„Was ist mit uns Senioren?“ Diese Frage stellten sich die Vertreter der Senioren der Großen Kreisstadt in ihrer jüngsten Beiratssitzung zu den Plänen der Deutschen Bahn AG, das Günzburger DB-Reisezentrum aufzulassen. Man begrüße zwar die von Oberbürgermeister Gerhard Jauernig (SPD) gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Max Deisenhofer (Grüne) geäußerte Kritik an den Plänen der Deutschen Bahn AG, vermisse aber einen deutlichen Hinweis auf die Bedeutung einer solchen Maßnahme für die älteren Bürger der Stadt.
„Gerade diese Personengruppe ist ganz besonders auf den Erhalt der Serviceeinrichtung der Bahn angewiesen“, so Beiratsmitglied Gerhard Skrebbas. Nach Ansicht des Seniorengremiums ist die Bedienung eines Fahrkartenautomaten zum Erwerb eines Tickets nach Ulm oder Augsburg sicher auch älteren Menschen zumutbar. Aber ganz anders sehe dies mit Fahrkarten für den Fernverkehr aus. Angesichts des umfangreichen Tarifwerkes mit diversen Rabattmöglichkeiten, Sonderangeboten und komplizierten Fernverkehrsverbindungen, sei eine persönliche Beratung der Senioren am Fahrkartenschalter unumgänglich.
Insbesondere deshalb, da es gerade ältere Menschen seien, die vermehrt auf den Schienenverkehr angewiesen seien. Zumal sich der Anteil der Älteren gerade in Zukunft deutlich vergrößern werde. Für diese Personengruppe sei auch der Hinweis auf den bestehenden Online-Verkauf keine praktikable Alternative, wie es hieß. Die Günzburger Seniorenvertretung fordert deshalb die bayerischen Bahnverantwortlichen auf, die Pläne zum Standort Günzburg aufzugeben und den Zustand zu belassen.
Eisenbahngesellschaft: Weitergehendes Angebot der DB nötig
In einer nicht repräsentativen Umfrage auf der Internetseite unserer Zeitung haben 260 Nutzer votiert, dass ihnen das Reisezentrum wichtig sei, weil sie gerne einen persönlichen Ansprechpartner hätten. 94 brauchten es nicht, sie kauften ihre Fahrkarten im Internet oder am Automaten. Und 17 hatten zu diesem Thema keine Meinung.
Für den Fernverkehr ist sie zwar nicht zuständig, sie kümmert sich um den Schienenpersonennahverkehr im Freistaat: die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG). Einen Verkauf von Fernverkehrstickets durch den zukünftigen Betreiber der Nahverkehrsstrecke zwischen Ulm, Augsburg und München, Go-Ahead, in dessen künftigem Kundencenter in Günzburg wäre aus Sicht der BEG aber wünschenswert. Die Deutsche Bahn könne den Konkurrenten damit beauftragen.
„Wir würden das sehr begrüßen, so haben wir das auch in unseren Vorgaben für den zukünftigen Betreiber formuliert. Da die Provisionen, die der Fernverkehr zahlt, die Kosten nicht abdecken, wäre hier ein weitergehendes Angebot seitens DB Fernverkehr notwendig“, erklärt Sprecherin Jessica Olbrich auf Anfrage unserer Zeitung. Doch wie Go-Ahead-Sprecher Winfried Karg erklärt, gebe es bislang keinen neuen Stand: Man habe bei der Deutschen Bahn angefragt, doch diese habe kein Interesse signalisiert, das Unternehmen mit dem Verkauf von Fernverkehrstickets zu beauftragen (wir berichteten).
Bahn-Sprecherin ist zuversichtlich, Lösung für Günzburg zu finden
Auf eine Antwort der DB auf ihre Schreiben an den Konzernbevollmächtigten für Bayern warten Günzburgs OB Gerhard Jauernig und der Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer bislang noch. Landrat Hans Reichhart sagt, er sei in Gesprächen mit der Deutschen Bahn.
Eine Bahn-Sprecherin ist jedenfalls zuversichtlich, dass man eine gute Lösung für die Kunden finden werde, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Man habe ja noch etwas Zeit bis zum Betreiberwechsel im Dezember 2022. Und die Briefe an den Konzernbevollmächtigten für Bayern würden natürlich noch beantwortet. (mit zg)
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