Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Günzburg: Wohnraum: Neue Pläne für das Alfonsianum

Günzburg

Wohnraum: Neue Pläne für das Alfonsianum

    • |
    Die ehemalige private Wirtschaftsschule an der Ulmer Straße in Günzburg soll in ein Wohnhaus mit 15 Wohnungen umgebaut werden.
    Die ehemalige private Wirtschaftsschule an der Ulmer Straße in Günzburg soll in ein Wohnhaus mit 15 Wohnungen umgebaut werden. Foto: Bernhard Weizenegger

    Das Alfonsianum ist eines der markantesten Gebäude Günzburgs. Eines, das in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte unterschiedlichst genutzt wurde – und das vor wenigen Jahren für Aufruhr sorgte. Nun soll ein neues, erfreuliches Kapitel aufgeschlagen werden. In dem Gebäude zwischen der Ulmer Straße und der Butzengünz soll Wohnraum geschaffen werden – und zwar nicht gerade wenig.

    Dem Stadtbauamt Günzburg liegt ein Antrag vor, das Alfonsianum umzubauen und damit Wohnraum zu schaffen. Insgesamt sollen 15 Wohneinheiten entstehen, 14 davon barrierefrei. Aus diesem Grund möchte der Bauherr einen Fahrstuhl einbauen. Auf der West- und Südseite sollen Balkone angebaut werden.

    Günzburger Stadträte loben Idee der barrierefreien Wohnungen

    Oberbürgermeister Gerhard Jauernig sprach sich in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses für den geplanten Umbau aus: „Die Geschichte Günzburgs ist mit dieser markanten Stelle verbunden. Ich sehe den Umbau positiv.“ Dass nun Wohnraum in dem fast komplett leer stehenden Gebäude entstehen soll, kam nicht nur bei Jauernig gut an. SPD-Stadtrat Siegfried Ranz hob das dominante Gebäude mit seinem Mansardwaldmach wegen seiner „sehr schönen Fassade“ hervor. Ihm gefalle vor allem die Idee der barrierefreien Wohnungen. Er erkannte aber zugleich ein Problem: den äußerst belebten Pfarrhofplatz und dem damit verbunden Lärm sowie der nicht allzu guten Luftverhältnisse. Es müssten entsprechende Maßnahmen getroffen werden, um die zukünftigen Bewohner davor zu schützen.

    Die bewegte Geschichte des Alfonsianums

    Ende des 19. Jahrhunderts wurde das St.-Martins-Stift, ein katholisches Gesellenheim, errichtet. Der 1732 in Italien gegründete Orden der Redemptoristen, dessen Ziele die Seelsorge sowie die Volks- und Heidenmission waren, verlegte 1911 seine private Studienanstalt von Gars am Inn nach Günzburg. 

    Aus diesem Grund erwarb der Orden das Martinsstift und ließ es 1911 umbauen und um ein Geschoss erhöhen. Der Name Alfonsianum war geboren – er leitete sich aus dem Namen des Mitbegründer des Ordens, Alfons Maria von Luguori (1696 bis 1787), ab.

    Während des Zweiten Weltkriegs war das Alfonsianum zeitweilig geschlossen, 1941 wurde es als Umsiedlerlager beschlagnahmt. 1946 konnten die Redemptoristen die Arbeit wieer aufnehmen. Das Seminar begann 1911 mit 24 Schülern, bis 1950 legten dort Alfonsianer die Reifeprüfung ab.

    1956 zogen die Redemptoristen wieder weg, um ihre Missionsaufgaben erfüllen zu können. Die Augustiner übernahmen das Gebäude und richteten ihr Augustiner-Juvenat ein. Ab 1978 diente das Gebäude als Wohnheim für Menschen mit Behinderung und wurde vom Caritasverband der Diözese Augsburg geführt.

