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Günzburg: Reisezentrum Günzburg: Jauernig und Deisenhofer schreiben Bahn und üben deutliche Kritik

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Reisezentrum Günzburg: Jauernig und Deisenhofer schreiben Bahn und üben deutliche Kritik

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    Das Reisezentrum der DB soll geschlossen werden.
    Das Reisezentrum der DB soll geschlossen werden. Foto: Bernhard Weizenegger

    In einem Brief an den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für Bayern, Klaus-Dieter Josel, macht Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig seinem Ärger über die geplante Schließung des DB-Reisezentrums am Günzburger Bahnhof Luft.

    Über Umwege habe er davon erfahren, die Bahn nehme hier eine falsche Weichenstellung vor. Denn für die Bürger in der Stadt und um Umland würden die Serviceleistungen der Bahn dadurch massiv eingeschränkt. Das vom privaten Unternehmen Go-Ahead geplante Kundencenter – es übernimmt Ende 2022 die Nahverkehrsstrecke Ulm–Augsburg–München – in Günzburg sei kein adäquater Ersatz. Dort sollen nur Nahverkehrsfahrkarten angeboten werden, doch diese würden ohnehin schon überwiegend an Automaten oder im Internet gekauft.

    Fernverkehrs-Bahnhof Günzburg ist wichtig für viele Pendler

    Gerade für Fahrten im Fernverkehr suchten Kunden einen Fahrkartenschalter auf: wenn sie ein Ziel ohne eigene Ortskenntnis erreichen wollten, wenn sie kompetente Beratung auch zu Sparangeboten suchten oder sich schlicht online nicht zurechtfänden. Auch wenn die Reise mehrere Stationen beinhalte und man ein Fahrrad mitnehmen wolle, seien das Gründe, sich persönlich beraten zu lassen.

    Dass Günzburg und Leipheim inzwischen ein gemeinsames Oberzentrum bilden, werde durch die Entscheidung der DB konterkariert. Der Bahnhof in der Kreisstadt diene vielen Pendlern mit seinen ICE- und IC-Verbindungen als Ausgangsbahnhof und er sei der einzige, an dem es im Landkreis überhaupt noch einen Schalter gibt. Im Bundesverkehrswegeplan sei der Fernverkehrshalt Günzburg mit seiner Bedeutung für die Region noch ausdrücklich bestätigt worden. „Für das Selbstverständnis der Deutschen Bahn in puncto Kundenservice sollte es unstrittig sein, dass zu einem Fernverkehrshalt auch ein Fahrscheinverkauf für Ferntickets gehört“, schreibt der OB.

    OB Jauernig fordert Bahn auf, Verantwortung für die Region nachzukommen

    Legoland zähle jedes Jahr knapp zwei Millionen Besucher. Zigtausende davon reisten umweltbewusst mit der Bahn an und gelangten dann per Bus zum Freizeitpark. Das seien in aller Regel Fernreisende, die eine persönliche Beratung benötigten. Insbesondere dann, wenn wegen unvorhersehbarer Ereignisse die Heimreise nicht wie geplant möglich sei. „Um Ihrer gesamtgesellschaftlichen Verpflichtung nachzukommen, ist es daher zumindest notwendig, dass Go-Ahead durch die DB mit dem Vertrieb von Fernverkehrsfahrscheinen am Standort Günzburg beauftragt wird, wenn der DB-Konzern dem schon mehr selbst gerecht werden kann – oder vielmehr nicht länger möchte.“

    Selbst wenn das vermutlich bedeute, dass Fachkenntnisse verloren gingen und die Beratung im Hinblick auf Fernverkehrsreisen mit der DB darunter litten. Jauernig schreibt zudem: „Als Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt mit Sitz der Kreisbehörde fordere ich die Deutsche Bahn auf, ihrer Verantwortung für unsere Region nachzukommen.“ Das Schreiben gehe in Kopie auch an die Landtags- und Bundestagsabgeordneten.

    Deisenhofer: Bahn verspielt hier eine wertvolle Chance

    Landtagsabgeordneter Max Deisenhofer (Grüne) hat sich ebenfalls in einem Brief an Klaus-Dieter Josel gewandt. Er habe aus der Presse – unsere Zeitung hatte die Pläne öffentlich gemacht – und aus der Debatte des Kreistags davon erfahren. Für ihn sei entscheidend, dass für die Bahnreisenden überhaupt eine persönliche Betreuung vor Ort gewährleistet ist. Welches Unternehmen das tut, sei in seinen Augen zweitrangig – nicht aber, wenn ein bedeutender Baustein im Service entfalle. In Günzburg stehe genau dieses Szenario bevor, da Go-Ahead für das künftige Kundencenter von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft keinen Auftrag für den Verkauf von Fernverkehrtickets erhalten hat.

    „Nicht jeder ist mit dem elektronischen Fahrkartenkauf vertraut. Die Bahn verspielt eine wertvolle Chance, an einem strategisch und touristisch bedeutsamen Standort das Verkehrsmittel Zug attraktiver zu machen“, schreibt Deisenhofer. Er bittet den Konzernbevollmächtigten „eindringlich, diesen Einschnitt im Kundenservice zu überdenken. Wenn für die Deutsche Bahn eine Schließung des Günzburger Reisezentrums aus wirtschaftlichen Gründen unumgänglich sein sollte, so setzen Sie sich bitte zumindest für einen weiteren persönlichen Vertrieb von Fernverkehrtickets ein.“ (zg)

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