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Günzburg: Kundin weist Personal in Müller-Drogerie auf Maskenpflicht hin: Hausverbot

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Kundin weist Personal in Müller-Drogerie auf Maskenpflicht hin: Hausverbot

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    In diese Filiale des Drogeriemarkts Müller in Günzburg an der Ulmer Straße darf eine Frau aus dem Landkreis Günzburg nicht mehr einkaufen gehen. Sie hat dort die exakte Einhaltung der Maskenpflicht gefordert.
    In diese Filiale des Drogeriemarkts Müller in Günzburg an der Ulmer Straße darf eine Frau aus dem Landkreis Günzburg nicht mehr einkaufen gehen. Sie hat dort die exakte Einhaltung der Maskenpflicht gefordert. Foto: Bernhard Weizenegger

    Martina Schneider kann die Entscheidung nicht verstehen. Niemals hätte sie mit einer solchen Reaktion der Müller-Filiale an der Ulmer Straße in Günzburg gerechnet. Dabei wollte sie lediglich auf einen Missstand aufmerksam machen, der lebensgefährliche Folgen haben kann. Es geht um Corona und die Maskenpflicht und darum, dass manche Verkäuferinnen im besagten Drogeriemarkt sich nach Meinung der 49-Jährigen nicht daran halten. Nun hat sie Hausverbot. Was hinter dem Fall steckt und wie Martina Schneider, die als eine der Ersten im Kreis Günzburg mit dem Virus infiziert war, noch immer an den Folgen von Corona leidet.

    Martina Schneider heißt in Wirklichkeit anders. Sie möchte ihren Namen allerdings nicht öffentlich in der Zeitung lesen. Sie fürchtet Anfeindungen gegen sich und ihre Familie vor allem in sozialen Netzwerken. Schneider wohnt mit ihrem Mann und ihrer erwachsenen Tochter in einem kleinen Ort im nördlichen Landkreis Günzburg, alle drei waren bereits mit dem Virus infiziert. Zuerst erwischte es die 49-Jährige, wo sie sich angesteckt hat, weiß sie bis heute nicht. Es war Ende März, als ihr Leiden begann.

    Sie hatte trockenen Husten, sie spricht von einem starken Brennen im Hals. „Das ging die Luftröhre runter wie Feuer.“ Ihre Nase war zudem so verstopft, dass kein Nasenspray mehr half. Schneider wurde kurzatmig, sie schmeckte und roch nichts mehr. Wenn sie die Treppen in den ersten Stock hinaufging, musste sie sich danach ausruhen. „Ich bin nach wenigen Stufen fast zusammengebrochen, das kann man sich nicht vorstellen.“

    Von der Corona-Infektion hat sich die Frau noch nicht erholt

    Fünf Tage war sie in Quarantäne, ehe das Testergebnis eintraf. Als sie die „positive“ Nachricht erreichte, habe sie einen Weinkrampf erlitten. „Damals wusste ja noch keiner genau, wie gefährlich oder ungefährlich das Virus ist“, erzählt die 49-Jährige. Kurze Zeit später wurden ihr Mann und ihre Tochter ebenfalls positiv getestet. Während ihre Tochter fast dieselben Symptome wie sie hatte, verlief die Krankheit bei ihrem Mann weniger schlimm. Zuhause haben sie sich mit den zuvor gekauften Essensvorräten versorgt, außerdem haben Nachbarn ihnen frische Lebensmittel während der Quarantänezeit vor die Tür gestellt.

    Von der Infektion hat sich Martina Schneider noch lange nicht erholt. Sie ist weiterhin kurzatmig, schmeckt und riecht immer noch nichts. Wegen ihrer Lungen ist sie weiter in medizinischer Behandlung. Da sie von den mitunter langwierigen Folgen des Virus weiß, kämpft sie dafür, dass sich jeder an die Sicherheitsvorkehrungen wie Abstand halten und dem Aufziehen einer Mund-Nasen-Bedeckung hält. Und genau deswegen hat sie nun ein Problem.

    Müller-Mitarbeiter hätten ihr Corona-Verschwörungstheorien präsentiert

    Schneider berichtet unserer Redaktion, dass sie Anfang November in die Günzburger Müller-Filiale an der Ulmer Straße ging und einkaufen wollte – so wie sie das als Stammkundin häufig mache. Sie habe eine Mitarbeiterin entdeckt, die im Gespräch mit einer schwangeren Frau war und dabei keine Maske trug. Schneider sprach die Mitarbeiterin deshalb an.

    Diese habe von einem ärztlichen Attest und einer Maskenbefreiung wegen Bluthochdrucks gesprochen. „Ich bin ausgebildete Krankenschwester und konnte diesen Grund nicht glauben“, sagt Schneider. Als sie ein paar Regale weiter zwei weitere Mitarbeiterinnen sah, die den Mund-Nasen-Schutz nur über den Mund, nicht aber über die Nase gezogen hatten, sei sie „leicht genervt“ gewesen. Auch diese beiden Mitarbeiterinnen sprach sie an und bat, die Maske korrekt anzulegen. Eine der Frauen habe erwidert, dass das Coronavirus beim Drogeriemarkt Müller draußen vor der Tür bleibe. Außerdem soll sie über Verschwörungstheorien gesprochen haben. „Ich habe mich dann weggedreht, meinen leeren Einkaufskorb an der Kasse auf den Boden gestellt und bin gegangen“, sagt Schneider.

    Nach dem letzten Besuch in der Filiale wurde ihr das Hausverbot ausgesprochen

    Sie informierte das Gesundheitsamt und auf dessen Anraten hin die Polizei, meldete ihre Beobachtung zudem online dem Drogeriemarkt. Das dortige Social-Media-Team habe sich geschockt von dem Verhalten gezeigt und wollte der Sache nachgehen. Doch tagelang ist nichts geschehen. Als Schneider Mitte November wieder in der Filiale war, sah sie erneut eine Mitarbeiterin ohne Maske – sie verließ das Geschäft und meldete dies erneut der Polizei und dem Unternehmen.

    Der bislang letzte Besuch bei der Filiale war am 4. Dezember. Schneider holte eine Bestellung ab, zahlte an der Kasse und wurde vor dem Gebäude von zwei Müller-Angestellten aufgehalten. „Sie sprachen mir ein Hausverbot aus“, erzählt sie. Auf eine schriftliche Begründung wartet sie noch immer, mündlich habe man ihr mitgeteilt, dass sie sich nicht richtig verhalten habe.

    Die Müller-Pressestelle hat nicht auf die Anfrage unserer Redaktion reagiert

    „Ich habe bei dem Besuch Anfang November angeblich in den Laden gespuckt. Aber das würde ich niemals machen. Außerdem trage ich einen Mund-Nasen-Schutz, das kann also gar nicht sein“, sagt Schneider. Zudem hätte sie nicht die Polizei und das Gesundheitsamt benachrichtigen sollen. Die Pressestelle von Müller hat sich auf Nachfrage unserer Redaktion bisher noch nicht zu dem Fall geäußert.

    Seit diesem Vorfall darf Schneider nicht mehr die Filiale an der Ulmer Straße besuchen, in den Bgm.-Landmann-Platz hingegen darf sie noch gehen. Dabei betont die 49-Jährige eines: „Wir haben hier im Landkreis so hohe Corona-Zahlen. Wir wollen alle, dass die Gastronomie und andere Einrichtungen schnell wieder aufmachen dürfen, aber dafür müssen wir uns an die Regeln halten.“

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