Wenn Oberbürgermeister Gerhard Jauernig über seine Heimat spricht, gerät er schnell ins Schwärmen – und dann fällt oft das Wort von „unserer schönen Stadt“. Das gilt allerdings nicht für alle Bereiche von Günzburg. Beim Blick in die Bahnhofstraße verfinstert sich seine Miene und er kann recht ungehalten werden. Dann spricht er schon mal von „Wahnsinn“. Sein Zorn – und nicht nur seiner – gilt dem völlig heruntergekommenen leer stehenden Gebäudekomplex zwischen Maria-Theresia-Straße und Dillinger Straße. Der bröselt schon seit so vielen Jahren vor sich hin und allen Besuchern, die etwa mit dem Zug anreisen und dann zu Fuß in die Altstadt gehen, vermittelt alles andere als den Eindruck einer „schönen Stadt“. Und was Jauernig zudem nervt: In der Öffentlichkeit fällt das immer wieder auf die Verwaltung zurück, die angeblich nichts gegen den Schandfleck unternimmt. Er würde ja gerne – und das sagt auch Stadtbaumeister Georg Dietze: Doch eine rechtliche Handhabe gebe es nicht und die Besitzerin des Häuserkomplexes, eine Günzburger Rechtsanwältin, stellt sich bei Anfragen taub. „Sie ruft einfach nicht zurück“, ärgert sich Jauernig. Erst in jüngster Zeit habe der Stadtbaumeister wieder einen Vorstoß unternommen. Vergeblich, keine Reaktion. Auch unsere Zeitung hat versucht, eine Stellungnahme zur Zukunft der Gammel-Gebäude zu erhalten. Die schriftliche Anfrage blieb unbeantwortet. Jauernig: „Die Frau lässt sich verleugnen, die geht nicht mal ans Telefon.“ Und dann bekomme er aus der Bevölkerung zu hören, die Stadt tue nichts.
Günzburg