Startseite
Icon Pfeil nach unten
Günzburg
Icon Pfeil nach unten

Energie: AKW bleibt bedeutend für die Region

Energie

AKW bleibt bedeutend für die Region

    • |
    Nahe Harthausen ziehen die Masten und Leitungen der Hochspannungstrasse den Blick zu den Kondenswolken des Kernkraftwerks Gundremmingen mit Häusern der Gemeinde Rettenbach im Vordergrund.
    Nahe Harthausen ziehen die Masten und Leitungen der Hochspannungstrasse den Blick zu den Kondenswolken des Kernkraftwerks Gundremmingen mit Häusern der Gemeinde Rettenbach im Vordergrund. Foto: Bernhard Weizenegger

    Das Atomkraftwerk (AKW) in Gundremmingen bleibt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Im laufenden Jahr werden allein rund 38 Millionen Euro in die Technik investiert. Insgesamt vergibt das Kraftwerk jährlich Aufträge im Wert von rund 167 Millionen an Firmen, davon knapp 35 Millionen an Unternehmen in der Region, erklärt die Betreibergesellschaft. Auch außerhalb des Geländes hängen die Jobs etwa von Lieferanten am Kraftwerk. Und obwohl der Atomausstieg längst beschlossen ist, werden weiter viele Menschen dort arbeiten.

    Zum Jahreswechsel waren es 700 eigene Mitarbeiter, 60 weniger als zuvor, und bis 2018 soll es noch 535 Vollzeitstellen beim kraftwerkseigenen Personal geben. Hinzu kamen 300 Menschen bei Partnerfirmen. Nach den Worten der kaufmännischen Geschäftsführerin Gabriele Strehlau ist die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich im Vergleich zum Vorjahr um ein Viertel gesunken und die Aufgaben für die Partner würden weiter zurückgehen. „Wir schauen bei jeder Tätigkeit genau hin, ob wir sie nicht mit eigenen Kräften erledigen können“, sagt Strehlau. Insgesamt 34 Auszubildende sind im Kraftwerk beschäftigt und lernen sechs unterschiedliche Berufe. Im September werden alle neuen Ausbildungsplätze belegt sein. Zudem wird für die Omexom Kraftwerk Service ein angehender Elektroniker ausgebildet.

    Das zeigt für Strehlau und den technischen Geschäftsführer Michael Trobitz, dass das AKW nach wie vor ein gefragter Arbeitgeber sei. Gerade den jungen Kollegen solle eine Perspektive geboten werden, während es den älteren Jahrgängen schmackhaft gemacht werde, das Unternehmen vorzeitig zu verlassen, auch durch Abfindungen.

    RWE: "Sind nicht zuständig, dass weiter Licht brennt"

    Doch sinkt bei den Mitarbeitern nicht die Motivation, da das Aus der Anlagen absehbar ist? Schließlich endet die Stromerzeugung in Block B im Jahr 2018, Block C soll vier Jahre später abgeschaltet werden. „Wir erleben einen Sinneswandel von einer Betriebs- zu einer Rückbaumannschaft“, betont Trobitz. Einer der entscheidenden Faktoren sei, dass die Mitarbeiter weiter gefragt seien, denn sie würden die Anlagen am besten kennen und würden deshalb für den Rückbau benötigt.

    RWE hätte das Kraftwerk zwar lieber weiter betrieben, betont Ulrich Hartmann, Vorstandsmitglied der RWE Power und RWE Generation. „Doch wir akzeptieren den Atomausstieg“ – auch wenn ein Energieversorgungs-Engpass auf die Region zukommen könnte. Das Unternehmen habe auch darüber nachgedacht, das Kraftwerk „einzumotten“, das würde jedoch bedeuten, dass die Mitarbeiter viel früher gehen müssten. „Wir nutzen lieber ihre Expertise für den Abbau“.

    Sollte sich herausstellen, dass die Atomkraftwerke doch länger benötigt werden, sei es kein Problem, das AKW Gundremmingen weiter zu betreiben. Dass dies der Fall sein wird, kann sich Hartmann aber nicht vorstellen. Genauso wenig, wie dass sich die Bedingungen für den Betrieb eines Gaskraftwerks bald bessern. RWE habe weiter Interesse am Standort, doch es komme auf die wirtschaftliche Perspektive an. Ohne die würde nichts gebaut. Die Politik müsse entscheiden, wie sie die Stromversorgung sichere. „Wir sind nicht dafür zuständig, dass weiter Licht brennt.“

    Wann dort wieder eine Wiese wächst, weiß keiner

    Wann das Atomkraftwerk (AKW) Gundremmingen komplett abgebaut sein wird, weiß übrigens noch niemand. Zwar steht fest, dass Block B ab 2018 und Block C vier Jahre später keinen Strom mehr liefern werden. Auch ist davon auszugehen, dass sie in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre frei von Brennstoffen sind und um das Jahr 2040 aus der atomrechtlichen Überwachung kommen. „Doch wann hier wieder eine grüne Wiese wächst, ist nicht abzusehen“, sagt der technische Geschäftsführer Michael Trobitz. Das hänge auch davon ab, wann ein Endlager für radioaktiven Müll in Betrieb geht.

    So lange müsste zumindest das Zwischenlager am Standort bleiben. Dort sind inzwischen die neuen Wände an den Längsseiten fertig, zu deren Dicke sich niemand äußert. Nun laufen Arbeiten im Innern, wie der Bau einer neuen Krananlage. Das nimmt die Bürgerinitiative Forum zum Anlass, an der Sicherheit im Lager zu zweifeln. Der Kran genüge nicht den Vorschriften, weshalb die ganze Anlage keine Genehmigung habe. Nachdem die Justiz dem Zwischenlager Brunsbüttel wegen fehlender Sicherheitsnachweise die Betriebserlaubnis entzogen habe, müsse das auch in Gundremmingen gelten.

    Doch sowohl das Bundesamt für Strahlenschutz als auch das bayerische Umweltministerium betonen: In Brunsbüttel sei es nicht um eine unzureichende Sicherheit, sondern um das Genehmigungsverfahren an sich gegangen. Zudem sei die jetzige Krananlage in Gundremmingen bereits sicher, sie werde nur weiter aufgerüstet. Im Kraftwerk wird derweil auf die Erlaubnis gewartet, weitere Castoren ins Zwischenlager zu bringen. Beantragt wurde das 2009. Im AKW gebe es aber auch noch genug Lagerkapazitäten.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden