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Die Heimat liegt in Trümmern
Günzburg Franco Rasetti ist nervös. Seine Heimat liegt seit gestern in Trümmern. Der Wahl-Günzburger, der bereits seit über 40 Jahren in Deutschland lebt, stammt aus den mittelitalienischen Abruzzen. Dort bebte gestern die Erde, etwa 200 Menschen starben. Die einst malerische Hauptstadt der Gebirgsregion, L'Aquila, gleicht einem Kriegsschauplatz. "Ich denke jeden Augenblick an die Menschen in meiner Heimat", sagt Rasetti. Der gelernte Chemie-Ingenieur macht dabei einen unruhigen Eindruck.
Mit Freunden telefoniert
Sofort nach dem Eintreffen der erschütternden Nachrichten aus Italien habe er mit Freunden in den Abruzzen telefoniert. "Von meinen Bekannten ist niemandem etwas passiert - Gott sei Dank", meint Rasetti und blickt dabei schon wieder optimistisch in die Zukunft: "Die Leute in der Krisenregion sind es gewohnt, hart zu arbeiten - sie werden sich wieder aufraffen."
Trotzdem sitzt der Schmerz tief bei Franco Rasetti. Er denke permanent an die Krisenregion, an die sanften, fruchtbaren Landschaften der Abruzzen - "eine wunderbare Gegend", wie er findet. Vor allem die Geschichte und Kultur seien Merkmale der Gegend um L'Aquila. "Das soll jetzt alles kaputt sein? Ich bin einfach nur erschüttert", sagt Rasetti. Forte e gentile, stark und freundlich: Das seien die Charakterzüge der Menschen aus der italienischen Gebirgsregion.
Rasetti hofft inständig, dass diese Eigenschaften gerade jetzt, in den schlimmen Tagen nach dem Beben, zutage treten werden. "Die Erdbebenproblematik ist seit jeher bekannt in L'Aquila", erklärt der Italiener. Nun habe es die Stadt jedoch besonders hart getroffen: Selbst seine Freunde in 40 bis 50 Kilometer von L'Aquila entfernten Dörfern berichteten noch von der Wucht der Erdstöße.
"Bilder sind von den Wänden gefallen, die Betten haben sich bewegt" - aufgeregt erzählt Rasetti von den zahlreichen Telefonaten, die er seit gestern mit seinen Bekannten in der alten Heimat geführt hat. Unruhe und Aufgeregtheit sowie das seltsame Gefühl des Gelähmtseins: Franco Rasetti würde am liebsten sofort seine Sachen packen und helfen. Doch so einfach sei das eben nicht. Dennoch, er möchte mehr Klarheit über die Situation vor Ort. Im Sommer werden er und seine Frau in die Abruzzen fahren.
"Wir sind gespannt, wie es dort aussieht", meint Franco Rasetti. Sensationslüstern sei das nicht: "Es ist doch schließlich meine Heimat", erklärt er.
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