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Günzburg: DB antwortet zu Reisezentrum-Schließung: Günzburgs OB findet Auskunft "nicht akzeptabel"

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DB antwortet zu Reisezentrum-Schließung: Günzburgs OB findet Auskunft "nicht akzeptabel"

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    Wird man in Günzburg weiter Fernverkehrstickets am Schalter kaufen können?
    Wird man in Günzburg weiter Fernverkehrstickets am Schalter kaufen können? Foto: Bernhard Weizenegger (Archiv)

    Der Günzburger Oberbürgermeister Gerhard Jauernig (SPD) hat inzwischen eine Antwort auf sein Schreiben an die Deutsche Bahn erhalten, in dem er sich für den Erhalt des Verkaufs von Fernverkehrskarten in Günzburg einsetzt. Bekanntlich will die DB ihr Reisezentrum Ende 2022 schließen, wenn der Konkurrent Go-Ahead die Nahverkehrsstrecke zwischen Ulm, Augsburg und München übernimmt – Nahverkehrskarten sollen zwar auch von diesem angeboten werden, aber für den Fernverkehr gebe es keine Vereinbarung. Die Antwort des DB-Konzernbevollmächtigten für Bayern findet Jauernig „völlig unbefriedigend und nicht akzeptabel“, teilt die Stadt mit.

    Darin betont Klaus-Dieter Josel, dass die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) in ihrer Ausschreibung der Strecke auch die Rahmenbedingungen des Vertriebs vorgegeben habe. Die Deutsche Bahn habe Go-Ahead auf deren Wunsch hin ein Angebot unterbreitet, der Konkurrent habe sich jedoch für das billigere Angebot von Transdev entschieden. Auch die DB halte „einen integrativen Vertrieb für Nah- und Fernverkehr für sinnvoll“.

    Doch man müsse sehen, dass sich im Jahr 2019 nur zehn Prozent der Kunden „für den Vertriebsweg Reisezentrum entschieden haben, die weit überwiegende Mehrheit der Kunden nutzt digitale Vertriebskanäle“. Sofern sich ein Unternehmen des Schienenpersonennahverkehrs gegen DB-Vertrieb als Dienstleister entscheide, könne eine Lizenz zum Vertrieb von Fernverkehrstickets abgeschlossen werden. Die Konditionen seien branchenüblich und mit den Branchenverbänden abgestimmt. „Hierzu laufen derzeit Gespräche.“ Josel schreibt, er sei „zuversichtlich, dass bis zur Einführung des neuen Angebots in 21 Monaten eine kundenorientierte Lösung für den Verkauf von Fahrkarten des Fernverkehrs gefunden wird“.

    Günzburgs OB fordert Eisenbahngesellschaft "mit Nachdruck" zu Verbesserung auf

    Wie Jauernig mitteilt, habe die Bayerische Eisenbahngesellschaft nach seinen Informationen „im Rahmen der wettbewerblichen Vergabe der Schienenpersonennahverkehrsleistungen am Standort Günzburg nur den Vertrieb von Nahverkehrsticket ausgeschrieben. An anderen Bahnhöfen beziehungsweise in Städten wurde hingegen neben dieser Ausschreibung auch der Vertrieb von Fernverkehrstickets mit ausgeschrieben.“ Jauernig fordert deshalb „mit Nachdruck“ die Eisenbahngesellschaft als hundertprozentige Tochter des Freistaats Bayern auf, Nachbesserungen für Günzburg einzuholen.

    Auf Nachfrage erklärt die Stadt, die BEG habe die „Augsburger Netze“ ausgeschrieben, bestehend aus dem Fugger-Express und der Verbindung Augsburg–Treuchtlingen. Nach Informationen des Oberbürgermeisters sei vorgegeben worden, dass der Vertrieb von Nahverkehrstickets an den Bahnhöfen Augsburg, Donauwörth, Günzburg und Mering sichergestellt werden müsse; weiter sei es wünschenswert, dass auch Fernverkehrstickets vertrieben werden. Go-Ahead habe den Vertrieb durch Untervergaben geregelt: In Augsburg verkaufe DB-Vertrieb die Tickets von Go-Ahead. In Günzburg, Donauwörth und Mering wurde die Transdev als Betreiber der Verkaufsstelle beauftragt, allerdings eben nur für Nahverkehrstickets.

    Go-Ahead will nicht mit Steuergeld den Fernverkehr der DB subventionieren

    Go-Ahead betont auf Anfrage unserer Zeitung, von der BEG und dem Land Baden-Württemberg mit dem Verkauf von Nahverkehrsfahrkarten beauftragt worden zu sein. Das sei nicht nur in Günzburg so, sondern auch an anderen Orten, der Oberbürgermeister scheine eine Falschinformation zu haben. Die Ausschreibung für die Augsburger Netze sei ein transparenter Vorgang gewesen. „Für dieses Aufgabengebiet haben wir uns für einen darauf spezialisierten Dienstleister entschieden, dessen Angebot günstiger und auch qualitativ besser war als das der DB Vertrieb GmbH.“ Aus Sicht von Go-Ahead sei es nicht die Frage, ob man die Deutsche Bahn AG um eine Lizenz zum Verkauf von Fernverkehrsfahrkarten zu deren Bedingungen bitten müsste.

    „Wir sind vom Freistaat Bayern und dem Land Baden-Württemberg mit dem Nahverkehr beauftragt und werden dafür mit Steuergeldern bezahlt; wir können und wollen nicht mit öffentlichen Mitteln, die qua Gesetz für den Nahverkehr bestimmt sind, den eigenwirtschaftlichen Fernverkehr der Deutschen Bahn AG subventionieren. Wenn die DB Fernverkehr AG ein eigenes unternehmerisches Interesse daran hat, dass ihre eigenen Kunden in Günzburg und anderswo Fernverkehrsfahrkarten an unseren Automaten und in unseren Kundencentern kaufen können, kann sie uns damit beauftragen – und zwar zu auskömmlichen Konditionen“, betont Sprecher Winfried Karg.

    Landrat Reichhart sieht gute Chancen für eine Lösung

    Auch die BEG bestätigt nicht, „dass wir bei anderen Projekten den Vertrieb von Nah- und Fernverkehrstickets ausgeschrieben hätten, im Netz Augsburger Netze (Los 1) aber nicht“. Die Vorgabe laute: „Fernverkehrsfahrausweise (Normal- und Sparpreise einschließlich Gruppenfahrausweise) sind zu vertreiben, sofern eine Kooperation mit dem/den Fernverkehrsanbietern zustande kommt. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen ist gehalten, den Verkauf von Fahrausweisen des Fernverkehrs über die vorgegebenen Vertriebskanäle mit Nachdruck anzustreben.“

    Die Vertriebskooperation komme immer zwischen DB Fernverkehr und dem jeweiligen Eisenbahnverkehrsunternehmen zustande. „Wir wirken aber in unseren Ausschreibungen ganz gezielt darauf hin, dass die in Bayern tätigen Eisenbahnverkehrsunternehmen im Interesse der Fahrgäste auch Fernverkehrstickets anbieten. Verbindlich vorgeben können wir die Vertriebskooperation jedoch nicht.“

    Landrat Hans Reichhart hatte derweil ein Gespräch mit dem DB-Bevollmächtigten Josel. So viel könne er sagen: Er sei guter Dinge, dass eine Lösung erzielt werden könne.

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