Wieder einmal wird es um die Bahn gehen, wenn am kommenden Montag im Attenhauser Bürgerhaus der Kreistag des Landkreises Günzburg zusammentritt. Direkt nach der Entscheidung über den millionenschweren Haushalt 2019 sollen die Mitglieder der Fraktionen über eine Resolution entscheiden, welche die SPD-Fraktion beantragt hat. Es geht dabei um die Forderung, der Ausbau der Bahnstrecke Augsburg-Ulm möge sich an der bestehenden Trasse orientieren – und der Bahnhof Günzburg Haltepunkt für den Fernverkehr bleiben.
„Äußerungen von politischen Mandatsträgern und Vertretern der IHK haben Irritationen hervorgerufen“, heißt es darin. Im Gespräch mit unserer Zeitung bekräftigen IHK-Regionalgeschäftsführer Oliver Stipar und Peter Stöferle, zuständig für Handel, Verkehr und Logistik: Für die Industrie- und Handelskammer stehe der Fernhalt Günzburg überhaupt nicht infrage – das habe im Übrigen auch die Regionalversammlung einstimmig so beschlossen.
Schnelle Züge müssen in dem "Flaschenhals" bremsen
Es wird schon länger debattiert um den Ausbau der Bahnstrecke, die Teil der „Magistrale für Europa“ zwischen Paris und Budapest ist. Weil der Streckenabschnitt quasi einen „Flaschenhals“ darstellt, auf dem die schnellen Züge ihre Geschwindigkeit drosseln müssen, soll sie ausgebaut werden – so steht es auch im Bundesverkehrswegeplan 2030, der vor drei Jahren vorgelegt wurde.
Für die rund 85 Kilometer lange Strecke wird von Kosten von mehr als 1,9 Milliarden Euro ausgegangen, vor Kurzem erklärte die Bahn in Augsburg den Projektstart. Doch um das Wie des Ausbaus wird nach wie vor gestritten. Denn bei einem autobahnbegleitenden Neubau, wie ihn Augsburger Politiker favorisieren, führte die Strecke nicht mehr direkt über den Günzburger Bahnhof. Die Befürchtung hier: Dadurch könnten keine Fernverkehrszüge mehr in der Stadt halten. (Lesen Sie dazu auch: Reichhart: Keine Trasse an der Autobahn)
Zuletzt hatte sich auch der Augsburger Landrat Martin Sailer nach dem Startschuss für die Planung zum Aus- oder Neubau der Bahnstrecke öffentlich über Aussagen von IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Saalfrank geärgert. Dieser hatte sich im Vorfeld für eine ergebnisoffene Herangehensweise ausgesprochen. Das tun übrigens auch Stipar und Stöferle gegenüber unserer Zeitung. „Wir sind ganz einfach für die wirtschaftlichste Lösung“, sagt Peter Stöferle. Doch die müsse eben erst noch im Rahmen von Trassenfindung und Raumordnungsverfahren erkundet werden. Dabei könnten auch noch Varianten der Trasse entstehen, an die man jetzt vielleicht noch gar nicht denke.
„Entscheidend ist die Vorgabe, welche die Deutsche Bahn jetzt beim Projektstart in Augsburg klar definiert hat: 30 Minuten Fahrzeit zwischen Augsburg und Ulm sollen erreicht werden.“ Für Oliver Stipar ist damit ganz klar: „Ein reiner Ausbau der bestehenden Strecke wird nicht reichen, damit kommen wir nicht auf die 30 Minuten.“
Bahnhof Günzburg muss ins Fernverkehrsnetz eingebunden bleiben
Ganz entscheidend sei für die IHK bei den Planungen allerdings, dass der Fernhalt in Günzburg bestehen bleibe – vielleicht sogar noch ausgebaut werde. Entsprechend habe sich die IHK-Regionalversammlung im Übrigen bereits im April 2016 positioniert. Wörtlich heißt es darin: „Die IHK Schwaben fordert und unterstützt eine signifikante Fahrzeitverkürzung zwischen Ulm und Augsburg durch eine wirtschaftlich sinnvolle Kombination aus Neu- und Ausbauabschnitten. Dabei muss sichergestellt sein, dass der bestehende Bahnhof Günzburg durch eine Bedienung über die Bestandsstrecke mindestens auf dem heutigen Niveau und mit Verbesserungsoptionen in das Fernverkehrsnetz eingebunden bleibt.“
Stipar: Region muss mit einer Stimme sprechen
Mit Sorge sieht der Regionalgeschäftsführer die unterschiedlichen Wortmeldungen aus der Region, wenn es um die Bahntrasse geht. „Momentan stellt jeder Maximalforderungen auf, egal ob in Augsburg oder Günzburg. Dabei muss die Region mit einer Stimme sprechen, damit man in München und vor allem in Berlin merkt, dass die Region in eine gemeinsame Richtung geht.“
Gebe es keine Einigung, könne es am Ende zu einer Lösung kommen, die für keinen der Anlieger wirklich ideal ist – oder aber ein Ausbau der wichtigen Verbindung rücke weiter in die Ferne. „Es wäre einfach schade, wenn die Positionen so verhärtet sind. Immerhin geht es hier um ein Jahrhundertprojekt für mehrere Generationen. Das dürfen wir nicht gefährden.“