Günzburgs Bauarbeiter sind fast genauso pünktlich wie die Feuerwehr, für die sie gerade im Einsatz sind. „Wir sind praktisch auf den Tag genau im Zeitplan“, freut sich Kommandant Christian Eisele. Der neuen Feuerwache, die gerade mitten in der Stadt entsteht, kann man förmlich beim Wachsen zusehen: Der erste Stock ist bereits drauf auf dem Gebäude, der neue Turm wächst in die Höhe und selbst da, wo noch keine Wände stehen, lässt sich schon erahnen, wie hier künftig die Fahrzeuge der Truppe aufgereiht stehen werden.
Christian Eisele sieht der neuen Feuerwache vom Container aus zu, in dem während der Bauphase sein Büro untergebracht ist. Eine Umstellung, die das Arbeiten nicht einfach macht – die Vorfreude auf das neue Gebäude macht aber die Unbequemlichkeiten wett. Hell und offen wird das neue Haus werden, erklärt der Kommandant, mit vielen cleveren Details und guten Lösungen für die Wehr.
Auch ein Aufzug gehört in die neue Feuerwache
Zum Beispiel einem eigenen Kühlraum, aus dem besonders die Atemschutzträger mit Getränken versorgt werden können und der direkt von außen beschickt werden kann. Oder den in die Wände integrierten Handläufen der Treppen, die man schon in den gegossenen Betonteilen erkennt. Daneben gibt es natürlich einen Aufzug, denn auch die neue Feuerwehr wird barrierefrei. In einer Stadt, deren Behindertenbeauftragter Thomas Burghart ein leidenschaftlicher Feuerwehrler ist, ein Muss.
Bildschirme an den Wänden zeigen die Details des nächsten Einsatzes
Mit etwas Unterstützung des Kommandanten kann man sich zwischen den derzeit noch grauen Betonwänden schon vorstellen, wie hier künftig gearbeitet wird: Die Einsatzkräfte kommen mit ihren Privatfahrzeugen bei der Wache an und parken unter der Überdachung – den Weg in die Wache legen die Feuerwehrleute dann trockenen Fußes zurück. Durch den Eingang geht es für die Feuerwehrmänner links, für die wenigen Feuerwehrfrauen nach rechts: Hier sind die Umkleiden, zwei Spinde für jeden werden dort stehen. In einem landet die Zivilkleidung, aus dem anderen kommt die Montur für den Einsatz. „An den Wänden werden große Bildschirme angebracht sein, auf denen die Details zum Einsatz angezeigt werden“, erklärt Eisele.
Von der Einsatzzentrale direkt nebenan geht der Blick in die Fahrzeughalle, zu der die Kräfte direkt aus der Umkleide gelangen. Von den 18 Stellplätzen und der Waschhalle ist derzeit noch am wenigsten zu erkennen. Ein großer Teil wird erst im zweiten Bauabschnitt der Wache entstehen. Zurück vom Einsatz finden die Feuerwehrleute eine Anlage zum Stiefelwaschen und Container für die getragene Schutzkleidung vor – daneben geht es gleich in die Dusche und von dort wieder zum Spind mit den eigenen Sachen.
Auch außerhalb der Dienstzeit soll die Feuerwache belebt werden
Doch die neue Feuerwache soll mehr sein als eine Schaltstelle für die Einsätze. „Wir möchten das Haus auch außerhalb der Dienstzeit mit Leben füllen“, sagt Eisele. Deswegen wird unter anderem der Schlauchturm multifunktional sein: Dort wird nicht nur das Material zum Trocknen aufgehängt, sondern auch trainiert. „Wir haben uns einen eigenen Schacht einbauen lassen, in dem wir die Rettung per Trage üben können“, sagt Eisele. Balkone in unterschiedlichen Höhen dienen ebenfalls der Übung. Und vom Dach der neuen Wache aus lässt sich unter anderem das Abseilen trainieren.
Ein Eisenbahnmodell sponsert der Kommandant
Schulungsräume – unter anderem mit einem Eisenbahnmodell, das der Kommandant höchstpersönlich stiften wird – dienen ebenfalls für offizielle Übungen, aber auch zum Durchgehen von besonderen Lagen in der Freizeit. „Die großen Fenster, die wir hier oben bekommen werden, machen das Ganze sehr hell und angenehm“, sagt Eisele. Auch der Feuerwehrnachwuchs wird hier lernen. Die Umkleiden für die Jugendfeuerwehr freilich sind im Keller untergebracht – schließlich rücken die Nachwuchskräfte noch nicht aus und können deswegen auch etwas weitere Wege in Kauf nehmen als die Aktiven. Im Fitnessraum im Keller der Wache bereiten sich auch Atemschutzträger auf ihre Arbeit vor – aber auch sonst können die Feuerwehrleute dort etwas für ihre Fitness tun.
Einen tollen Blick über die Stadt und die Fahrzeughalle wird es vom Freisitz aus geben, der im ersten Stock entsteht, direkt neben dem Floriansstüble. „Da werden wir dann zum Beispiel auch mal grillen.“ Kein Luxus, betont Eisele, sondern eine Notwendigkeit. Denn in Zeiten, in denen Einsätze immer belastender werden, müssen die Wehren nicht nur für die körperliche, sondern auch die seelische Gesundheit ihrer Ehrenamtlichen etwas tun. Eben auch mit Räumen, in denen man zusammensitzen und das Erlebte verarbeiten kann.
Günzburger Feuerwehr hat künftig kurze Wege
Wichtig für die Arbeit der Günzburger Wehr: Künftig ist alles an einem Fleck, die Wege zwischen den Einrichtungen werden kurz. Direkt neben den Fahrzeugen werden die Werkstätten liegen, in denen beispielsweise die Flaschen für die Atemschutzträger gewartet und befüllt werden. Über eine eigene Schleuse können die Stadtteilwehren Material anliefern, das gereinigt werden muss, und auch die Chemieschutzanzüge finden Platz. Noch sind die Wände auch in diesen Räumen grau und leer. Doch auch hier geht es gut voran. „Im Dezember werden wir einziehen“, sagt Christian Eisele. Nächstes Jahr geht es mit dem zweiten Bauabschnitt weiter. Die Zeiten, in denen der Kommandant vom Container aus die Arbeit seiner Wehr koordiniert, sind dann vorbei.
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