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Medizin: Ein medizinischer Glücksfall

Medizin

Ein medizinischer Glücksfall

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    Maren Rommel fängt in Burtenbach als Hausärztin an. Ihre Praxis hat sie komplett neu eingerichtet, ihr Herzstück ist ein hochmodernes Sonografiegerät.
    Maren Rommel fängt in Burtenbach als Hausärztin an. Ihre Praxis hat sie komplett neu eingerichtet, ihr Herzstück ist ein hochmodernes Sonografiegerät. Foto: Heike Schreiber

    Burtenbachs Bürgermeister Roland Kempfle spricht von einem „Glücksfall“: Die Marktgemeinde hat seit Kurzem mit Maren Rommel wieder eine Hausärztin vor Ort. Ein Jahr lang war die Stelle nach dem gesundheitlichen Ausscheiden des langjährigen Allgemeinarzts Volker Rudolph unbesetzt gewesen. „In Zeiten, in denen Hausärzte immer weniger werden, kann man das gar nicht hoch genug einschätzen, dass wir diese Lücke wieder schließen konnten“, freut sich Kempfle. 6,5 Stellen für Allgemeinmediziner sind laut Kassenärztlicher Vereinigung Bayern derzeit im Landkreis offen. Von einer Unterversorgung könne aber nicht die Rede sein, teilte ein Sprecher gestern auf Nachfrage mit. Angesichts einer Abdeckung von 76 Ärzten im Kreis spreche man von einer Regelversorgung.

    Maren Rommels Weg zur Hausärztin scheint von Kind an klar vorgezeichnet. Beide Eltern waren in dieser Berufssparte aktiv, nahmen ihre Töchter regelmäßig zu Patientenbesuchen mit. Als 14-Jährige wurde die heutige zweifache Mama Sanitätshelferin, ab diesem Zeitpunkt durfte sie ihren Vater auch auf Notarzteinsätze begleiten. Später wurde sie Rettungsassistentin, studierte Medizin und entschied sich – wenn auch relativ spät – für die Allgemeinmedizin. „Ich bin nicht nur durch mein Elternhaus geprägt worden, ich finde es einfach spannend, mit Patienten unterschiedlichen Alters und mit verschiedensten Krankheiten zu tun zu haben“, erzählt die 39-Jährige.

    Aussterbende Spezies

    Dass sie damit fast schon zu einer aussterbenden Spezies unter den jungen Kollegen zählt, wundert sie nicht. In ihren Augen fehlt es an Lobbyarbeit. „Schon das Studium ist sehr auf Fachdisziplinen ausgerichtet. Die Allgemeinmedizin ist bei den meisten Studierenden gar nicht in den Köpfen drin“, bedauert Rommel. Ein weiterer Nachteil sei, dass Fachärzte mehr verdienen als Hausärzte und dabei deutlich weniger Vorgaben einhalten müssen. Noch dazu würden die meisten nach der Ausbildung in größere Städte streben. Wer wolle schon aufs Land? Dass sie selbst jetzt eine eigene Praxis in der 3600 Einwohner-Gemeinde Burtenbach öffnen kann, wo sie seit Jahren mit ihrer Familie lebt, sieht sie als gewaltigen Vorteil. Nicht nur, weil sie ihrem Mann und den zwei fünf und sieben Jahre alten Töchtern nah ist und im Ort auch keine Unbekannte ist. Entscheidend ist für sie noch ein anderer Punkt: „In Günzburg ist viel mehr Konkurrenzdruck, hier sind die Perspektiven viel größer.“

    Und so hat sie alle Bedenken beiseitegeschoben und mutig eine sechsstellige Summe in eine eigene Praxis gesteckt. Da sie zwar den Sitz des bisherigen Burtenbacher Allgemeinarztes Volker Rudolph übernehmen konnte, nicht aber seine Praxis, sei ihr nur der Weg in die Selbstständigkeit übrig geblieben. Dass im Gebäude an der Hauptstraße, in dem auch schon die Zahnarztpraxis Seckler beheimatet ist, noch Räume frei waren, spielte ihr perfekt in die Karten. Zwar war im Erdgeschoss bis vor Kurzem noch die Gemeindeverwaltung wegen des Rathausumbaus untergebracht, doch diese zog kurzerhand eine Etage höher.

    Alles ist hell, offen und groß

    200 Quadratmeter stehen der jungen Hausärztin jetzt zur Verfügung, alles ist „hell, offen und groß, genauso, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt Maren Rommel. Zwei Sprechzimmer, ein Labor und einen Multifunktionsraum für EKG oder Lungenfunktionsmessung hat Rommel nicht nur geschmackvoll eingerichtet, sondern auch mit den modernsten Geräten ausgestattet. Herzstück der Praxis ist ein nagelneues Sonografiegerät, von dem andere Praxen nur träumen können, das es preislich aber auch mit einem Mittelklassewagen aufnehmen kann. Geld, das Maren Rommel erst mal wieder verdienen muss. Sie sei zuversichtlich, bisher sei es gut angelaufen, viele Patienten hätten sich in den ersten Tagen bereits angemeldet. Es könnten ruhig noch mehr werden, sagt Rommel, denn im Gegensatz zu anderen Ärzten, die neue Patienten ablehnen, habe sie noch Kapazitäten. Am morgigen Freitag weiht sie ihre Praxis offiziell mit geladenen Gästen ein, der evangelische Pfarrer Norbert W. Riemer wird den kirchlichen Segen erteilen.

    Bürgermeister Roland Kempfle spricht von einem „großen Gewinn für die Gemeinde“. Schließlich sei die ärztliche Versorgung vor Ort unglaublich wichtig. Fehle nur noch eine Apotheke. Die wurde schon vor einigen Jahren geschlossen. Räumlichkeiten seien vorhanden, macht Kempfle Werbung und träumt von einem medizinischen Kompetenzzentrum.

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