser des Hauptkreislaufes materialstrapazierender als in Druckwasserreaktoren. Zugleich führten die Dampfblasen dazu, dass die Neutronenstrahlen ungebremst die Hüllen der Spaltelemente treffen und schwächen.

    Diese Atomkraftwerke werden in Deutschland betrieben

    Wo stehen welche Atomkraftwerke in Deutschland, wer betreibt sie und wann werden oder wurden sie abgeschaltet? Eine Übersicht:

    Das Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein wird von E.ON betrieben. Baubeginn war im Januar 1976, im kommerziellen Betrieb ist das AKW seit Dezember 1986. Brockdorf ist ein Druckwasserreaktor und soll 2021 abgeschaltet werden.

    Das Kernkraftwerk Isar liegt nahe Landshut und wird von E.ON betrieben. Isar/Ohu 1 ist ein Siedewasserreaktor. Bauzeit war von 1972 bis 1979. Isar/Ohu 2 ist ein Druckwasserreaktor und ging nach sechsjähriger Bauzeit im April 1988 ans Netz. Isar 2 soll im Jahr 2022 abgeschaltet werden. Der Atommeiler Isar 1 wurde bereits im August 2011 vom Netz genommen.

    Das Atomkraftwerk Philippsburg steht im Landkreis Karlsruhe (Baden-Württemberg). Betreiberin ist die EnBW. Philippsburg 2, ein Druckwasserreaktor, ging nach achtjähriger Bauzeit 1985 in den kommerziellen Betrieb, der Siedewasserreaktor Philippsburg 1 im Jahr 1980. 2011 wurde Philippsburg 1 vom Netz genommen.

    Das Kernkraftwerk Grohnde (KWG) ist ein Druckwasserreaktor und steht im Landkreis Hameln-Pyrmont in Niedersachsen. Betreiben wird es von der Firma E.ON. Baubeginn für Grohnde war im Jahr 1986, Betriebsstart 1985, Ende soll 2021 sein.

    Das Kernkraftwerk Emsland in Niedersachsen wird von RWE betrieben. Es wurde in den Jahren 1982 bis 1988 gebaut. In Betrieb bleiben soll der Druckwasserrreaktor bis zum Jahr 2022.

    Das Atomkraftwerk Neckarwestheim in Baden-Württemberg wird von enBW betrieben. Es hat zwei Druckwasserreaktoren, von denen derzeit noch einer in Betrieb ist. Neckarwestheim II soll als eines der letzten deutschen AKW 2022 vom Netz gehen.

    Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld liegt südlich von Schweinfurt am Main. Baubeginn für Grafenrheinfeld war 1974, die Inbetriebnahme war 1981. Das Atomkraftwerk wird von der E.ON Kernkraft GmbH betrieben und wurde 2015 abgeschaltet.

    Gundremmingen B und Gundremmingen C im Landkreis Günzburg sind zusammen das leistungsfähigste Atomkraftwerk Deutschlands. Betrieben werden die Siedewasserreaktoren von der RWE. Baubeginn war im Jahr 1976, Gundremmingen B ging 1984 ans Netz, Gundremmingen C ein Jahr später. Block B soll spätestens 2017 vom Netz gehen, Block C spätestens im Jahr 2021.

    Gundremmingen sei auf der Welt das erste Kernkraftwerk mit Siedewasserreaktoren, das in großem Umfang die brisanten MOX-Spaltelemente verwendet habe. „Wurden anfangs Spaltelemente mit 2,75 Prozent des Spaltstoffes Uran-235 eingesetzt, erhöhte man später diesen Spaltstoffgehalt auf 3,14 und dann auf 3,75 Prozent. Dann ging man gar bis 4,6 Prozent“, heißt es in Kamms Pressemitteilung. Die betroffenen MOX-Spaltelemente dürften seinen Worten zufolge besonders stark sein und sogar mit 5,47 Prozent Spaltstoffgehalt in Betrieb gehen. Das Forum fordert, das Kernkraftwerk zum Schutz der Bevölkerung schnell abzuschalten. 2010 seien vier Spaltelemente im Atomkraftwerk Gundremmingen defekt gewesen – drei des Typs MOX und eines vom Typ WAU. Ursachenberichte seien nicht veröffentlicht worden. Kamm fordert Konsequenzen: „Der Einsatz von MOX-Spaltelementen muss von der Aufsichtsbehörde bis auf Weiteres untersagt werden.“ (zg, bv)

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