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Gundremmingen: Blutspenden rettet Leben: Wir haben's ausprobiert

Gundremmingen

Blutspenden rettet Leben: Wir haben's ausprobiert

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    Unsere Volontärin Lea Binzer kann schon wieder lachen. Denn über die Hälfte ist schon geschafft: Insgesamt 500 Milliliter ihres Bluts werden bei der Blutspende-Aktion im Kulturzentrum in Gundremmingen abgezapft.
    Unsere Volontärin Lea Binzer kann schon wieder lachen. Denn über die Hälfte ist schon geschafft: Insgesamt 500 Milliliter ihres Bluts werden bei der Blutspende-Aktion im Kulturzentrum in Gundremmingen abgezapft. Foto: Bernhard Weizenegger

    Blut spenden, Gutes tun, Leben retten – genau das hatte ich eigentlich seit meinem Studium in München vor. Das Angebot war groß, aber zeitlich klappte es nie. Doch was nicht ist, kann ja noch werden – das dachten sich wohl auch meine Kollegen, als sie hörten, dass ich noch nie Blut gespendet habe. Also ab ins Kulturzentrum von Gundremmingen: Dort organisierten der Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), unterstützt vom Kreisverband Günzburg, eine Blutspende-Aktion.

    Mulmig ist mir nicht, als ich vor dem Eingang stehe. Denn Angst vor Spritzen habe ich nicht. Außerdem ist Redaktions-Fotograf Bernhard Weizenegger als moralische Stütze dabei. Und gewissenhaft vorbereitet habe ich mich auch. Im Vorfeld erklärte mir Claus-Peter Lang, Gebietsreferent des Blutspendediensts des BRK für Schwaben, auf was ich am Tag der Blutspende achten muss: knapp zwei Liter trinken, normal essen und gesund sein.

    Erstspender brauchen den Personalausweis

    „Ich hoffe, Sie haben Ihren Personalausweis dabei?“, empfängt mich Lang oben an der Treppe. Das ist für die Erstspende sehr wichtig, wie ich erfahre. Links hinter ihm sehe ich einen Tisch, an dem eine Frau in rotem T-Shirt sitzt und mir aufmunternd zulächelt. Auf einem Schild vor ihr steht „Anmeldung“. Bernhard drückt mir zur Sicherheit noch einen Becher süßen Orangensafts in die Hand, der für alle frei zur Verfügung steht. Dann gebe ich meinen Ausweis ab.

    Als Erstspender erhalte ich drei Blätter, die ich ausfüllen muss: Eine Einwilligungserklärung für einen Blutspendeausweis, einen Aufklärungs- und einen medizinischen Fragebogen mit 35 Fragen: Wurden Sie in den letzten drei Monaten geimpft? Waren Sie in den letzten zwölf Monaten außerhalb Deutschlands?

    Die Blutreserven müssen vor dem Sommer gefüllt werden

    Mittlerweile hat sich an der Anmeldung eine kleine Schlange an Menschen von jung bis alt gebildet. „Wir rechnen mit 80 Spendern. Im Durchschnitt sind sie 40 Jahre alt“, erklärt Lang. Fünf medizinische Kräfte vom Blutspendedienst, zwei Ärzte und fünf Ehrenamtliche vom BRK-Kreisverband Günzburg kümmern sich um sie. Viel gespendet werde nie, erklärt Lang. Doch die Spenderzahl decke momentan den Blutbedarf. „Wichtig sind Stammspender. Aber gerade um Pfingsten und in den Sommerferien gibt es einen Engpass.“ Die Puffer sollten deshalb früh gefüllt werden.

    An der nächsten Station wartet die erste Mutprobe auf mich. Mein Hämoglobin-, also mein Eisenwert im Blut, muss bestimmt werden. Dafür pikt mir eine freundlich aussehende Dame kurzerhand in den rechten Ringfinger. Hat gar nicht wehgetan. „Ihr HB-Wert ist bei 13,5. Das ist gut“, sagt sie nach der Analyse. Als Frau brauche ich mindestens einen Wert von 12,5. Darunter hätte ich nach einer Spende zu wenig Eisenreserven zur Neubildung meiner roten Blutkörperchen.

    Als Erstspender erfahre ich meine Blutgruppe per Schnelltest

    Vor der Blutspende gibt es noch eine ärztliche Kontrolle, bei der etwa die Temperatur gemessen wird.
    Vor der Blutspende gibt es noch eine ärztliche Kontrolle, bei der etwa die Temperatur gemessen wird. Foto: Bernhard Weizenegger

    Als Erstspender erfahre ich per Schnelltest auch noch meine Blutgruppe: Null negativ. Ist das gut? Das sei die beste Blutgruppe. „Sie ist besonders gefragt. Denn sie ist der Universalspender. Jeder kann sie kriegen“, sagt Lang. Klingt gut. Blöd nur, dass ich selbst ausschließlich Null negativ empfangen kann.

