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Günzburg: Die Poller bleiben in Günzburg (noch) unten

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Die Poller bleiben in Günzburg (noch) unten

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    Eigentlich würden ab 1. März die versenkbaren Poller die Zufahrt zum Günzburger Marktplatz verhindern, doch in Zeiten von Corona ist vieles anders.
    Eigentlich würden ab 1. März die versenkbaren Poller die Zufahrt zum Günzburger Marktplatz verhindern, doch in Zeiten von Corona ist vieles anders. Foto: Archivfoto: Bernhard Weizenegger

    Inzwischen sind es mehr als zwei Monaten, die der zweite Lockdown anhält. Gastronomen und Händler haben entweder überhaupt keine oder deutlich geringere Einnahmen. Und auf dem Marktplatz, wo normalerweise viele Kunden zu Fuß unterwegs sind, herrscht erschreckende Leere. Die Stadt Günzburg hat sich nun einiges überlegt, um den Händlern und Gastronomen unter die Arme zu greifen. Eine dieser Maßnahmen betrifft die versenkbaren Poller am Marktplatz.

    Normalerweise heißt es in Günzburg ab dem 1. März: Fußgänger haben auf dem Günzburger Marktplatz und in den Altstadtgassen Vorrang, wenn automatische Polleranlagen den Weg versperren. Dies soll bis zum 31. Oktober den Gästen der Freiluftgastronomie, den Kunden der Geschäfte, den Fußgängern und den spielenden Kindern eine höhere Aufenthaltsqualität bieten. Doch diese Regelung wird nun erst einmal ausgesetzt, das hat die Stadt am Montagmorgen entschieden.

    Marktplatz in Günzburg steht weiterhin als Parkplatz zur Verfügung

    „Wir reagieren auf die anhaltende Schließung der Gastronomie sowie des Einzelhandels und stellen den Marktplatz weiterhin für das Abholgeschäft als Überfahrt und Parkplatz zur Verfügung“, sagt Gerhard Jauernig. Er habe diesen Vorschlag am Montag Günzburgs Citymanagerin Nikola Gamm unterbreitet, welcher auf Wohlwollen stieß. Diese Regelung gilt nach Auskunft des Oberbürgermeisters solange bis der Lockdown vorüber ist und der Handel und die Gaststätten wieder geöffnet haben. Dann habe das Verweilen auf dem Marktplatz wieder Vorrang. „Geschäfte, Cafés und Gaststätten haben momentan geschlossen. Wir haben eine auf die jetzige Situation zugeschnittene pragmatische Lösung gefunden“, sagt Jauernig. Kunden können so am Marktplatz halten und fußläufig ihre bestellte Ware oder Lebensmittel abholen.

    Die Stadt Günzburg möchte die Händler vor Ort noch weiter unterstützen, denn dem Oberbürgermeister ist klar: „Die Corona-Krise fegt wie ein Orkan durch unsere Innenstädte.“ Doch vom „Tod“ der Innenstädte will Jauernig nicht sprechen – das sei nur nach dem Zweiten Weltkrieg so gewesen, nicht aber im Jahr 2021. Um den Einzelhandeln und die Gastronomie zu unterstützen, soll es mehr Möglichkeiten des Freiluftshoppens geben. In einzelnen Fällen bestehe demnach die Möglichkeit, die öffentlichen Flächen vor einem Geschäft als Handelsfläche zu etablieren. In vielen Fällen bestehe laut Jauernig die Möglichkeit, die Außenbestuhlung auf benachbarte Flächen auszudehnen.

    Mehr Platz für die Außengastronomie in Günzburg - wenn der Lockdown vorüber ist

    Dies wurde zeitweise im vergangenen Jahr umgesetzt und stieß nach Angaben des Oberbürgermeisters auf großes Interesse. In einem Schreiben an die Gastronomen sagt die Stadt zu, die Gebühr für die für die Außengastronomie zur Verfügung gestellte öffentliche Fläche um die Hälfte zu reduzieren. Ziel ist es, die Innenstadt als Handelsplatz attraktiv zu gestalten und auf das Ende des Lockdowns vorbereitet zu sein. „Es bringt nichts, wenn wir nur sagen, dass etwas gut oder schlecht ist. Wir müssen darauf reagieren und wollen klug gegen die Pandemie arbeiten“, sagt Jauernig im Gespräch mit unserer Redaktion.

    Da es im Freiluftbereich deutlich geringere Einschränkungen als im Innenbereich gebe – das habe sich im vergangenen Jahr gezeigt –, sollte man die Möglichkeiten unter freiem Himmel nutzen. Jauernig spricht von kleineren Märkten an öffentlichen Plätzen, die von einzelnen Straßenmusikern in den Seitenstraßen begleitet werden und so ein Einkaufserlebnis schaffen. Jauernig spricht zudem von einem „Kultursommer light“ sowie von gezielten kulturellen und musikalischen Einzelveranstaltungen. „Wir müssen lernen, mit der Pandemie zu leben und Perspektiven aufzuzeigen“, so der Oberbürgermeister.

    Jauernig ärgert sich über Ungleichbehandlung von stationärem Handel und Onlineriesen

    Jauernig spricht häufig von Solidarität und Gleichbehandlung. So kann er nicht nachvollziehen, dass Hunderte Menschen in den Lagern eines Onlinehändlers arbeiten, es gleichzeitig aber nicht erlaubt ist, Geschäfte mit begrenzter Kundenzahl zu öffnen. Er ärgert sich über die Erlaubnis von Discountern, Non-Food-Artikel zu verkaufen, während beispielsweise Modegeschäfte geschlossen haben.

    Ein Appell Jauernigs lautet: Mieten runter, Menschen rein! „Müssen nur die Mieter die Last der Pandemie tragen, oder müssen sich nicht auch Vermieter ein Stück weit solidarisch zeigen?“ Der Oberbürgermeister hofft, dass mehrere Vermieter einen Nachlass gewähren und so Einzelhändler und Gastronomen etwas entlastet werden. Zudem wiederholt Jauernig seine Forderungen nach einem Lastenausgleich und einer zusätzlichen Steuer für den Onlinehandel. Die Produktversandsteuer sollte sich insbesondere an große Onlinehändler richten, die zwar die städtische Infrastruktur für ihre Paketlieferung benutzen, aber selbst keine Gewerbesteuer zahlen.

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