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Gefahr durch Flugzeugabstürze: Kernkraftwerk Gundremmingen: Sicher oder nicht?

Gefahr durch Flugzeugabstürze

Kernkraftwerk Gundremmingen: Sicher oder nicht?

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    Atomkraftwerk in Gundremmingen
    Atomkraftwerk in Gundremmingen Foto: Felix Kaestle

    Der Prüfbericht der Reaktorsicherheitskommission (RSK) hat auch bei Menschen im Landkreis Günzburg Diskussionen ausgelöst. Demnach soll kein deutsches Atomkraftwerk gegen den Absturz eines großen Verkehrsflugzeugs gesichert sein – auch Gundremmingen nicht.

    „Die Stufe 3 – schwerste Flugzeuge – wird von keinem Kernkraftwerk erreicht“, sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen am Dienstag. Das hat bei Mitarbeitern im Kernkraftwerk Gundremmingen zu Verwunderung geführt. Dort geht man nach Informationen unserer Zeitung davon aus, dass die 1,80 Meter dicke Stahlbetonhülle des Reaktorgebäudes und die 1,20 Meter dicke Wand des Sicherheitsbehälters aus vorgespanntem Stahlbeton dem Absturz eines Passagierflugzeugs standhalten würde. Beide Bereiche sind nicht miteinander verbunden.

    Noch kein Kommentar von RWE

    Der Sprecher von RWE-Power in Essen, Manfred Lang, sagte am Mittwoch dazu konkret gar nichts. Es sei zu früh, den Bericht der Reaktorsicherheitskommission zu kommentieren. Das Gutachten mit seinen 116 Seiten liege erst seit Dienstag vor, die Bewertung erfordere Zeit. Ihm sei noch nicht klar, wie die Experten der RSK zu diesem Ergebnis gekommen sind. Lang wies darauf hin, dass bei der Genehmigung des Gundremminger Atomkraftwerks, das RWE und Eon gehört, auch der Schutz vor Flugzeugabstürzen berücksichtigt worden sei. Allerdings habe sich die Technik im Flugzeugbau in den vergangenen Jahren weiterentwickelt. Eine Maschine wie den Airbus 380 habe es damals, als die Blöcke B und C in Gundremmingen genehmigt wurden, noch nicht gegeben. „Was sich die Experten unter dem höchsten Level 3 vorstellen, kann ich Ihnen nicht sagen“, rätselte der RWE-Sprecher.

    Für Raimund Kamm, den Vorsitzenden des Vereins „Forum – gemeinsam gegen das Zwischenlager“ ist die Sache dagegen klar. Bereits nach den Anschlägen am 11. September 2001 seien Sicherheitschecks gemacht worden. „Seitdem ist klar, dass das Kernkraftwerk Gundremmingen einem Flugzeugabsturz nicht standhalten würde.“ Dass von Mitarbeitern in Gundremmingen das Gegenteil behauptet werde, überrasche ihn wiederum auch nicht. Kamm hält die Gefahr eines geplanten Terroranschlags für größer: „Einem gezielten Anschlag mit bestimmten panzerbrechenden Waffen hält kein deutsches Atomkraftwerk stand.“

    Kernkraftwerk nicht Schuld an erhöhter Sterblichkeit

    Im Nachbarlandkreis Dillingen war das Kernkraftwerk Gundremmingen am Mittwoch aus einem zweiten Grund Thema. Das Atomkraftwerk scheide als Ursache für eine erhöhte Sterblichkeit im Landkreis Dillingen aus. Zu diesem Ergebnis kommt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in einem vorläufigen Fachgutachten, das im Auftrag des Bayerischen Umweltministeriums erstellt wurde.

    Hinweise auf eine erhöhte Sterblichkeit im Landkreis Dillingen gaben immer wieder Anlass zu Spekulationen und emotionalen Diskussionen über mögliche Ursachen. Oft wurde dafür das Kernkraftwerk verantwortlich gemacht. Erleichtert hat deshalb Landrat Leo Schrell laut Pressemitteilung auf die Kernaussagen des Gutachtens reagiert, wonach das Kernkraftwerk nach allen Informationen, Erkenntnissen und Ergebnissen nicht ursächlich sei. So sei die Sterblichkeit nachweislich schon vor dem Bau des Kernkraftwerks erhöht gewesen. Mindestens seit 1960 sei bereits eine erhöhte Mortalität nachgewiesen.

    Noch 2008 war die Sterblichkeit im Landkreis Dillingen über dem Landesdurchschnitt. Damals lag Dillingen auf Rang 69 von 91 bayerischen Landkreisen und kreisfreien Städten, während der Landkreis Günzburg auf Rang 54 rangierte. 2009 entsprach die Sterblichkeitsrate im Landkreis Dillingen jedoch wieder nahezu dem bayerischen Landesdurchschnitt.

    Das Gutachten liefert mehrere Erklärungsansätze. So seien wohl „sozioökonomische Faktoren und Lebensstilfaktoren“ für die höhere Sterblichkeit ausschlaggebend gewesen. Umweltbelastungen, die für eine höhere Mortalität verantwortliche seien, hätten dagegen nicht festgestellt werden können.

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