    Nach einem zweiten Becher O-Saft reihe ich mich zur ärztlichen Untersuchung im nächsten Raum ein. Hier stehen knapp zehn Liegen zur Blutspende bereit. Doch bevor ich jetzt nervös werde, bin ich dran. Die Ärztin misst meinen Blutdruck, meinen Puls und meine Temperatur. Alles ok. Dann geht sie mit mir den medizinischen Fragebogen durch. „Gut, Sie wiegen knapp über 50 Kilogramm“, sagt die Ärztin. Das ist das Mindestgewicht.

    Die Nervosität vor dem Selbsttest steigt

    Jetzt wird es ernst: Der Arm wird abgebunden und die Nadel gelegt.
    Jetzt wird es ernst: Der Arm wird abgebunden und die Nadel gelegt. Foto: Bernhard Weizenegger

    Ich bekomme grünes Licht zum Blutspenden. An einem Tisch hole ich eine Metallkachel voller Röhrchen und Beutel ab und nehme auf einer freien Liege Platz. Und jetzt merke ich es: Die Nervosität steigt. Hoffentlich tut der Stich nicht weh. Hinter und vor mir brauchen zwei Frauen ärztliche Hilfe. Ihnen ist schwindlig, eine ist sogar im Stehen zusammengeklappt. Hoffentlich passiert mir das nicht.

    Dann geht es recht schnell: Entspannt daliegen, rechten Oberarm abbinden, mit der Hand eine Faust machen und warten, bis die Vene in der Ellenbeuge gut sichtbar ist. Und bevor ich noch nervöser werde, ist schon alles vorbei. Die Nadel ist gelegt, mein Blut fließt in die Beutel und Röhrchen. Ab und zu öffne und schließe ich meine Faust, damit sich die Fließgeschwindigkeit des Bluts, die ich auf einem Monitor sehe, verbessert.

    Blutspenden retten Leben

    Die Fließgeschwindigkeit des Bluts ist auf einem Monitor zu sehen.
    Die Fließgeschwindigkeit des Bluts ist auf einem Monitor zu sehen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Nach nicht einmal zehn Minuten ist alles überstanden. Mir geht es gut. Ich bekomme einen Druckverband, den ich mindestens vier Stunden tragen muss. Nach weiteren zehn Minuten auf der Liege, darf ich mich aufsetzen. Auch dabei habe ich keinerlei Beschwerden. Den anderen Spendern auf den Liegen scheint es auch gut zu gehen. Jetzt muss ich nur noch den vertraulichen Selbstausschluss machen, bei dem ich meine Spende anonym von der Verwendung ausschließen kann, wenn ich etwa eine Infektion haben sollte.

    Geschafft. Ein wenig stolz bin ich schon auf mich. Zur Belohnung hole ich mir im Keller eine Portion Wurstsalat sowie ein Shampoo als kleines Präsent und Dankeschön. Blut spenden ist nicht schlimm. Im Gegenteil: Irgendwo in Bayern kann mein Blut jetzt Leben retten. Das motiviert mich, bald wieder zur Ader gelassen zu werden.

    Termine zum Blutspenden finden Sie hier.

    Wissenswertes rund um die Blutspende

    Wer darf spenden

    Gesunde Erwachsene zwischen 18 und 72 Jahren

    Frauen dürfen vier Mal, Männer sechs Mal pro Jahr spenden

    Ausschlusskriterien, zum Beispiel

    Länderlisten: Wer etwa vor Kurzem in Malariagebieten war, darf die nächsten sechs Monate nicht spenden

    Einige Medikamente

    Hepatitis

    Am Tag der Spende

    Zuvor knapp zwei Liter trinken, ausreichend essen

    Erstspender müssen sich ausweisen

    Danach 30 Minuten Pause und größere körperliche Aktivitäten meiden

    Was passiert nach der Spende

    Das Blut kommt anonymisiert in Bayern in das Produktions- und Logistikzentrum des BRK-Blutspendediensts nach Wiesentheid im Landkreis Kitzingen

    Dort wird es untersucht und getrennt: in Blutplättchen, feste und flüssige Bestandteile

    Danach erfolgt die Verteilung auf Blutbanken in Bayern und von dort aus in die Kliniken

    Zahlen

    3,3 Prozent der Deutschen, 5 Prozent der Bayern spenden Blut

    Pro Tag werden in Deutschland 15 000, in Bayern 2000 Blutkonserven à 500 Milliliter benötigt

    42 Tage hält eine Blutkonserve

    500 Milliliter Blut werden pro Spende abgezapft

    Blutgruppen

    Häufigste: 60 Prozent der Bevölkerung haben A plus und Null plus

    Universalspender: Null negativ

    Quelle: Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes

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