Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Günzburg: Wegen Corona: Notbetrieb in der Wärmestube

Günzburg

Wegen Corona: Notbetrieb in der Wärmestube

    • |
    Die Wärmestube in Günzburg. Dort finden obdachlose Menschen und Bürger, die an der Armutsgrenze leben, niederschwellige Unterstützung.
    Die Wärmestube in Günzburg. Dort finden obdachlose Menschen und Bürger, die an der Armutsgrenze leben, niederschwellige Unterstützung. Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Nicht mehr täglich gibt es warmes Mittagessen, ältere Ehrenamtliche pausieren: Auch die Wärmestube von SKM in Günzburg, dem Katholischen Verband für soziale Dienste, musste den Betrieb auf ein Minimum herunterfahren. Hier kümmert man sich um Menschen, die sonst nicht wissen, wo sie hinsollen. Ebenso gibt es ein paar Übernachtungsplätze für Obdachlose. Doch die Corona-Krise stellt auch hier alles auf den Kopf.

    Leiterin Petra Nzirorera sagt, dass jetzt Lebensmitteltüten für Menschen in Not ausgegeben werden, durch die Absage vieler Veranstaltungen sei noch einiges gespendet worden. Wie sich das weiter entwickelt, müsse man abwarten. Die drei Leute, die gerade hier wohnen, dürfen bleiben. Um die einzuhaltenden Abstände zu wahren, wird es keine Doppelbelegung der Zimmer geben. Nur ein Notbett für ganz prekäre Fälle bleibt reserviert. Die zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in Teilzeit müssen jetzt mehr arbeiten, „aber da sind wir flexibel“. Wenn die Zeiten wieder etwas ruhiger werden, sollen die Überstunden abgebaut werden.

    Ein Mann bekommt jetzt erstmal doch keinen Therapieplatz

    Mit Sorge beobachtet Nzirorera aber, „dass Menschen, die Hilfe wirklich nötig haben, in der jetzigen Situation hinten runterfallen“. So etwa ein Mann, der einen Therapieplatz gehabt hätte, aber in der entsprechenden Einrichtung jetzt doch erst einmal nicht aufgenommen werde. „Er steht nun auf der Straße.“ Er sei gesundheitlich angeschlagen, vielleicht habe er nur die Grippe, aber falls nicht ... Er wandere jetzt umher und könne andere anstecken. Auch bei weiteren Klienten sei in der Schwebe, inwiefern sie nötige Hilfen jetzt nicht in Anspruch nehmen können. Seit Ende vergangener Woche breche vieles weg.

    Nzirorera hat selbst Familie und überlegt, die Kindernotbetreuung in Anspruch zu nehmen. Schließlich muss sie jetzt für Menschen da sein, die nicht wissen, was sie machen sollen. Alleine an einem Morgen seien drei Notanrufe gekommen. Sie appelliert an Hilfseinrichtungen, die Leute nicht einfach wegzuschicken. Wer Sorge vor Krankheiten habe, solle sie eben unter Quarantäne stellen oder testen lassen, aber sie einfach allein zu lassen – „das ist mir zu billig“. Man dürfe die Krise nicht auf dem Rücken der Bedürftigen austragen. Professionelle Helfer sollten auch professionell reagieren, wenngleich ihr natürlich bewusst sei, dass alle am Limit seien.

    Die Wärmestube bittet um Desinfektionsmittel-Spenden

    Mit der Stadt Günzburg bestehe aber ein guter Austausch, das Bewusstsein für das Thema Wohnungslosigkeit sei gestiegen. „Wir haben einen guten Draht zueinander“, man merke die Solidarität. Das sei auch wichtig, denn den betroffenen Menschen brechen gerade die Sozialkontakte weg, weshalb sie noch mehr Hilfe bräuchten.

    Zwar habe sich die Wärmestube mit Desinfektionsmitteln eingedeckt, aber wer welche abgeben könne, würde der Einrichtung damit sehr helfen, sagt die Leiterin. Auch wenn jüngere Leute beziehungsweise diejenigen, die nicht zu Risikogruppen zählen, sich hier ehrenamtlich engagieren könnten, wäre das eine große Unterstützung, um den Ausfall der älteren Helfer zu kompensieren.

    Kontakt Die Wärmestube am Pfarrhofplatz 8 in Günzburg ist unter Telefon 08221/204377 oder per Mail an info@skm-guenzburg.de erreichbar.

    Lesen Sie auch:

    Corona: Eine „eindringliche Warnung“ aus Italien

    Blutspenden auch in Zeiten der Corona-Krise?

    Corona-Krise: Auch der Flexibus legt eine Zwangspause ein

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden