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Günzburg: Aus der Heilmeyer-Straße wird die Lindenallee

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Aus der Heilmeyer-Straße wird die Lindenallee

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    Die Ludwig-Heilmeyer-Straße in Günzburg wird ab dem 1. Januar 2021 Lindenallee heißen. Der Stadtrat hatte beschlossen, dass die Straße, die unter anderem zu den Kliniken führt, nicht länger den Namen des umstrittenen Gründungsrektors der Uni Ulm tragen soll.
    Die Ludwig-Heilmeyer-Straße in Günzburg wird ab dem 1. Januar 2021 Lindenallee heißen. Der Stadtrat hatte beschlossen, dass die Straße, die unter anderem zu den Kliniken führt, nicht länger den Namen des umstrittenen Gründungsrektors der Uni Ulm tragen soll. Foto: Rebekka Jakob

    Eine Lindenstraße gibt es in Günzburg schon, auch An der Lindengewanne wohnen Menschen. Ab dem 1. Januar 2021 werden auch an der Lindenallee in (Lesen Sie dazu auch: Die Ludwig-Heilmeyer-Straße wird es nicht mehr geben)

    Heilmeyer-Straße: 16 Stadträte stimmen für den neuen Namen

    Es geht um mehr als neue Schilder: Neue Erkenntnisse über die Vergangenheit des Ulmer Uni-Gründers Ludwig Heilmeyer und seine Rolle im Nationalsozialismus haben dazu geführt, dass im kommenden die Heilmeyersteige umbenannt wird.
    Es geht um mehr als neue Schilder: Neue Erkenntnisse über die Vergangenheit des Ulmer Uni-Gründers Ludwig Heilmeyer und seine Rolle im Nationalsozialismus haben dazu geführt, dass im kommenden die Heilmeyersteige umbenannt wird. Foto: Andreas Brücken

    Für die grundsätzliche Umbenennung hatten im Februar 16 Günzburger Stadträte gestimmt, vier waren dagegen. In der Sommersitzung am Montagabend, an der ferienbedingt nur 17 Ratsmitglieder teilgenommen haben, stellte Thomas Ermer (CSU) die einzige Gegenstimme. Erst vor wenigen Tagen hatte auch die Stadt Ulm beschlossen, die dortige Heilmeyersteige umzubenennen.

    Den größten Aufwand bei der Umstellung haben die beiden Krankenhäuser, die an der Straße liegen. Auf ihren Wunsch hin wurde deshalb eine Vorlaufzeit für die Umstellung von mehr als einem Jahr eingehalten. Der Vorstandsvorsitzende der Bezirkskliniken, Thomas Düll, hatte darauf hingewiesen, dass die vorgeschlagene Bezeichnung seitens der Kliniken nicht unterstützt werde. Eigene Namensvorschläge brachte die Klinik zwar nicht ein, monierte aber die vorgeschlagene Schreibweise der „Lindenallee“ und forderte stattdessen eine „Linden-Allee“. Die Überprüfung durch die Stadtverwaltung hatte jedoch ergeben, dass auch laut Duden die in einem Wort geschriebene Lindenallee richtig ist.

    Bezirkskliniken stellen keinen Platz für Stelen zur Verfügung

    Was einige Ratsmitglieder weit mehr störte als diese Namensfrage, ist eine andere Entscheidung von Düll: Der Bezirk stelle keine Flächen auf seinen Grundstücken zur Verfügung, um dort die vom Stadtrat im Februar beschlossenen Erinnerungsstelen aufzustellen, die sich mit Ludwig Heilmeyer und den Gründen für die Umbenennung der Straße aufgrund seiner Vergangenheit während und nach der NS-Zeit beschäftigen. (Lesen Sie dazu auch: Für die Karriere schreckte Heilmeyer vor nichts zurück)

    Stadträtin Stephanie Denzler (CSU), selbst Mitglied im Verwaltungsrat der Bezirkskliniken, erläuterte, dass dieses Gremium dem Vorstandsvorsitzenden die Entscheidung darüber in seinem Sinne überlassen habe. Die Stadt- und Bezirksrätin sagte über eine erneute schriftliche Anfrage, welche die Stadt nun an Düll richten will: „Ich glaube nicht, dass sich dadurch seine Entscheidung ändern wird.“

    Vergangenheit Heilmeyers soll über die Stadt-Homepage vermittelt werden

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    UWB-Stadtrat Johann Kaltenecker, der selbst nicht an der Sitzung teilnehmen konnte, hatte sich vorab per Mail an den Oberbürgermeister gewandt und an den Beschluss erinnert, mit den Erläuterungen auf den Stelen den Straßennamen nicht einfach verschwinden zu lassen. „Wir sollten nicht abrücken von unserem Beschluss“, zitierte der Oberbürgermeister in der Stadtratssitzung aus dem Schreiben Kalteneckers. Helga Springer-Gloning (SPD) sagte dazu, ihr sei das Verhalten der Bezirkskliniken ein Rätsel. Alternativ soll nun das Stadtarchiv über die Homepage der Stadt vermitteln, warum es zur Umbenennung kam.

    Zustimmung gab es von den Räten dagegen für den unverfänglichen neuen Namen, bei dessen Findung auch die Anrainer mit einbezogen worden sind. Vorschläge von Bürgern wie „Gesundheitsallee“ hatten die Beteiligten als nicht passend bewertet – schließlich ist die Straße nicht nur Klinik –, sondern für viele Menschen auch Wohnadresse. Durch die Erweiterung der Dr.-Georg-Simnacher-Stiftung werden es bald sogar noch mehr Anwohner sein. Lesen Sie dazu auch: 23 neue Wohnungen für Günzburg)

    Namensänderung: Stadt unterstützt Anlieger

    Bei den notwendigen Änderungen durch den neuen Straßennamen will die Stadtverwaltung vor allem den Bewohnern in der Dr.-Georg-Simnacher-Stiftung entgegenkommen. Das Bürger Service Center der Stadt erstellt eine allgemeine Checkliste, die zur Orientierung bei der Änderung amtlicher und persönlicher Unterlagen dienen soll. Für die Rentenversicherung soll es einen Vordruck geben, in den die betroffenen nur noch Name und Sozialversicherungsnummer eintragen müssen, um die Adressänderung dann bekannt zu geben. Ein Team des Bürger Service Centers soll außerdem zum Zeitpunkt der Umstellung vor Ort sein, damit Bewohner, die nicht mobil sind, ihre Personalausweise bequem ändern können. Gebühren fallen dafür keine an. Reisepässe müssen dagegen nach Angaben der Stadtverwaltung nicht geändert werden – dort ist kein Straßenname eingetragen. Lediglich für die Anpassung ausländischer Passdokumente könnten Kosten anfallen, welche die Stadt nicht übernehmen kann. Auch bei der Umstellung von Fahrzeugpapieren sollen für die Betroffenen lediglich Materialkosten und keine Gebühren anfallen. Diese Kosten übernimmt die Stadt Günzburg pauschal.

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