In Süddeutschland werden Anlagen zur Stabilisierung des Stromnetzes benötigt, wenn die Leistung der Atomkraftwerke nicht mehr verfügbar sein wird. Das hat die Bundesnetzagentur klargemacht. Möglicherweise wird eine auch im Landkreis Günzburg gebaut. Das steht bislang aber nicht fest. Und wann die Übertragungsnetzbetreiber das Projekt ausschreiben, ist auch noch ungewiss. Trotzdem läuft die Planung für mögliche Gaskraftwerke im Bereich Gundremmingen und auf dem Areal Pro weiter. Kürzlich waren Vertreter beider Vorhaben im Bayerischen Wirtschaftsministerium, um Staatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU) zu informieren.
Er selbst will sich zu diesen Gesprächen nicht äußern. Aber ein Sprecher erklärt auf Anfrage unserer Zeitung, dass bereits Anfang vergangenen Jahres „alle aktiven Investoren von Kraftwerksprojekten in Bayern zu Gesprächen eingeladen“ wurden. Nun sei der Wunsch, sich zu treffen, von den Projektbeteiligten ausgegangen. Das Ziel war, den aktuellen Stand der Projekte vorzustellen. Das Ministerium habe zugesichert, sich weiter dafür einzusetzen, dass die Rahmenbedingungen und der Beginn der Ausschreibung bald geklärt werden. Alle möglichen Investoren würden gleichermaßen unterstützt, denn für das Ministerium sei nur entscheidend, „dass 2021/2022 ausreichend neue Kapazitäten in Bayern am Netz sind, um die Versorgungssicherheit nach Abschaltung der letzten Kernkraftwerke und vor Fertigstellung der großen Gleichstromtrassen weiterhin auf heutigem Spitzenniveau gewährleisten zu können“. Um die Anlagen rechtzeitig zum Winter 2021/2022 realisieren zu können, sollte das Ausschreibungsverfahren noch in diesem Jahr beginnen.
Der hiesige Landtagsabgeordnete Alfred Sauter (CSU) war bei den beiden Gesprächen mit den Vertretern der Gundremminger beziehungsweise Leipheimer Projekte dabei. Er hält beide Vorhaben für gut und sieht sie in der Liste der realistischen Projekte im oberen Segment. Er rechnet aber nicht damit, dass sich noch vor den Bundestagswahlen Ende September etwas tut, „und wer weiß, was nach den Wahlen ist“. Sauter geht aber davon aus, dass wenn überhaupt, nur ein Kraftwerk im Kreis Günzburg gebaut würde. Er kann nicht ausschließen, dass gar nichts hier entsteht. Man müsse abwarten. Beide Pläne liegen nach seiner persönlichen Einschätzung aber gleichauf. Wo etwas entsteht, ist Landrat Hubert Hafner (CSU) dabei. Er war ebenfalls im Ministerium – auf Wunsch der Projektbeteiligten. Die Hauptsache sei, dass hier gebaut wird. Denn es müsse verhindert werden, dass Betriebe irgendwann die Produktion stoppen müssen, weil der Strom fehlt. „Ob in Gundremmingen oder Leipheim gebaut wird, ist dabei zweitrangig“, betont er, wenngleich er bessere Chancen sieht, die reservierte Fläche auf dem Areal Pro anderweitig wieder loszubekommen.
Leipheims Bürgermeister Christian Konrad (CSU) wäre zwar gerne bei dem Gespräch zugegen gewesen, doch aus der Stadt war nach seinen Worten niemand dort. Die Planer, also die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm, waren dabei, hielten sich aber bedeckt und erklärten nur, dass das Ministerium über den aktuellen Stand informiert wurde. Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler (CSU) hingegen, der zur anderen Delegation gehörte, sagt, dass nichts Konkretes dabei herausgekommen sei. Die Gemeinde und RWE wollten vorstellen, „wo wir stehen. Auch wenn wir wissen, dass in München nicht darüber entschieden wird.“ Die Reaktion des Staatssekretärs hat er dennoch als sehr positiv empfunden. Vielleicht, so sagt Bühler, werde die Gemeinde auch noch auf die Bundesnetzagentur und den zuständigen Übertragungsnetzbetreiber Amprion zugehen und die Planung auch direkt dort präsentieren. RWE-Sprecher Lothar Lambertz ergänzt, dass erst das weitere Vorgehen von Amprion abgewartet werden müsse, bevor das Unternehmen weitere Schritte unternimmt.
Ebenfalls in Kontakt steht das Ministerium mit der Firma PQ Energy, die ein Kraftwerk im Bereich Gundelfingen realisieren will. Auf die Anfrage unserer Zeitung reagierte das Unternehmen nicht. Ebenso wenig antwortete der Übertragungsnetzbetreiber Amprion auf die Frage, wann mit der Ausschreibung zu rechnen ist.