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Gundremmingen: AKW-Gegner: Defekte an Brennelementen verheimlicht

Gundremmingen

AKW-Gegner: Defekte an Brennelementen verheimlicht

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    Kernkraftwerk Gundremmingen
    Kernkraftwerk Gundremmingen Foto: Foto: Weizenegger

    Der Hinweis auf defekte Brennelemente im Block B des Gundremminger Kernkraftwerks hat jetzt den Vorsitzenden des Vereins „Forum – gemeinsam gegen das Zwischenlager“, Raimund Kamm, in Aufregung versetzt. Seit einigen Jahren falle das Gundremminger Atomkraftwerk immer wieder durch erhöhte Strahlung wegen undichter Spaltelemente auf. Kamm vermutet einen Serienfehler. Seit 2010 habe es mindestens 13 Brennelement-Defekte in Gundremmingen gegeben. Der RWE-Konzern als Haupteigentümer des Kernkraftwerks verweigere Hintergrundinformationen und spiele die Probleme herunter, behauptet der Forum-Sprecher. Und Kamm geht noch weiter: „Offenbar gab es 2012 im Block C sogar weitere bisher verheimlichte Spaltelementschäden. Der Augsburger beruft sich dabei auf Hinweise von AKW-Mitarbeitern, dass 2012 im Block C weitere undichte Brennelemente aufgefallen seien. Die Leitung des Kernkraftwerks habe dies verheimlicht.

    Kraftwerkssprecher Tobias Schmidt weist dies entschieden zurück. „2012 hat es in Block C keine Brennelementdefekte gegeben.“ Das Gundremminger Kernkraftwerk sei auch für den Betrieb mit defekten Brennelementen ausgelegt. Die Grenzwerte werden dabei, wie beim Kraftwerksgespräch betont wurde, nicht nur eingehalten, sondern deutlich unterschritten. Dies gelte auch während eines Brennelementwechsels. Kamm wiederum, „dass die Genehmigungswerte nicht so bemessen sind, dass sie die AKW-Nachbarn vor strahlungsinduziertem Krebs sicher schützen würden“.

    Diese Atomkraftwerke werden in Deutschland betrieben

    Wo stehen welche Atomkraftwerke in Deutschland, wer betreibt sie und wann werden oder wurden sie abgeschaltet? Eine Übersicht:

    Das Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein wird von E.ON betrieben. Baubeginn war im Januar 1976, im kommerziellen Betrieb ist das AKW seit Dezember 1986. Brockdorf ist ein Druckwasserreaktor und soll 2021 abgeschaltet werden.

    Das Kernkraftwerk Isar liegt nahe Landshut und wird von E.ON betrieben. Isar/Ohu 1 ist ein Siedewasserreaktor. Bauzeit war von 1972 bis 1979. Isar/Ohu 2 ist ein Druckwasserreaktor und ging nach sechsjähriger Bauzeit im April 1988 ans Netz. Isar 2 soll im Jahr 2022 abgeschaltet werden. Der Atommeiler Isar 1 wurde bereits im August 2011 vom Netz genommen.

    Das Atomkraftwerk Philippsburg steht im Landkreis Karlsruhe (Baden-Württemberg). Betreiberin ist die EnBW. Philippsburg 2, ein Druckwasserreaktor, ging nach achtjähriger Bauzeit 1985 in den kommerziellen Betrieb, der Siedewasserreaktor Philippsburg 1 im Jahr 1980. 2011 wurde Philippsburg 1 vom Netz genommen.

    Das Kernkraftwerk Grohnde (KWG) ist ein Druckwasserreaktor und steht im Landkreis Hameln-Pyrmont in Niedersachsen. Betreiben wird es von der Firma E.ON. Baubeginn für Grohnde war im Jahr 1986, Betriebsstart 1985, Ende soll 2021 sein.

    Das Kernkraftwerk Emsland in Niedersachsen wird von RWE betrieben. Es wurde in den Jahren 1982 bis 1988 gebaut. In Betrieb bleiben soll der Druckwasserrreaktor bis zum Jahr 2022.

    Das Atomkraftwerk Neckarwestheim in Baden-Württemberg wird von enBW betrieben. Es hat zwei Druckwasserreaktoren, von denen derzeit noch einer in Betrieb ist. Neckarwestheim II soll als eines der letzten deutschen AKW 2022 vom Netz gehen.

    Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld liegt südlich von Schweinfurt am Main. Baubeginn für Grafenrheinfeld war 1974, die Inbetriebnahme war 1981. Das Atomkraftwerk wird von der E.ON Kernkraft GmbH betrieben und wurde 2015 abgeschaltet.

    Gundremmingen B und Gundremmingen C im Landkreis Günzburg sind zusammen das leistungsfähigste Atomkraftwerk Deutschlands. Betrieben werden die Siedewasserreaktoren von der RWE. Baubeginn war im Jahr 1976, Gundremmingen B ging 1984 ans Netz, Gundremmingen C ein Jahr später. Block B soll spätestens 2017 vom Netz gehen, Block C spätestens im Jahr 2021.

     Schmidt weist dagegen auf die Webseite des Kernkraftwerks hin. Dort kommt Jürgen Kopp zu Wort. Er ist Leiter medizinische Physik und Strahlenschutz am Klinikum Augsburg und Mitglied des Ausschusses Notfallschutz der Strahlenschutzkommission (SSK). Kopp sagt: „Die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der ionisierenden Strahlung arbeitet, ist davon überzeugt, dass die heutigen Grenzwerte eine Gesundheitsgefahr durch den Betrieb von Kernkraftwerken ausschließen. Das gilt auch für Schwangere oder Kinder.“

    Beim Jahrespressegespräch hatte der technische Geschäftsführer der Kernkraftwerk Gundremmingen GmbH (KGG), Michael Trobitz, darüber informiert, dass die Untersuchungen an den defekten Brennelemente aus den Jahren 2010 und 2011 vorangekommen seien. Bei sogenannten Sipping-Tests wurden die defekten Brennelemente identifiziert und später im Lagerbecken optisch inspiziert. Aussagen zur Schadensursache könne er noch nicht treffen, sagte Trobitz: „Hierzu sind weitere Untersuchungen der einzelnen Brennstäbe beim Hersteller notwendig, die wir in diesem Jahr vorbereiten.“

    Bei der Revision in Block B, die am 6. April beginnt, soll ebenfalls ein Sipping-Test durchgeführt werden, durch den defekte Brennelemente erkannt werden können.

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