    Als das Gebäude nach dem Jahrtausendwechsel leerstand – die Caritas errichtete am Auweg ein neues Heim St. Simpert – wollte der Günzburger „Verband der Islamischen Kulturzentren“ (VIKZ) das Alfonsianum 2004 kaufen. Im Gespräch war damals ein Kaufpreis von 600.000 Euro. Auf dem Gelände sollte ein Bildungszentrum mit Koranschule für Jugendliche entstehen. Bei Anliegern, kirchlichen Mandatsträgern und auch Kommunalpolitikern in Günzburg löste der bevorstehende Kauf keine Begeisterung aus. „Gemeinsam konnten wir den Verkauf damals gerade noch verhindern“, sagte UWB-Stadtrat Ferdinand Munk nun im Gespräch mit unserer Zeitung zu den damaligen Überlegungen.

    Der Caritasverband für die Diözese Augsburg richtete 2005 eine Begegnungsstätte für Menschen mit psychischen Störungen ein. Im September 2006 öffnete die private Wirtschaftsschule Kombrecht-Engel dort für 40 Schüler ihre Pforten. Der Schulbetrieb der zweistufigen Wirtschaftsschule in Günzburg musste zum Ende des Schuljahres 2017/18 eingestellt werden.

    Das Alfonsianum ist die Stelle, die als der Geburtsort der antiken Römersiedlung Gontia (in der Spätantike Guntia) – der Ursprung Günzburgs – gelten kann.

    Zweiter Bürgermeister Anton Gollmitzer (FWG) sah gleich mehrere positive Aspekte des Vorhabens: Durch den Umbau entstehe nicht nur neuer Wohnraum, sondern es muss auch keine zusätzliche Fläche versiegelt werden. Stadtbaumeister Georg Dietze erklärte, dass das Alfonsianum nicht unter Denkmalschutz stehe und er davon ausgehe, dass die imposante Fassade sich nicht verändern werde.

    Günter Treutlein hat Bedenken wegen der Stellplätze am Alfonsianum

    Einige Bedenken wegen der geplanten Stellplätze hat CSU-Stadtrat Günter Treutlein. Er will die Komplettversiegelung des Hofs vermeiden und hat die Sorge, dass die angedachten 19 Stellplätze für die 15 Wohnungen nicht ausreichen. „Sollte es in der heutigen Zeit nicht 1,5 bis doppelt so viele Stellplätze wie Wohnungen geben?“, wollte Treutlein wissen. Oberbürgermeister Jauernig kündigte an, dass dies Gegenstand der Baugenehmigung sein wird.

    Der Ausschuss genehmigte den Vorbescheid für die Nutzungsänderung und die Umnutzung des Alfonsianums einstimmig. „Wir können froh sein, dass dort Wohnungen entstehen. Vor allem wenn man bedenkt, was wir vor 16 Jahren gerade noch verhindern konnten“, sagte UWB-Stadtrat Ferdinand Munk. Damals wollte der Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) das Alfonsianum kaufen und auf dem Gelände ein Bildungszentrum mit Koranschule errichten.

    Entlang der Butzengünz soll ein Grünstreifen erhalten bleiben

    Der Bau- und Umweltausschuss sprach sich zwar für den Umbau des Alfonsianums, aber gegen den geplanten Neubau eines Einfamilienhauses im südöstlichen Bereichs des Geländes aus. Denn dort fließt die Butzengünz, deren Uferbereich durch einen zehn Meter breiten begrünten Streifen weiter geschützt und zugleich als wohnortnaher Erholungsort dienen soll. „Wir dürfen den Fehler, der auf der Südseite der Butzengünz gemacht wurde, nicht wiederholen, sondern den Grünstreifen erhalten“, sagte Treutlein. Auch für Angelika Fischer (GBL) kam ein Einfamilienhaus an dieser Stelle nicht infrage: „Da ist außerdem überhaupt kein Platz.“ Ferdinand Munk sagte, dass man aufpassen müsse, nicht zu dicht zu bebauen. Der Ausschuss war sich einig, den Antrag auf Vorbescheid für das geplante Einfamilienhaus abzulehnen.

    Das könnte Sie auch interessieren: Neue Kräfteverhältnisse im Günzburger Rathaus

    Nachruf: Trauer um Pater Jordan Fenzl

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden