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Günzburg: Stadtrat Günzburg stimmt für Mountainbike-Trail in Deffinger Wald

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Stadtrat Günzburg stimmt für Mountainbike-Trail in Deffinger Wald

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    Im Wald zwischen Legoland und den Stadtteilen Deffingen (rechts im Hintergrund) und Leinheim soll südlich der Autobahn ein Mountainbike-Trail entstehen. Doch viele Anwohner haben sich gegen das Projekt ausgesprochen – erfolglos.
    Im Wald zwischen Legoland und den Stadtteilen Deffingen (rechts im Hintergrund) und Leinheim soll südlich der Autobahn ein Mountainbike-Trail entstehen. Doch viele Anwohner haben sich gegen das Projekt ausgesprochen – erfolglos. Foto: Bernhard Weizenegger

    Lauter Applaus brandet auf, erfreute Gesichter blicken fröhlich zum Ort des Geschehens. Es gibt aber auch komplett gegensätzliche Reaktionen; Menschen, die genervt den Kopf schütteln, die Augen rollen und nicht wahrhaben wollen, was gerade passiert ist. Nein, diese Szenen spielten sich nicht in den Niederungen des Amateurfußballs bei zwei unterschiedlichen Fanlagern ab, sondern waren bei der jüngsten Sitzung des Günzburger Stadtrats am Montagabend im Forum am Hofgarten zu sehen. Etwa 60 Zuhörer verfolgten gebannt die Diskussion um einen Mountainbike-Trail im Stadtwald Deffingen – und die Meinungen unter den Zuhörern aber auch im Stadtrat konnten unterschiedlicher kaum sein.

    Attraktives und legales Angebot für Mountainbiker im Kreis Günzburg

    Teilweise emotionale Reden gegen beziehungsweise für ein Vorhaben zwischen der A8 und Legoland gab es zu hören. Im Mittelpunkt stand ein „naturbelassener Mountainbike-Trail“, den der Deutsche Alpenverein (DAV) auf eigene Kosten errichten möchte. Mit diesem Wunsch kam die Abteilung Mountainbike innerhalb der DAV-Sektion Günzburg mit seinen etwa 120 Mitgliedern bereits 2018 auf die Stadt Günzburg zu. Ziel ist es, ein attraktives, lokales und legales Angebot für diesen zunehmend beliebten Freizeitsport zu schaffen. Der Rundkurs soll insgesamt 4,2 Kilometer lang sein und etwa 120 Höhenmeter überwinden. Der Trail verlaufe auf vorhandenen Waldwegen, Rückegassen und ausreichend breiten Baumlücken, ist dem Antrag zu entnehmen.

    Oberbürgermeister Gerhard Jauernig führte aus, dass auf dem Trail keine künstlichen Bauwerke wie Rampen oder Schanzen errichtet werden dürfen. Die Kosten für die Errichtung des Mountainbike-Trails trägt der DAV. Bei vielen Deffinger und Leinheimer Bürgern, bei Landwirten, aber auch bei Jagdpächtern und Jagdgenossenschaften stößt das Vorhaben allerdings auf wenig Gegenliebe. Mehrere Unterschriftenlisten wurden im Vorfeld der Sitzung an die Stadt Günzburg und die Stadträte übergeben – etwa 350 Menschen sprachen sich hierbei gegen den Bau des Mountainbike-Trails aus. Die Gründe sind vielfältig.

    Gegenstimmen sprechen sich für Erhalt der Natur aus

    Es handle sich demnach um das letzte auf Deffinger und Leinheimer Flur vorhandene Waldstück unberührter Natur, auf dem sich Wild noch ungestört aufhalten kann. Stadtrat Hans Kaltenecker (UWB) sprach sich deutlich gegen den Trail aus: „Wir verschließen uns nicht diesem Trendsport, aber wir wollen dieses Fleckchen Natur an dieser Stelle erhalten. Die Tierwelt hat hier ihren Platz gefunden. Es gibt dort bis zu 25 Rehe, außerdem Hasen, Blindschleichen und viele andere Tiere.“

    Dritter Bürgermeister Anton Gollmitzer (FW) bezeichnete es als unklug, gegen den Willen der Bürger zu entscheiden, die ihre Meinung mit den Unterschriftenlisten deutlich machten. Eine Genehmigung des Trails würde für Ärger und Verdruss sorgen. „Wir opfern einen der sensibelsten Waldstücke für ein Hobby, das viele Auswärtige anlocken wird. Die Menschen können auch ohne einen Trail den Wald erleben“, sagte er in der Sitzung.

    Gegner des Trails befürchten Verkehrsbelastung und Wertminderung der Jagd

    Kritisch sahen einige Räte auch die Verkehrsbelastung. Sie befürchten, dass Feldwege zugeparkt und Landwirte in ihrer Arbeit behindert werden. Angrenzende Waldbesitzer haben Bedenken bezüglich Haftungsrisiken und sehen Konflikte mit Mountainbike-Fahrern, die außerhalb des Trails unterwegs sind. Bedenken gab es auch bezüglich einer Wertminderung der Jagd und somit einer Minderung der Jagdpacht.

    Es gab aber auch viele positive Punkte, die ein solcher Trail mit sich bringt. So führt ein solcher Trail laut Ruth Abmayer (FW) zu einer Kanalisierung der Mountainbiker auf eine legalisierte Strecke. Dadurch werden andere sensible Bereiche, auf denen sonst illegale Fahrten stattfinden, weniger beeinträchtigt. Ursula Seitz (SPD) hob das Naturerlebnis der Jugend durch ein solches Angebot hervor. Außerdem gebe es bei ähnlichen Trails keine Probleme – das habe der gesamte Stadtrat bei einer Begehung in Bad Waldsee in Erfahrung bringen können.

    Mountainbike-Trail kann Naherholungswert für Bürger erhöhen

    Jutta Reiter (GBL/Grüne) sah im DAV einen engagierten Partner, durch den die Kinder und Jugendlichen ihre Freizeit vermehrt im Wald und nicht mit digitalen Medien verbringen können. Aus ihrer Sicht verzeihe der Deffinger Stadtwald den geplanten Eingriff. „Wir sprechen hier von einem schmalen und unbefestigten Pfad und nicht von einer zweispurigen Straße“, sagte Reiter. Stadträtin Sybille Löhle (FW) sprach von einer „Doppelmoral bei so mancher Gruppierung“ und hob den Verlust des Naherholungswerts für die Anwohner hervor. GBL/Grünen-Fraktionsvorsitzende Angelika Fischer sprach sich für den Trail aus, da andere Bereiche wie die Hangwälder in Reisensburg oder das Birket streng geschützte Gebiete seien.

    Zwei-Drittel-Mehrheit für den Trail in Günzburger Wald

    Als es nach vielen weiteren Redebeiträgen zur Abstimmung kam, blickten alle Beteiligte mit großer Spannung auf die Entscheidung. Mit 20:10 Stimmen sprach sich eine Zwei-Drittel-Mehrheit des Günzburger Stadtrats für die Errichtung eines Mountainbike-Trails aus. Bei den Zuhörern gab es viele enttäuschte Gesichter, aber mindestens genau so viele Menschen im Saal freuten sich über das Ergebnis, ballten die Faust und verließen glücklich die Sitzung.

    Wenn der Trail einmal steht, ist der DAV für die regelmäßige Kontrolle zuständig. Gefahren werden darf auf der beschilderten Strecke mit Rücksicht auf die Jagd nur unter tags. Die Details für den Trail sind nun zwischen dem DAV und der Stadtverwaltung zu erarbeiten. Eines ist aber jetzt schon klar: Sollte es zu gravierenden Problemen kommen, kann der Trail wieder geschlossen werden.

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