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Fußball: Fußball-Funktionäre im Landkreis Günzburg sind des Wartens müde

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Fußball-Funktionäre im Landkreis Günzburg sind des Wartens müde

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    Unberührt liegen die Fußballplätze im Landkreis Günzburg. Im Jahr 2020 hat auf ihnen noch kein Pflichtspiel stattgefunden. Die neue Hoffnung der heimischen Fußballer heißt: Anstoß Anfang Oktober.
    Unberührt liegen die Fußballplätze im Landkreis Günzburg. Im Jahr 2020 hat auf ihnen noch kein Pflichtspiel stattgefunden. Die neue Hoffnung der heimischen Fußballer heißt: Anstoß Anfang Oktober. Foto: Bernhard Weizenegger

    Es ist nicht mehr nachvollziehbar. So zumindest empfinden viele Fußball-Funktionäre im Landkreis Günzburg die Kunde, dass Fußball als Wettbewerbssport mit Zuschauern auf bayerischem Boden vorerst untersagt bleibt.

    Fußball-Verband reagiert ungewöhnlich scharf

    Besonders sauer stieß einigen Vertretern der Basis auf, dass sich der Ministerrat in seiner Sitzung am 1. September 2020 mit ihren Belangen offensichtlich gar nicht beschäftigte. Einen Tag später reagierte der Bayerische Fußball-Verband (BFV). In einer ungewöhnlich scharf formulierten Mitteilung forderte er seine 4500 Mitgliedsvereine auf, sich bis 7. September an einer Umfrage zum weiteren Vorgehen im Dialog mit der Staatsregierung zu beteiligen. Unter anderem geht es darum, ein Stimmungsbild für mögliche Klagen gegen den Freistaat einzuholen.

    In einer Kernpassage des langen Schreibens formuliert BFV-Präsident Rainer Koch: „Nach heutigem Stand ist davon auszugehen, dass der Ministerrat in den nächsten zwei Wochen keine weiteren Lockerungen beschließen wird, was – unter Berücksichtigung einer für den Spielbetrieb zwingend erforderlichen Vorlaufzeit – Amateurfußball in Bayern im Monat September unmöglich macht.“

    Ist die Vorlaufzeit wirklich nötig?

    Muss es tatsächlich so lange dauern? Diese Frage stellt der Abteilungsleiter des Kreisklassisten SV Neuburg/Kammel, Sebastian Keder. „Wir brauchen keine Vorlaufzeit“, behauptet der bekennende BVB-Fan und führt aus: „Wir haben Mitte Juli mit dem Training angefangen. Es war die längste Vorbereitungszeit, die wir je hatten und wir warten sehnsüchtig darauf, dass es endlich wieder losgeht.“

    Beide Neuburger Teams und viele andere Mannschaften hätten sich ja von Beginn an auf den 6. September als Starttermin eingestellt, berichtet Keder. „Für mich waren die vor geraumer Zeit auferlegten zwei weiteren Wochen Warten schon Verzögerungstaktik“, wirft er den Politikern in München vor.

    Dass deren Sichtweise die vielfältigen Bemühungen der Fußball-Basis so gar nicht würdigen, beurteilt Keder sehr kritisch. „Die Leute vor Ort halten sich ja überall an die Vorgaben. Dass die Jungs nicht aus der gleichen Flasche trinken und sich getrennt voneinander umziehen, ist doch längst verinnerlicht. Aber wir wissen halt auch, dass die Infektionsgefahr bei uns auf keinen Fall höher ist als bei vielen anderen Dingen, die erlaubt sind.“

    Problem eher mentaler als wirtschaftlicher Natur

    Im Training der Neuburger Mannschaften hat Keder schon einige Zeichen und Worte der Resignation mitbekommen. Damit steht er nicht allein da. Auch aus Sicht des Bezirksligisten SC Bubesheim wird es allerhöchste Zeit, dass die Fußball-Basis wieder zum normalen Spielbetrieb zurückkehrt. Ansonsten ist für Abteilungsleiter Karl Dirr „die Gefahr riesengroß, dass wir den einen oder anderen Jugendlichen verlieren.“ Dabei betont der langjährige Funktionär, dass das Problem vor allem mentaler Natur ist. „Die Vereine trainieren derzeit ins Uferlose. Da geht die Motivation verloren bei Spielern wie Funktionären und mehr noch bei den Kindern“, hat er beobachtet. Finanziell steht der Verein unverändert solide da, berichtet Dirr und zitiert in diesem Zusammenhang die Abmachung mit dem Männer-Team: „Es gibt im Moment keine Aufwandsentschädigungen. Das bleibt, so lange wir keine Punktspiele mit Zuschauern bestreiten.“

    Klage? Karl Dirr wäre dabei

    Den seitens des BFV als Möglichkeit erwähnten Klageweg würde Dirr inhaltlich voll unterstützen, wenn es nicht anders geht. Zumal auch er zum Thema Nichtbeachtung eine klare Meinung besitzt: „Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass die Regierung den Amateurfußball derart stiefmütterlich behandelt. Wir reden da von ein paar tausend Vereinen. Das ist unerhört – vor allem, wenn man sieht, dass zehn Kilometer weiter Fußball mit Zuschauern betrieben wird.“

    Dabei ist Dirr wie alle anderen Fußball-Funktionäre in der Region weit davon entfernt, die Corona-Pandemie nicht ernst zu nehmen oder gar Fußball-Lust über die Sorge ums Gemeinwohl zu stellen. „Wir legen im Verein allergrößten Wert auf die Hygienevorschriften. Dasselbe habe ich bei unseren Besuchen auf anderen Plätzen beobachtet.“ Lediglich das Argument Abstandsgebot will Dirr angesichts der Zuschauerzahlen im Amateurfußball nicht gelten lassen. An die Adresse der Entscheidungsträger sagt er: „Irgendwann muss doch irgendetwas möglich sein. So wie jetzt gerade fahren wir den Amateursport in Bayern an die Wand.“

    Die Zwangspause ordentlich überbrücken kann für den Moment der FC Ebershausen. Natürlich läuft das Training nur unter den obligatorischen Hygieneauflagen, ebenso fehlen den in der A-Klasse spielenden Fußballern die Eintrittsgelder aus dem Ligabetrieb, sagt Abteilungsleiter Johannes Steidle. „Aber ich habe keine Angst, dass es bei uns nicht weitergeht.“

    FC Ebershausen könnte auf den Ligapokal verzichten

    Für die Entscheidung der bayerischen Staatsregierung, den Amateurfußball mit Zuschauern weiter ruhen zu lassen, äußert der 25-Jährige Verständnis. Und falls der Ligapokal letztlich in Teilen oder komplett entfallen müsste, würde ihn das auch nicht ernsthaft stören. Zumal ihn die ursprünglich geplante Abfolge, bereits am kommenden Wochenende dem neuen Wettbewerb zu starten und die Meisterschaftsspiele daran anschließen zu lassen, von Beginn an irritierte. Sinn hätte es vielleicht gemacht, wenn der Verband das als Puffer zwischen Punktspielen und Winterpause eingeführt hätte, argumentiert Steidle. „Aber jetzt, wenn alle frisch sind, mit dem Ligapokal anzufangen und dann, wenn die Spielfelder mit dem Wetter langsam schlechter werden und ich vielleicht schon wieder die ersten Verletzten habe, Punktspiele anzusetzen? Damit war ich nicht hundertprozentig einverstanden.“

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