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GZ-Interview: „Fukushima hat alles verändert“

GZ-Interview

„Fukushima hat alles verändert“

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    Beifall für Horst Seehofer: Der Bayerische Ministerpräsident genoss seinen Auftritt auf dem Dorfplatz in Ettlishofen sichtlich. Bei seiner Rede im Festzelt rechtfertigte er den Wandel der CSU in der Atompolitik.
    Beifall für Horst Seehofer: Der Bayerische Ministerpräsident genoss seinen Auftritt auf dem Dorfplatz in Ettlishofen sichtlich. Bei seiner Rede im Festzelt rechtfertigte er den Wandel der CSU in der Atompolitik. Foto: Foto: Radoslaw Polizio

    Ettlishofen/Landkreis Nein, die grüne Schürze, die Stephanie Denzler über dem schwarzen Rock ihres Dirndls trägt, ist kein Symbol für die neue Atompolitik der CSU. „Das Dirndl hatte ich schon vorher“, sagt die stellvertretende Kreisvorsitzende der Christsozialen, die den Auftritt des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in

    Gab es heute beim Treffen der Bundeswahlkreiskonferenz Neu-Ulm Kritik über den neuen Kurs in der Energiepolitik?

    Horst Seehofer: Nein, es gab keine Kritik. Es ist aber wichtig, dass wir unsere Position an der Basis sehr gut erklären. Der Weg ist klar.

    In Gundremmingen steht Deutschlands leistungsstärkstes Atomkraftwerk. Die CSU galt immer als Partei der Kernenergie-Befürworter. Jetzt fordern Sie den raschen Atomausstieg bis 2022.

    Seehofer: Meine Partei und die Regierungskoalition in Berlin hatten bereits beschlossen, aus der Kernenergie auszusteigen. Nach Fukushima muss das Tempo beschleunigt werden. Für mich haben diese apokalyptischen Bilder in Japan alles verändert. Die Katastrophe in

    Manche sehen das als eine Rolle rückwärts in der Energiepolitik.

    Seehofer: Japan hat bei mir zu einer neuen Bewertung des Restrisikos der Kernkraft geführt. Die Politik muss bereit sein, auf solche Ereignisse zu reagieren. Wir wollen eine Energie, die ein Stück sicherer und naturverbundener ist. Ich bin auch entschieden dagegen, nach einem gewissen zeitlichen Abstand zur Reaktorkatastrophe wieder zur Tagesordnung überzugehen. Ich akzeptiere nicht, dass gesagt wird, es geht weiter so.

    Experten zweifeln daran, dass Sie innerhalb von zehn Jahren die Kernenergie, die in Bayern etwa 60 Prozent des Strombedarfs deckt, ersetzen können.

    Seehofer: Es geht um vier Kernkraftwerke, die es innerhalb eines Jahrzehnts zu ersetzen gilt. Zur Hälfte wird dies durch den Ausbau der erneuerbaren Energien geschehen. Die andere Hälfte des benötigten Stroms müssen drei bis vier hochmoderne Gaskraftwerke liefern. Eine Prämisse ist auch, dass der Strom nicht unbezahlbar werden darf. Wir managen die Energiewende und diskutieren nicht ideologisch darüber. Ein solch konkretes und ehrgeiziges Programm gab es bisher nicht.

    Das wird im Landkreis Günzburg allerdings Arbeitsplätze kosten.

    Seehofer: Das Gegenteil ist der Fall, die Energiewende wird einen technologischen und wirtschaftlichen Schub auslösen. In der Summe werden durch die Energiewende in Bayern mehr Arbeitsplätze entstehen.

    Das hilft aber denen wenig, die vor Ort ihre Stelle verlieren.

    Seehofer: Ich verstehe die Sorgen der Arbeitnehmer. Es fallen auch nicht sofort alle Stellen weg. Die Stilllegung eines Atomkraftwerks ist ein Prozess, der sich über viele Jahre hinzieht. Wir werden den Strukturwandel sowohl bei den Arbeitsplätzen als auch beim Steueraufkommen für die Region verträglich gestalten. Bayern wird auch in Zukunft ein Stromproduzent sein. Wir wollen nicht bloße Stromdurchleiter und Stromhändler werden.

    Im Kreis Günzburg könnte eines dieser hochmodernen Gasturbinenkraftwerke gebaut werden.

    Seehofer: Der Standort auf dem ehemaligen Fliegerhorstgelände in Leipheim wurde der Bayerischen Staatsregierung genannt. In der Tat bietet sich der Landkreis Günzburg als Standort für solche Kraftwerke an, die Infrastruktur ist ja schon vorhanden.

    Baden-Württembergs neuer Ministerpräsident Winfried Kretschmann will auch in Süddeutschland nach einem Endlager für den Atommüll suchen lassen. Droht jetzt ein Endlager auf der Schwäbischen Alb?

    Seehofer: Die Untersuchung von Gorleben als Standort für ein Endlager muss endlich zum Abschluss gebracht werden. Wir müssen wissen, ob dort ein Endlager möglich ist. Wissenschaftler aus Bayern sagen im Übrigen, dass das Volumen des Atommülls deutlich reduziert werden kann.

    Viele Christsoziale im Landkreis träumen von Zeiten, als der Kreisverband über Bruno Merk, Hans Maier, Otto Meyer, Alfred Sauter und Theo Waigel viel Einfluss auf die Landes- und Bundespolitik hatte.

    Seehofer: Politiker aus dem CSU-Kreisverband spielen heute noch eine bedeutende Rolle. Dr. Georg Nüßlein hat als energiepolitischer Sprecher in diesen unruhigen Zeiten in Berlin eine wichtige Aufgabe. Und über Alfred Sauter und seinen Einfluss auf die Politik in München zu reden, das wäre Wasser in die Donau tragen. Sauter braucht kein Staatsamt, um die Geschicke in

    Bei uns im Internet: Weitere Fotos gibt es unter guenzburger-zeitung.de

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