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Falke weg: Irrflug gibt Rätsel auf

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Falke weg: Irrflug gibt Rätsel auf

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    Der Irrflug dieses Falken gibt Rätsel auf. Das Tier tauchte vor Kurzem in Biberachzell (siehe Bild) auf - ist nun aber wieder verschwunden. Foto: René Barth
    Der Irrflug dieses Falken gibt Rätsel auf. Das Tier tauchte vor Kurzem in Biberachzell (siehe Bild) auf - ist nun aber wieder verschwunden. Foto: René Barth Foto: René Barth

    Von Jens Carsten und

    Viele wollten Vogel erkennen

    Das Verschwinden gibt Rätsel auf. Offenbar gab das Weißenhorner Tierheim zunächst an, der Vogel sei an einen Falkner in Pfaffenhofen übergeben worden. Doch im Tierheim war der Falke offenbar nie, ebenso wenig wie in Pfaffenhofen. Der Fall wird noch dubioser: Ein Fotograf knipste den Falken in Biberachzell und stellte ein Foto ins Internet. Daraufhin meldeten sich Falkner aus ganz Bayern, die in dem Vogel ihren eigenen erkennen wollen. Einer davon ist Uwe Barnikel aus Rehau (Kreis Hof). Er hat eine traurige Geschichte zu berichten.

    Im Juli hatte Barnikel von Freunden einen weißen Gerfalken (siehe Infokasten) geschenkt bekommen. Ein kostspieliges Präsent - denn diese Art gilt als teuer: "Es sind die schnellsten Vögel der Welt". Sie erreichen in Sturzflügen Geschwindigkeiten von etwa 300 Stundenkilometern. Den Wert seines Vogels schätzt Barnikel auf mindestens 10 000 Euro. Der Oberfranke wollte das Tier für die Entenjagd abrichten, doch beim zweiten Freiflug entkam es. Über einen Sender konnte Barnikel seinen Falken zwar zunächst orten. Er folgte dem Flüchtling in ein Gebiet außerhalb von Rehau - unglücklicherweise das Revier eines Mäusebussards. "Wir konnten den Kampf der Tiere am Himmel beobachten", sagt Barnikel deprimiert. Dabei habe der Falke den Sender jedoch verloren und sei geflohen.

    Drei Tage später alarmierten Freunde den Falkner. Sie waren auf das Foto aus Biberachzell gestoßen. Die Farbe, die Größe, das Aussehen, der Lederring am Fuß des Vogels: "Ich dachte: das ist meiner." Auch die Entfernung zwischen Rehau und Weißenhorn von etwa 300 Kilometern erschien machbar: "Dies schafft ein Gerfalke in acht Stunden."

    Noch in derselben Nacht setzte sich Barnikel ins Auto und fuhr nach Biberachzell. Dort kam er gegen drei Uhr nachts an. "Ich habe mit einer Taschenlampe gesucht. Aber es war zu dunkel." Im Wald machte Barnikel offenbar unliebsame Bekanntschaft mit der Polizei: "Ich wollte die Suche bei Tageslicht fortsetzen und döste im Auto." Eine Streife sei auf ihn aufmerksam geworden, die Beamten hätten ihn barsch zurechtgewiesen. "Übernachten im Auto ist nicht gestattet." In der Morgendämmerung suchte Barnikel mit einem Fernglas weiter - doch von seinem weißen Falken fand er keine Spur. Mit quälender Ungewissheit musste der Falkner die lange Heimreise nach Franken antreten.

    Die Polizei habe ihm zwar inzwischen am Telefon mitgeteilt, dass es sich nicht um sein Tier gehandelt habe. Aber so ganz zufrieden gibt sich Barnikel nicht: "Eine seltsame Geschichte." Zumindest die Nummer in den Papieren würde er gerne mit den Ziffern am Ring des Fundtieres vergleichen. Nur um ganz sicher zu sein: "Wenn es nicht mein Vogel ist, dann ist es auch okay."

    Rainer Waschkut ist sich sicher, dass es sich bei dem Falken um sein Tier handelt: "Auf dem Fußband steht meine Adresse." Der Franke müsse die Tiere verwechselt haben: "Die Vögel dieser Rasse sehen sich sehr ähnlich."

    Auch wenn es sich bei seinem Falken nicht um einen reinrassigen Gerfalken handele. Der Wert liege bei etwa 1200 Euro. Wie der junge Vogel überhaupt aus dem Gelände entkommen und es bis Biberachzell schaffen konnte, ist Waschkut schleierhaft. "Meist flog er fünf Mal ums Haus und dann war es das. 20 Kilometer bis Weißenhorn sind schon sehr weit."

    Spaziergänger sah das Tier

    Waschkut vermutet einen Diebstahl, vielleicht hätten Tierschützer den Vogel los gemacht. Anhaltspunkte dafür gebe es jedoch nicht. Vor Kurzem erhielt Waschkut einen Anruf - ein Spaziergänger will das Tier in der Umgebung gesehen haben. "Ich hoffe, dass er doch noch gefunden wird." Dafür wird es wohl höchste Zeit. Nach Auskunft eines Experten könnten zahme Falken in der Wildnis zwei bis drei Wochen überleben. Waschkut: "Die Hälfte ist um." Die Polizeiinspektion Burgau ermittelt wegen des Verdachts auf Diebstahl.

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