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Günzburg: Tagesmutter aus Günzburg kritisiert fehlende Wertschätzung - und geht nach Ulm

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Tagesmutter aus Günzburg kritisiert fehlende Wertschätzung - und geht nach Ulm

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    Die Suche nach Betreuungsplätzen für kleine Kinder ist nicht nur in Günzburg ist keine leichte. Sind Tagesmütter ein Teil der Lösung?
    Die Suche nach Betreuungsplätzen für kleine Kinder ist nicht nur in Günzburg ist keine leichte. Sind Tagesmütter ein Teil der Lösung? Foto: Bernhard Weizenegger

    Kinderkrippe, Kindergarten, Hort – in Deutschland gibt es eine Vielzahl an unterschiedlichen Betreuungsformen für Kinder. Und dann gibt es auch noch die sogenannten Tagespflegepersonen, häufig Tagesmütter genannt. All diese

    In Günzburg beispielsweise wird derzeit die Kita West am Kötzer Weg für etwa 4,3 Millionen Euro errichtet. Doch die vor drei Jahren als bedarfsnotwendig anerkannten 15 Krippen- und 50 Kindergartenplätze reichen bei Weitem nicht aus. Aufgrund von Umplanungen können in der voraussichtlich im Januar eröffnenden städtischen Einrichtung nun 18 weitere Kindergartenkinder – also dann 68 Kinder – betreut werden. Aber das ist immer noch viel zu wenig. Der Stadtrat hat deswegen jüngst über eine neue Kindertagesstätte mit circa 15 Krippen- und 75 Kindergartenplätze gesprochen. Vermutlich wird die Stadt für mehrere hunderttausend Euro ein Container-Provisorium mieten. Und genau das kritisiert Susanne Dorner.

    Birgit Rembold: "Wir sind bei den Tagesmüttern in Günzburg schlecht aufgestellt."

    Sie ist seit zwölf Jahren Tagesmutter in Günzburg und klagt: „Wenn man die Summen für einen Container sieht, kann ich nur den Kopf schütteln. Eine Tagesmutter braucht keinen Container und hat keine großen Anschaffungskosten. Wir könnten eine vergleichsweise günstige Lösung sein, doch die Stadt vergisst uns immer!“ In der jüngsten Diskussion im Stadtrat kritisierte Birgit Rembold (GBL/Grüne): „Wir sind bei den Tagesmüttern in Günzburg schlecht aufgestellt.“ Das heißt konkret: Etwa eine Handvoll Tagesmütter gibt es in der Großen Kreisstadt, eine davon ist Susanne Dorner. Oder besser gesagt war sie das. Die zweifache Mutter ist seit 2009 qualifizierte Kindertagespflegeperson, doch seit Januar dieses Jahres arbeitet sie in einer Großtagespflege in Ulm – unter anderem wegen der deutlichen Unterschiede in der Bezahlung.

    Zu Beginn habe sie in Günzburg 2,70 Euro bekommen, inzwischen sind es je nach Alter des Kindes 4,50 oder 5,50 Euro pro Stunde. In Ulm bekommt sie teilweise mehr als das Doppelte. „Die finanzielle Situation in Günzburg ist für uns Kindertagespflegepersonen miserabel“, macht sie deutlich. „Kindertagespflege ist kein bezahltes Hobby. Es ist unser Beruf, den wir verantwortungsvoll und gewissenhaft ausführen.“ Da man als Tagesmutter selbstständig tätig ist, muss man davon beispielsweise auch die Kranken- und Rentenversicherung zahlen. Sie habe aus Idealismus, aus Spaß an der Arbeit mit Kindern begonnen. Das hat sie auch heute noch, doch ihr fehle in Günzburg die Wertschätzung – nicht von den Eltern, sondern vielmehr von der Stadt – sowie die Unterstützung. Dorner betreute maximal drei Kinder in ihrer Doppelhaushälfte, mehr durfte sie wegen des fehlenden Platzes nicht. Die Warteliste für einen Betreuungsplatz war lang, deshalb wollte sie sich mit einer anderen Tagesmutter zusammenschließen und in Günzburg Räumlichkeiten anmieten.

    Die Stadt Günzburg leistet keine zusätzliche finanzielle Unterstützung für Tagesmütter

    Sie habe bei der Stadt nachgefragt, ob diese sie dabei unter anderem finanziell unterstützen – Fehlanzeige. Die Stadt Günzburg leistet für die Günzburger Kinder, die bei einer Tagesmutter betreut werden, den gesetzlich vorgegeben Zuschuss nach dem Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz – so das Statement der Stadt auf Nachfrage unserer Redaktion.

    In vielen umliegenden Landkreisen liegt der Stundensatz höher, zudem werden die Tagespflegepersonen von einzelnen Gemeinden finanziell zusätzlich bei den notwendigen Anschaffungs- und Unterhaltskosten unterstützt. „Von der Stadt Günzburg leider nicht, deshalb sind auch nur sehr wenige Personen bereit, diese sehr wichtige Arbeit zu übernehmen“, kritisiert Dorner. Das sei frustrierend für Tagesmütter – und für viele Eltern.

    Eltern sind auf Betreuungsplätze für ihre Kinder angewiesen

    Denn die suchen händeringend nach (individuellen) Betreuungsmöglichkeiten. Die Kinder werden teilweise schon zur Geburt für einen Betreuungsplatz angemeldet, in der Hoffnung, diesen auch ein, zwei oder noch mehrere Jahre später auch wirklich zu bekommen. Und wenn es nicht klappt, fließen häufig Tränen. Die komplette Planung der Eltern für das Berufs- und Privatleben wird ohne einen solchen Platz über den Haufen geworfen. Denn nicht jeder kann auf die Hilfe von Oma und Opa zurückgreifen.

    Dorner, die in Günzburg derzeit noch die Notfallbetreuung macht, hofft, dass die Stadt Günzburg alternative Betreuungsmöglichkeiten wie Tagesmütter anerkennt – und auch fördert: „Liebe Stadt Günzburg, unterstützt uns endlich finanziell und wir können gemeinsam den Eltern und Kindern in Günzburg sehr schnell professionelle und individuelle Hilfe anbieten.“

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