In einer firmenübergreifenden Kooperation bauen der Kemptener Auto-Tuner Abt und Alko Fahrzeugtechnik an zwei Produktionslinien in einer Halle in Günzburg-Deffingen Elektro-Caddys und Elektro-Busse für VW. Doch das gemeinsame Vorhaben läuft nicht so gut wie geplant. Bis zu 10000 Einheiten sollen im Jahr produziert werden. Von dieser Zahl sind die Beteiligten noch ein gutes Stück entfernt.
Am Donnerstag war ein Workshop in Kötz, an dem auch Vertreter von VW und von der Biberacher Firma Handtmann teilgenommen haben. Handtmann ist für die Entwicklung der zu 98 Prozent recyclingfähigen Batterien verantwortlich. „Das ist kein Krisengespräch“, betont Erwin Gentner, der als einer der Geschäftsführer von Alko Fahrzeugtechnik unter anderem für für die Produktion und das Prozessmanagement verantwortlich ist. Bei dem Treffen gehe es vor allem um eine Vorausschau. Wie sieht es mit den „Hochlaufzahlen“ beo VW für dieses Projekt aus? Wie verlässlich sind die Zahlen? Das sind zwei Fragen, mit denen sich die Firmenmanager am Donnerstag beschäftigt haben.
Unter der Belegschaft hatte es Unruhe gegeben, weil weit weniger Personal als geplant derzeit in diesem Projekt beschäftigt ist. Dafür hatte es eigene Schulungen gegeben. Bei einer Kapazitätsauslastung würden nach Angaben der Alko-Geschäftsführer Gentner und Gero Neumeier (Finanzen) im Durchschnitt 80 Mitarbeiter mit dem E-Projekt beschäftigt sein, in der Spitze wären es sogar 100 bis 120. Die Ziele in der näheren Zukunft sind indes andere: Im zweiten Quartal dieses Jahres soll für die 37 Beschäftigten eine „stabile Auslastung gewährleistet sein“.
Das Glück in dieser Situation ist, dass Alko Fahrzeugtechnik mit Deffingen keinen „One alone“-Standort hat. Dies bedeutet, dass die Beschäftigten auch in Produktionsstätten in Kötz und Ettenbeuren eingesetzt worden sind. Dass dies, wenn es wiederholt geschieht, keine Beifallsstürme hervorruft, ist für Neumeier nachvollziehbar. Den Unmut könne er daher „ne Ecke weit verstehen“.
Es fehlen technische Komponenten
Derzeit lebe man, weil beispielsweise technische Komponenten fehlten, „von der Hand in den Mund“. Gentner verweist auf den Hof, der die Produktionshalle, umgibt. „Der steht voller Autos. Wir könnten sofort loslegen.“ Dass es hakt, räumen die Verantwortlichen von Alko ein. Wobei Gentner am Donnerstag auf Nachfrage unserer Zeitung relativierend hinzusetzt, dass er es als Ingenieur noch nie erlebt habe, dass es bei einem neuen Projekt von Anfang bis Ende reibungslos klappe – zumal unterschiedliche Beteiligte ihren Beitrag zu einem Gesamtergebnis leisteten.
Wer nun wie viel Schuld trägt an dem schleppenden Start, das wollten die Chefs von Alko Fahrzeugtechnik nicht sagen. „Ich werde einen Teufel tun und mich zu anderen Geschäftspartnern äußern“, bringt es Unternehmenschef Harald Hiller auf den Punkt. Die Zusammenarbeit mit Abt, VW und weiteren Beteiligten mache gerade 0,8 Prozent des Konzernumsatzes aus. Der ist für dieses Jahr mit insgesamt 750 Millionen Euro veranschlagt. Damit bringt Hiller zum Ausdruck, dass die Anlaufschwierigkeiten keine folgenreichen Auswirkungen auf die Firma haben.
Zukunftsträchtiges Geschäftsfeld
Gleichwohl ist dem CEO von Alko-Fahrzeugtechnik die Kooperation wichtig, weil man damit ein neues, zukunftsträchtiges Geschäftsfeld erschließen könne. Und es bringe niemandem etwas, „wenn dieses zarte Pflänzchen zertrampelt wird“. Weltweit arbeiten für Alko-Fahrzeugtechnik (ein Synonym dafür ist der Name Alois Kober GmbH) etwa 3000 Personen. Die Fahrzeugtechnik ist vor wenigen Jahren als Geschäftsstrang aus dem mittelständischen Familienunternehmen herausgelöst worden und verschmolz mit dem US-amerikanischen Achsenhersteller Dexter Angle zu Dexko Global.
Damals hatte der Umsatz Hiller zufolge noch 430 Millionen Euro betragen. Ohne dieses signifikante Wachstum und ohne das Kapital der Investoren „hätten wir viel härter durchgreifen müssen“, sagt Harald Hiller im Hinblick auf die Elektrifizierung der batteriebetriebenen Fahrzeuge („Abt e-Line“), die auf Basis des VW-Caddy und VW-Bus T6 entstehen. Damit räumt er wie die anderen Geschäftsführer durchaus eine gewisse Unzufriedenheit ein.
Zahnräder müssen besser ineinander greifen
E-Mobilitätsthemen seien zwar in aller Munde und in den Medien sehr präsent, sagt CEO Hiller außerdem. Vom Wollen zum konkreten Handeln sei es aber ein weiter Weg, der noch zurückgelegt werden müsse. Das hänge unter anderem von politischen Unwägbarkeiten ab. Aber natürlich auch daran, dass die Zahnräder dieses geschäftlichen Zusammenschlusses effektiv ineinander greifen müssten.
Zu den „Komponenten“, die noch aktuellen Erfordernissen angepasst werden müssen, zählt dem Vernehmen nach auch die Software für die Elektrofahrzeug. Um das E-Fahrzeug zu bauen, müssen die einzelnen Bestandteile in ausreichender Zahl vorhanden sein. Man habe bislang „von der Hand in den Mund“ gelebt, sagt Alko-Finanzchef Neumeier.
Sein Geschäftsführer-Partner Gentner ergänzt, dass er der festen Überzeugung ist: „Dieses Projekt hat Zukunft.“ Die Alko Fahrzeugtechnik könne sich als Unternehmen damit Kompetenzen in den Bereichen Elektrofahrzeuge, Hochvolttechnik und batterienutzung aneignen. Besser könne man in den Technologiewandel „nicht reinkommen“. Deshalb ist die Geschäftsleitung von dem E-Projekt noch stärker überzeugt als das vor eineinhalb Jahren der Fall war – dem stotternden Start zum Trotz.
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