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Gundremmingen: Leistungserhöhung vom Tisch - aber den Gegnern reicht das noch nicht

Gundremmingen

Leistungserhöhung vom Tisch - aber den Gegnern reicht das noch nicht

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    Die Leistungserhöhung im Kernkraftwerk Gundremmingen ist vom Tisch.
    Die Leistungserhöhung im Kernkraftwerk Gundremmingen ist vom Tisch. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Die Meldung über die Rücknahme des Antrags für die Leistungserhöhung im Kernkraftwerk Gundremmingen hat erwartungsgemäß großen Jubel bei Kraftwerksgegner ausgelöst. „Das ist ein Erfolg, den wir uns erhofft haben. Wir sollten das richtig feiern", sagt Thomas Wolf von der Mahnwache Gundremmingen. Er betont allerdings auch, dass es sich nur um ein Etappenziel handle: „Wir kämpfen weiter fürs Abschalten.“

    Auch der Günzburger Landrat Hubert Hafner (CSU) sagte: „Ich bin froh, dass das Thema vom Tisch ist.“ Es sei bei den Bürgern der Eindruck entstanden, als ob vor dem Abschalten „auf den letzten Drücker“ die Leistung im Gundremminger Atommeiler erhöht werden sollte. Allerdings sei der Antrag bereits vor mehr als zehn Jahren gestellt worden.

    Hafners Amtskollege aus Dillingen, Landrat Leo Schrell (FW), nahm die Entscheidung der Betreiber des Kernkraftwerkes Gundremmingen ebenfalls mit Erleichterung zur Kenntnis: „Dadurch kann ein nicht zu unterschätzendes Gefährdungspotenzial für die Landkreisbevölkerung ausgeschlossen werden.“

    Bereits im Mai 2001 hatte der Kreistag des Landkreises Dillingen einstimmig die Leistungserhöhung der Kernkraftwerksblöcke B und C Gundremmingen mit der Begründung abgelehnt, dass bei einer Erhöhung der Leistung mehr Atommüll anfallen und eine zusätzliche Gefahr ausgehen würde.

    Kraftwerksgegner: "Eine zusätzliche Gefahr abgewendet"

    Das ist das Atomkraftwerk Gundremmingen

    Die Anlage Gundremmingen zwischen Günzburg und Dillingen, die in dieser Form seit 1984 besteht, ist der leistungsstärkste Kernkraftwerksstandort in Deutschland. Die zwei Reaktoren erzeugen pro Jahr mehr als 20 Milliarden Kilowattstunden Strom. Dies entspricht rund einem Drittel des gesamten Verbrauchs in Bayern.

    Die Betreibergesellschaft der Anlage gehört zu 75 Prozent RWE und zu 25 Prozent Eon. Nach dem Atomausstiegsbeschluss der Bundesregierung 2011 sollen Block B im Jahr 2017 und Block C 2021 abgeschaltet werden.

    Das Zwischenlager in Gundremmingen ging im August 2006 in Betrieb. Die Halle liegt rund 150 Meter vom Reaktorgebäude entfernt und ist 104 Meter lang, 38 Meter breit und 18 Meter hoch. Die Wände aus Stahlbeton sind 85 Zentimeter dick. Die Halle verfügt über eine Kapazität von 192 Castoren. Ein Castor wiederum enthält 52 Brennelemente. Damit ist das schwäbische Zwischenlager das größte in Deutschland.

    Wie alle anderen Zwischenlager ist auch dieses für eine Betriebszeit von maximal 40 Jahren ausgerichtet. Das heißt, in Gundremmingen endet die Genehmigung 2046. Spätestens dann, so die ursprüngliche Planung, sollte ein Endlager in Deutschland zur Verfügung stehen.

    Die Kritiker befürchteten schon bei der Genehmigung des Zwischenlagers, dass es de facto zu einem Endlager werden könnte. Außerdem argumentierten sie, dass in jedem der Castoren mehr Radioaktivität enthalten sei, als bei der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 freigesetzt wurde.

    Gegen den Bau der Zwischenlager wurde bundesweit prozessiert. Im Fall von Gundremmingen reichten fünf Anwohner aus umliegenden Gemeinden Klage beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München ein. Der VGH wies die Klage mit seinem Urteil vom 2. Januar 2006 ab.

    Der Vorsitzende des Vereins "Gemeinsam gegen das Zwischenlager", Raimund Kamm, hingegen betonte, dass nur eine "zusätzliche Gefahr" abgewendet wurde: „Der laufende Betrieb des Kernkraftwerks Gundremmingen birgt große Risiken.“ In der jüngst veröffentlichten Risikostudie habe der ehemalige Leiter der Atomaufsicht im Umweltministerium, Professor Wolfgang Renneberg, nachgewiesen, dass die Konstruktionsfehler der beiden Siedewasserreaktoren im Kernkraftwerk Gundremmingen nicht behebbar seien. „Die Anlage hätte gar nicht genehmigt werden dürfen“, sagt Kamm.

    Der Betreiber des Kernkraftwerks in Gundremmingen hatte am Dienstag bekanntgegeben, dass er den umstrittenen Antrag auf Ausweitung der Stromproduktion zurückzieht. Das Verfahren auf eine Erhöhung der Leistung der beiden Reaktorblöcke lief bereits seit 1999. "Ursächlich für die Entscheidung des Unternehmens ist die Haltung der bayerischen Staatsregierung, die in der Leistungserhöhung für Kernkraftwerke ein falsches politisches Signal in Zeiten der Energiewende sieht", teilte das Kraftwerk mit.

    Umweltminister Huber begrüßt die Rücknahme des Antrags

    Nach den massiven Protesten von Kraftwerksgegnern hatte sich auch Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zuletzt ablehnend zu dem Antrag geäußert. Atomgegner hatten rund 27.000 Protestunterschriften gesammelt und als Petition dem Landtag übergeben. Umweltminister Marcel Huber (CSU) begrüßte die Rücknahme des Antrags: "Das ist aus politischer Sicht der richtige Schritt."

    Gundremmingen gehört mehrheitlich dem Energiekonzern RWE, Eon ist ebenfalls beteiligt. Die beiden in dem schwäbischen Kernkraftwerk noch betriebenen Blöcke sollen in den Jahren 2017 und 2021 abgeschaltet werden.

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