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Günzburg: Analyse zur Corona-Spielzeit im Handball: Es gibt nur eine faire Lösung

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Analyse zur Corona-Spielzeit im Handball: Es gibt nur eine faire Lösung

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    Bleibt über die laufende Runde hinaus ein Günzburger – und vermutlich auch ein Drittligaspieler: Daniel Jäger.
    Bleibt über die laufende Runde hinaus ein Günzburger – und vermutlich auch ein Drittligaspieler: Daniel Jäger. Foto: Ernst Mayer

    Seit Monaten müssen fast alle Sportler im Land auf die Grundlage und das Ziel ihres Tuns verzichten. Training und Wettkampf unterhalb der Profi-Ebene sind untersagt – und bleiben es nach den aktuellen Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz zum Umgang mit der Corona-Pandemie auch bis mindestens 7. März 2021. Wobei weder Bund noch Bayern das Wort „Breitensport“ in den vergangenen Tagen auch nur erwähnten. Vor allem eine Frage brennt vielen Sportlern in diesen ersten Monaten des Jahres unter den Nägeln: Wie können wir den bislang unterbrochenen Liga-Wettbewerb zu einem fairen Abschluss bringen?

    Die bayerischen Spitzenfunktionäre im Eishockey und im Volleyball haben ihre Antwort auf die Corona-Pandemie längst gefunden und die Saison ohne Wertung abgebrochen. Der bayerische Fußball hofft nach wie vor, die Mega-Spielzeit 2019/21 beenden zu können (wobei sich die Kicker in Sachen Termingestaltung schon mal in komfortablerer Position befanden). Kontaktarme Sportarten wie Golf oder Tennis spekulieren derweil auf eine schnelle Erlaubnis zum Wiederbeginn.

    Der Bayerische Handball-Verband hat seine Entscheidungsfindung vertagt

    Die Handballer im Freistaat dagegen tappen vorerst weiter im Dunkeln. Der Bayerische Handball-Verband (BHV) vertagte seine Entscheidungsfindung auf die Zeit nach der an diesem Samstag, 13. Februar, anstehenden Konferenz der Landes- und Regionalverbände im Deutschen Handball-Bund (DHB). Ist dieses Zögern angemessen? Setzen die Verantwortlichen in München darauf, dass ihnen die Bürde an höherer Stelle abgenommen wird? Fehlt ihnen lediglich Mut?

    Der Weg ans Licht scheint vorgezeichnet. Auch im bayerischen Handball drängt sich das Modell auf, alles daran zu setzen, zur Jahresmitte 2021 mit dem Stand von Sommer 2020 neu zu beginnen und das Corona-Spieljahr 2020/21 ohne Wertung zu streichen. So haben es jetzt die Handball-Freunde in Baden-Württemberg gemacht – ohne eine weitere Gesprächsrunde abzuwarten.

    Es hakt an den Übergängen

    Insider befürchten indes, dass im Südwesten des Landes ein bisschen vorschnell gehandelt wurde. Denn simpel zu stricken ist auch diese Variante, sofern sie zu Ende gedacht wird, keineswegs. Im Handball wie in anderen Sportarten hakt es dann spätestens an den Übergängen zwischen Landes- und Bundesebene, Amateurlager und Profibereich sowie Jugend- und Erwachsenen-Spielbetrieb.

    Und natürlich sind Sportverbände grundsätzlich aufgerufen, organisierten Wettkampf zu ermöglichen, statt ihn zu unterbinden. Das ist ihr Daseinsgrund; einen anderen besitzen sie in der Regel nicht.

    Der Sinn ist zweifelhaft, aber es ist machbar

    In diesem edlen Geist denkt offensichtlich der DHB. Er besteht unter anderem darauf, seine A-Jugend-Bundesliga sportlich zu beenden und eine nationale B-Jugend-Meisterschaft auszutragen. Zur Wochenmitte erst bekräftigten auch die Geschäftsführer der deutschen Erst- und Zweitligisten ihre Absicht, die Saison fortzusetzen sowie Auf- und Absteiger zu ermitteln. Daraus resultiert freilich ein Dilemma: Derzeit tummeln sich auf der dritten Spielebene bereits 72 Mannschaften, unter ihnen der VfL Günzburg.

    Angenommen, die Dritte Liga wird ohne Wertung abgebrochen, die Landesverbände spielen Aufsteiger zur Dritten Liga aus und aus der Zweiten Liga kommen Absteiger hinzu, sind es ganz schnell 80 oder noch mehr Teams. Macht das Sinn? Zweifelhaft. Ist es machbar? Durchaus, sagt zumindest Günzburgs Abteilungsleiter Torsten Zofka. Er geht nach den Erfahrungen mit der Pandemie inzwischen davon aus, dass die kommende Drittliga-Spielzeit in deutlich kleineren, regional engeren Staffeln ausgetragen und eine Serie von Play-offs/Play-downs angehängt wird. „Das wäre hinten raus auch ein toller Zuschauermagnet – sofern Zuschauer bis dahin wieder zugelassen sind“, sagt er.

    Lösungen, die jedem gerecht werden, sind rar gesät

    Groß über die aktuelle Spielrunde philosophieren mag der VfL-Spartenchef nicht mehr. Er wünscht sich lediglich „eine wirklich abschließende Äußerung seitens des DHB“. Die kann eigentlich nur einen Inhalt haben – den der Verband übrigens bereits vor einigen Wochen für das jetzt eingetretene Szenario formuliert hat. Damals hieß es sehr konkret: Sollte ab März kein flächendeckender Spielbetrieb möglich sein, wird der sportliche Abstieg aus der Dritten Liga ausgesetzt und nach Möglichkeit eine Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga gespielt. Klubs, die in die Zweite Liga aufsteigen wollen, müssen sich bis zum 15. März erklären. Nur Vereine, die für die Spielzeit 2021/22 nicht erneut für die Dritte Liga melden, verlieren ihren Startplatz.

    Für den VfL Günzburg hieße das: Klassenerhalt. Andere Vereine würden vielleicht hadern, dass ihnen ein Erfolg durch die Hände flutscht. Doch Lösungen, die jedem gerecht werden, sind selbst in „normalen“ Zeiten rar gesät. Und ein Saisonabbruch ist auf jeden Fall fairer, als in Halb- oder Mini-Serien, im Pokalmodus oder durch Quotientenregelungen Meister und Absteiger zu ermitteln, nur um den zweifelhaften Beweis anzutreten, dass man als Sportverband mitten in einer weltumspannenden Pandemie Wettkampfsport organisiert hat.

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